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INTERVIEW
PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2012
23
nicht mehr im Leben lernt, das
Aushalten.“
Was denken Sie über das
ewige Glück?
Balldini:
„Wir haben alle die
Illusion, dass man mit dem
Partner ein Leben lang glück-
lich sein muss, es muss ein
Leben lang harmonisch sein
und man muss immer tollen
Sex gemeinsam haben. Aber
das geht nicht. Das ist eine
Illusion. Beziehungen verän-
dern sich und nach der großen
Verliebtheit, geht es darum, was
uns als Paar ausmacht. Welche
Gemeinsamkeiten und Unter-
schiede haben wir? Halten wir
es aus, dass der eine Partner
mehr Freiheit braucht und der
andere weniger? Ich glaube,
erst nach zwei Jahren fängt
die Beziehungsarbeit an.“
Woran erkennt man, dass
eine Beziehung gut läuft?
Balldini:
„Wenn es mit den
Jahren besser wird und nicht
schlechter. Und wenn man mit-
einander immer noch extrem
viel Spaß hat.“
Was denken Sie über Eifer-
sucht?
Balldini:
„Eifersucht hat
nichts mit Liebe zu tun. Ganz
im Gegenteil. Wer wirklich
liebt, gönnt dem anderen, dass
er auch mitunter mit jemand
anderen flirten kann oder von
anderen Menschen wahrge-
nommen und begehrt wird.
Wenn ich sehe, dass eine Frau
meinen schönen Mann anhim-
melt, denke ich mir, mei, das ist
zu tun. Wenn wir uns selber
nicht so lieb haben und toll fin-
den, ist die Gefahr natürlich
groß, dass andere toller sind.
Eifersucht hat auch etwas mit
Macht und Kontrolle zu tun,
wenn ich meinen Partner nicht
rauslasse, weil ich ihn kontrol-
lieren will. Das hat absolut
nichts mit Liebe zu tun. Liebe
bedeutet Großzügigkeit und
Freiraum. Je freier wir sind,
umso mehr verbindet uns das.
Wer loslasst, kann behalten.“
Und wenn Seitensprünge
passieren?
Balldini:
„Diese sind in den
seltensten Fällen persönlich ge-
meint. Ein Seitensprung kann
passieren. Man macht viel zu
viel Drama draus. Der Mensch
ist von Natur aus kein monoga-
mes Wesen. Trotzdem halte ich
viel auf Treue – im Sinne von:
man steht zueinander, man ist
füreinander da. Man schaut ge-
meinsam auf das, was man ge-
schaffen hat und man macht
den Partner nicht schlecht vor
Dritten. Letztes ist Untreue
höchsten Grades. Wenn ich
etwa einkaufen gehe und höre,
wie die Menschen über den
Partner daheim schimpfen,
dann wird mein Herz ganz eng.“
Frau Balldini, zurück zum
Flirten. Ihrer Meinung nach
soll der Partner auch mit
anderen flirten dürfen?
Balldini:
„Wir Menschen de-
finieren uns ja über das Außen.
Und wenn ich als Frau nicht
das Gefühl habe, dass ich
anderen gefalle, dann leidet
nett. Eifersucht hat was mit Ver-
lassensängsten zu tun. Das ist
eine Urangst. Eine natürliche
Angst. Eifersucht hat auch
etwas mit Selbstwertmangel
natürlich mein Selbstwert
und mein Selbstbewusstsein.
Wir Frauen wollen ja ge-
sehen werden. Wenn uns
niemand wahrnehmen
würde, dann leiden wir natür-
lich. Und wenn der Partner
nicht gesehen wird, leidet er
eben auch.“
Martina Holzer
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ben auf der Bühne