Seite 5 - H_2011_05

Das ist die SEO-Version von H_2011_05. Klicken Sie hier, um volle Version zu sehen

« Vorherige Seite Inhalt Nächste Seite »
wurden die spitz zulaufenden, massiven
Endstücke des sonst innen hohlen Elefan-
tenzahns verwendet.
31
Von
Simon Troger
wurden der
Hl. Be-
nedikt
(Stams, Kunstsammlungen des Zis-
terzienserstifts Stams)
32
und die ikonogra-
phisch äußerst interessante
Pietà
(Stifts-
museum Klosterneuburg,
Abb. 8
)
33
aus
Elfenbein gearbeitet: Das Vesperbild zeigt
zwei Handlungsebenen, die durch den
Kreuzesstamm verbunden sind. Am Sockel
betrauert Maria ihren toten Sohn. Ein
Putto intensiviert durch seine Gestik den
Ausdruck des Schmerzes. Am Kreuz selbst
sind zwei Putti damit beschäftigt, einen
„neuen“ Titulus mit Nägeln zu fxieren
bzw. mit einem Schwamm die Inschrift
„CHYROGRAPHUM
.
PECCATI“ auszu-
löschen. Durch die Verwendung der
Marterwerkzeuge Christi weisen die Putti
auf die Tilgung der Erbschuld durch den
Opfertod des Herrn hin. Zusätzlich beto-
nen vier gefügelte Puttenköpfe die Rich-
tungen der Kreuzesbalken.
Veit Königer
schuf monumentale Skulp-
turen, betätigte sich aber auch als Elfen-
beinschnitzer, wie das um 1775 entstan-
dene kostbare
Kruzifx
aus den Sammlun-
gen des Universalmuseums Joanneum
Graz belegt
(Abb. 9)
.
34
Der Sockel aus
Birnholz stellt den Berg Golgatha dar. Das
Kreuz aus schwarz gebeiztem Holz trägt
den sehr schlanken, nach unten hängenden
Corpus sowie den Titulus, beide aus
Elfenbein gearbeitet. Christus ist mit drei
Nägeln am Kreuz fxiert, wobei die Nägel
die Handwurzeln und nicht die Hand-
fächen durchdringen. Das Lendentuch ge-
staltete Königer ohne jede barocke Bewe-
18. Jahrhundert verwendet. Dann allerdings
verdrängte es das neu erfundene Porzellan.
36
Joseph Bergler d. Ä.
gestaltete aus Ala-
baster imAuftrag des Domherrn Graf Thun
in Salzburg
Das Opfer Abrahams
(1753,
Vaduz–Wien, Sammlungen des Fürsten von
und zu Liechtenstein,
Abb. 10
): Abraham
ist im Begriff, den göttlichen Auftrag aus-
zuführen. Da erscheint der Engel des Herrn,
verhindert im letzten Augenblick die Aus-
führung des göttlichen Befehls, weist
hinauf zum Himmel. Das Kunstkammer-
stück wurde von Bergler äußerst detailreich
gestaltet, so erkennt man den aus Steinen
gebauten Altar, den Opferwidder sowie
einen Weihrauchkessel. Die mit „Joseph
Bergler F. 1753“ signierte und datierte
Kleinskulptur ist das zentrale Exponat der
Ausstellung, erscheint daher auch als
Motiv am Ausstellungsplakat. Die Geste
des Engels durchbricht den Umriss der
Figurengruppe, weist über sie hinaus und
erinnert damit an das Anliegen der
Sommerausstellung, den Weg von Puster-
taler und Osttiroler Künstlern hinaus in die
Ferne nachzuzeichnen.
37
Malerei und Bildschnitzerei (Raum 5)
Der Besucher wird in diesem Ausstel-
lungsraum mit einer spannenden Gegen-
überstellung eines Gemäldes von
Paul
Troger
und einer Skulptur
Veit Königers
konfrontiert. Das Thema beider Kunst-
werke ist der vom Kreuz abgenommene
Gottessohn – wobei die Holzskulptur
durch ihre tatsächliche körperliche Präsenz
den Betrachter unmittelbar anspricht.
Veit Königer
schnitzte diesen
Grab-
legechristus
(1780,
Abb. 11
) für die Grotte
gungstendenz. Das Haupt Christi ohne
Dornenkrone neigt sich nach links. Eine
Verwendung des Objektes als Altarkreuz
bzw. als Andachtsbild im privaten Bereich
kann angenommen werden.
35
Alabaster, ein Mineral, weicher als Mar-
mor, härter als Gips, wurde für Vasen, Scha-
len, Reliefs und Skulpturen kleineren For-
mats verwendet. Der besondere Reiz dieses
Werkstoffes ist durch Lichtdurchlässig-
keit an der Oberfäche gegeben. Deshalb
wurde es für kleinplastische Arbeiten bis ins
OSTTIROLER
NUMMER 5/2011
5
HEIMATBLÄTTER
Abb. 7: Johann Worath, Kanzel in der Stifts-
kirche Schlägl, 1646/47, lavierte Feder-
zeichnung auf Papier; Schlägl/OÖ, Prae-
monstratenser Chorherrenstift Schlägl.
Foto: Praemonstratenser
Chorherrenstift Schlägl
Abb. 8: Simon Troger, Pietà, Elfenbein,
Nussholz; Klosterneuburg, Stiftsmuseum.
Foto: Klosterneuburg, Stiftsmuseum
Abb. 9: Veit Königer, Kruzifx, Elfenbein,
Birnholz; Graz, Universalmuseum Joan-
neum. Foto: Universalmuseum Joanneum