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OSTTIROLER
NUMMER 3/2010
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HEIMATBLÄTTER
Kunstwerken und Zuschauern und folglich
den Kunstschaffenden emphatisch zu
initiieren. Auch Ursula Mairamhof ist Teil
dieses fluktuierenden Verhältnisses, wobei
die 1973 in Lienz in Osttirol geborene
Künstlerin uns nicht prima vista als emo-
tional offensichtliche Spielerin gegenüber-
tritt, sondern uns mit ihren Bildwerken
zum gegenständlichen Begreifen und ge-
wogenem Annehmen herausfordert, ohne
ihre gewachsene Position, ihr behauptetes
Zurückgezogensein zu negieren.
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Ihr Stu-
dium absolvierte die Kunstschaffende
von 1991 bis 1997 an der Universität Mo-
zarteum in Salzburg in der Klasse für Gra-
fik bei Herbert Stejskal und in der Klasse
für Fotografie bei Michael Mauracher.
1996 wurde ihr der dritte Preis des Foto-
wettbewerbs zum Thema „Wasser und
Energie“ der Tiroler Wasserkraftwerke ver-
liehen und machte im selben Jahr mit Foto-
arbeiten in der Galerie der Stadt Salzburg
im Mirabellgarten und „Zum Gedenkjahr
Josef Beuys“ in St. Virgil in Salzburg be-
reits auf sich aufmerksam. Die anfängliche
künstlerische Orientierung und selbstbe-
wusste Vorstellung Ursula Mairamhofs im
vorwiegend fotografisch und videotech-
nisch experimentellen Genre wird gegen-
wärtig von ihr nicht mehr als Ausdruckse-
lement ihres Schaffensprozesses bedient –
der Entwicklungsprozess zur aktuellen Ma-
lerei wird von ihr durchaus als diskrepant
in der Konzepterschließung, der Inhaltsauf-
fassung und Werkserarbeitung aufgefasst.
„Das Metier der Fotografie lässt sich für
die Künstlerin erst in gegenpoliger, voraus-
gehender Themenkonzipierung erschlie-
ßen. Im Gegensatz zur Malerei entsteht die
Idee für das fertige Bild bzw. das Abbild
bereits im vornherein mit eingeschränkten
Abänderungen.“
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Vielfältige Ausstellungspositionen
Ihr Schaffensprozess wird sozusagen
durch ein variierendes Ausstellungspro-
gramm begleitet, das in durchaus entwick-
lungsbedingter Absicht indikatorgleich
einen unmittelbaren Eindruck emotionaler
Positionierungen der Künstlerin vermitteln
soll – schließlich gilt ihre vollständige Auf-
merksamkeit nun der Malerei. Neben den
Innsbrucker Institutionen Kunstpavillon,
der Galerie Notburga oder der Andechs-
galerie, 2008 in der Städtischen Galerie
Theodor von Hörmann in Imst, dem Forum
für zeitgenössische Kunst im Palais Liech-
tenstein in Feldkirch, der Wiener Galerie
Peithner-Lichtenfels und dem Museums-
quartier, wo sie 2007 mit dem Koschatzky-
Kunstpreis ausgezeichnet wurde, sind auch
die Beteiligung an der Internationalen
Kunstmesse in Straßburg und der Cologne
Fine Arts in Köln im Jahr 2006 wichtige
„Spielwiesen“ für ihre Arbeit. Wiederholte
Präsentationen im Lienzer RLB-Atelier und
der Innsbrucker RLB-Kunstbrücke, wo sie
unter anderem 2008 den RLB-Kunstpreis
erhielt, können mit einer Ausstellung in den
Galerieräumen der Kunstwerkstatt in Lienz
im Frühling 2010, als weitere renommierte
Stationen ihrer künstlerischen Repräsentanz
angeführt werden.
Der Sinn von Gegenständlichkeit
und deren Überwindung
Wenn eingangs die Abstraktion als Mittel
künstlerischer Darlegung beschrieben wird,
verlangt in dem Sinn auch die Wertigkeit
von Gegenständlichkeit, von Figuralität
nach kurzer Erläuterung, denn sie ist ja der
eigentliche Ausgangspunkt jeglicher Seh-
prozesse. Dient unter anderem die gegen-
standsbezogene Darstellung in einem Bild-
werk dazu, die Wahrnehmung bzw. auf ein
künstlerisches Objekt umgesetzte Gefühls-
regungen und Lebenserfahrungen, einem
Täuschungseffekt entgegenzuwirken? Be-
deutet Figuralität in Wirklichkeit ein Ent-
kommen der Kunstschaffenden gegenüber
ihren Betrachterinnen und Betrachtern
vor Missverständnissen und Fehlinterpreta-
tionen?
Aus welchen Beweggründen auch immer
ein künstlerisches Objekt induziert ist, die
Basis der freien Entscheidung der Kunst-
schaffenden ist schlussendlich alleinig das
Beherrschen der Ausdrucksvarianten, der
Disziplinen! Rudolf Arnheim schrieb 1954
in seinem Standartwerk
Kunst und Sehen:
„… einige hervorragende Merkmale bestim-
men die Identität eines wahrgenommenen
Objektes und schaffen eine zusammenhän-
gende Gestalt, die aber auch durch Qualitä-
ten zweiten Ranges bestimmt wird. Es er-
2008: K89bs (beseelt), 100 x 120 cm.
Eine
Okto-
ber-
expres-
sion
aus
dem
Jahr
2008:
K810lt
(Licht-
tausch),
100 x
120 cm.
K74we (o. T.) aus dem Jahr 2007, 95 x 115 cm.