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OSTTIROLER
NUMMER 3/2010
3
HEIMATBLÄTTER
fordert besondere Übung, Bilder zu lesen,
die hauptsächlich realistische Details ent-
halten, aber keine besonderen Wahrneh-
mungsmerkmale hervorheben ...“
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Welche initialisierenden Motivations-
ebenen findet man nun in den Bildwerken
von Ursula Mairamhof? Die Malerin ge-
steht unumwunden ein, ihre Bildkonzepte,
ihre bildnerischen Konstrukte einem bei-
nahe ausschließlich emotional bedingten
Gefüge ihrer Wesenseinheit zu unterlegen.
Sie bedient sich ihrer unverwischten Emo-
tionalität, um situative Erfahrungen am
Bildwerk festzuhalten – die Unabdingbar-
keit eines Malprozesses wird jedenfalls von
ihr nicht provoziert. Situationsdramatische
bis hin zu situationstragische Komponen-
ten gelten als impulsiv konzeptuelle Bau-
steine ihres Werkaufbaus, aber der Sponta-
neität eines emotionalen Malbedürfnisses
entgegnet Ursula Mairamhof entgegen den
Erwartungen mit Contenance – im Malpro-
zess findet jene Entschleunigung statt, die
als zeitbedingter Faktor der ursächlich im-
pulsiven Emotionalität entgegensteuert.
Jene anfänglich unkompliziert spontanen
Gemütsbewegungen, affektive Erfahrungen
und Erregungszustände bis hin zu anek-
dotenhaft ironisierenden Einstreuungen
gelten als faktische Programmvorlagen für
ihre Arbeit.
Mit dieser Themenvielfalt gilt ihre ei-
gene Person als Parameter für den weite-
ren Verlauf des Malaktes. Aus diesem Zu-
sammenhang heraus existiert in der Male-
rei der Künstlerin nicht Homogenität im
Konzept im herkömmlichen Sinn, das in
vorher festgesetzten Spielräumen varia-
tionsgefällige Formen und Farben plaka-
tieren möchte. Die Zeit als bedeutende
Komponente, die ein In-sich-kehren und
sogar erkenntnisreiche Analogien im Lauf
des Malprozesses zulässt, erlauben folg-
lich das Einfließen von Seelenregungen
der Malerin bis zur letzten, obersten
Schicht im Bild. Strukturen und Kompar-
timentierungen sind nicht das Ergebnis
eines bereits angedeuteten homogen ge-
reihten Malflusses, sondern gewachsene
Bildbruchstücke einer sich verändernden
Emotionalität. Die Strukturen, die wir
somit in den Bildern von Ursula Mairam-
hof wahrnehmen, entsprechen sinngebend
ihrer malerischen Wesensoffenlegung.
1971 schrieb Rudolf Arnheim zum Thema
Struktur: „Bei demVerlangen nach organi-
sierter Struktur handelt es sich nicht nur
um eine Angelegenheit der Form; und
Mannigfaltigkeit dient nicht nur zur Ver-
meidung von Langeweile, da es ja in der
Kunst um mehr als bloße Sinnesunterhal-
tung geht ...“
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Figuralität im Kontext von
Emotionalität
Nun, es stellt sich hier die unvermeidli-
che Frage nach der Wertigkeit von Abstrak-
tion und Gegenständlichkeit in den Bild-
werken der Künstlerin! Wir sehen vorran-
gig abstrahierte Formen und tendieren
trotzdem dazu, nach Körperlichkeit und
Oberflächenvertrautem zu suchen. Tatsache
ist, dass Ursula Mairamhofs malerisch zum
Ausdruck gebrachte Stimmungsakkorde
sehr wohl mit figurativer Stofflichkeit in
Verbindung gebracht werden können –
Landschaften, Umgebungsräume und ihre
eigene Körperlichkeit, zum Teil eingebaut
in selbstporträtistischer Detailansicht, be-
stimmen im Grundkonsens das Bildmotiv.
Wichtig ist aber festzuhalten, dass die
Künstlerin weder von uns Betrachterinnen
und Betrachtern noch von sich selbst exkur-
sive Wiedererkennungssensationen einfor-
dert und schlussendlich die vorhandene Ge-
genständlichkeit nicht nur mit Übermalun-
gen geschwächt wird, ja sogar vollständig
von ihr zurückgenommen wird! Die
Schichtstruktur im Bildaufbau erklärt sich
als impulsives Ergebnis von Hinzufügen
und Wegnehmen – ein Übermalen von Se-
quenzen, deren ursprüngliche Darstel-
lungsmotivation nicht mehr mit der gereif-
ten Intention der Künstlerin unbedingt kon-
form gehen muss.
Es kommt nicht von ungefähr, dass sich
Ursula Mairamhofs Körperbezogenheit
fast ausschließlich auf Kopf- und Oberkör-
perpartien einstimmt, denn es liegt auch
für uns nahe, sie als poetisch induzierte
Sinnbilder für Sensualität zu erahnen.
2006: K60tü (o. T.), 80 x 80 cm.
2008: K89nr (Neuraum), 100 x 120 cm. Die
Ausgangsidee für diese Komposition basiert auf
einem für die Kunstschaffende beeindruckenden
Naturerlebnis.
K69hg
(o. T.),
80 x 100 cm,
gemalt
2006.
Gerade
skizzen-
hafte
grafische
Partien mit
Tusche und
vereinzelt
mit Pastell-
kreide aus-
geführt,
sind ein
weiterer
wichtiger
Ausdrucks-
faktor in
ihren Bild-
werken.