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OSTTIROLER
NUMMER 11/2010
2
HEIMATBLÄTTER
Gemeinde St. Veit war. Feldner erinnert
sich später, dass dabei auch
„Studenten-
Ulk getrieben, gesungen und gekegelt“
wurde;
„Papa Rieger
[der Vater des späte-
ren Reimmichl]
nahm nicht ungern daran
teil und beglich dann die ganze Zeche der
Studenten, die ihn dafür hochleben lie-
ßen.“
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Die Reifeprüfung konnte Feldner
aufgrund einer schweren Typhuserkran-
kung allerdings erst 1888, ein Jahr nach
seinen Klassenkameraden, nachholen.
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Im
Anschluss daran studierte er in Brixen
Theologie, um Priester zu werden.
Vom Kooperator zum Pfarrer:
Ahrntal, Virgen, Pfunders
Im Jahre 1892 war es endlich so weit:
Feldner wurde am Hochfest der hll. Petrus
und Paulus (29. Juni) zum Priester geweiht.
Am 12. Juli feierte er in seiner Heimatge-
meinde die Primiz.
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In den folgenden Jah-
ren wurde Feldner zunächst als Kooperator
in St. Jakob in Ahrn (drei Monate), dann in
Sand in Taufers (bis 1896) und anschlie-
ßend in Virgen eingesetzt.
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Sein Einstand
als Kooperator dortselbst war am 29. Au-
gust 1896.
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Während dieser Zeit entdeckte
er im nahe gelegenen Gerichtsarchiv von
Windisch-Matrei wichtige Akten über die
Geschichte des Protestantismus im Defer-
eggental.
Im Jahre 1901 wurde Feldner Pfarrer in
Pfunders. Die Pfarrchronik, die in einer ma-
schinschriftlichen Abschrift existiert, enthält
fünf Seiten, die Pfarrer Feldner selbst ver-
fasst hat.
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Sie geben nicht nur einen guten
Einblick in die seelsorgliche Tätigkeit Feld-
ners, sondern auch in die außergewöhnlichen
Ereignisse, die das Dorf erschütterten.
Neben einem Brand und wiederholten Ver-
murungen gab es mehrere tragische Un-
glücksfälle, über die Feldner ausführlich
schreibt. Ganz dem Stil einer Chronik ent-
sprechend vermerkte der Pfarrer auch peni-
bel alle Anschaffungen für die Kirche samt
den Kosten. Erwähnenswert ist, dass sich
Feldner nicht nur um die Restaurierung alter
Objekte bemühte, wie etwa um das älteste
Messgewand aus dem Jahre 1690
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, sondern
auch neue Dinge anschaffte: So bestellte er
im Jahre 1910
„beim ersten Künstler des
Landes“
, Josef Bachlechner, eine Josef-
statue; im Jahre 1902 schaffte er bei seinem
Deferegger Landsmann Christian Ladstätter
eine Schwarzwälder Uhr für die Sakristei
an.
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Im Jahre 1910 fand nicht nur eine sehr
gut besuchte Volksmission, sondern auch die
Neuweihe der Altäre durch Fürstbischof
Josef Altenweisel statt.
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Ein bleibendes Ver-
dienst hat sich Feldner mit der Anlage eines
umfangreichen Familienbuches geschaf-
fen.
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In Pfunders entstand übrigens eine
Serie von rund 80 Fotografien, die eine große
Vorliebe Feldners für diese damals noch
nicht allgemein verbreitete Kunst bezeugen:
Die im Stiftsarchiv Innichen in Cellophan-
säckchen aufbewahrten Glasplatten weisen
eine fortlaufende Nummerierung sowie An-
gaben über die Blende, das Objektiv, die
Uhrzeit und die Belichtungsdauer auf.
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Nach 15 Jahren verließ Feldner mitten im
Ersten Weltkrieg Pfunders. Sein Urteil über
die Gemeinde war schon nach drei Jahren
des Hierseins überwiegend positiv ausge-
fallen:
„Die Pfunderer machen auf mich
keinen so üblen Eindruck: ich finde wohl-
tuende Folgsamkeit, die Kinder achten die
Eltern. (…) Der Empfang der Sakramente
scheint zugenommen zu haben. Besonders
blüht die Herz Maria Bruderschaft.“
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Vor
allem lobt er die Freigebigkeit der Leute:
„Die Pfunderer sind wohltätig und geben
gerne etwas zur Ehre Gottes.“
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Feldner als Pfarrer in Niederdorf:
Der Streit um Horazio Gaigher
Am 2. März 1916, mitten im Ersten Welt-
krieg, trat Feldner seine neue Seelsorgstelle
in Niederdorf an. Auch wenn dieser Ort
nicht direkt vom Kriegsgeschehen betroffen
war, so sollte die Nähe zur Front für die
Niederdorfer Pfarrkirche schwerwiegende
Folgen haben: Nach mehreren Granaten-
einschlägen in der Umgebung wurden die
drei Altarbilder des Barockmalers Martin
Knoller am 14. September 1916 „zur
Sicherheit abgenommen und nach Brixen
und später nach Innsbruck in Verwahrung
gebracht. Durch unsachgemäße und kopf-
lose Behandlung ging das Hochaltarbild zu-
grunde.“
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Allerdings wurden diese Folgen
erst im Laufe des folgenden Jahres bekannt.
Am 10. Dezember 1917 schrieb der Lienzer
Dekan Gottfried Stemberger an Feldner:
„Vor allem mein aufrichtiges Beileid zum
großen Unglücke!“
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Stemberger, der in
früheren Jahren in Niederdorf gewirkt
hatte, vermutete, dass das Bild nach vor-
handenen Fotos ergänzt oder zumindest
kopiert werden könnte.
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Dem war jedoch
nicht so: Während die beiden Seitenaltar-
bilder gerettet werden konnten
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, stellte sich
bald heraus, dass das Hochaltarbild irrepa-
rable Schäden aufwies. Die Reste davon
könne Feldner übrigens verkaufen, meinte
der aus Prägraten stammende Prälat Adrian
Egger, einflussreicher Priester und Kunst-
historiker in Brixen, zu dieser Angelegen-
heit im Jänner 1918.
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Auch wenn an einen Ersatz für das ver-
lorene Bild vorerst nicht zu denken war,
dürfte sich Feldner bereits im Laufe des
Jahres 1918 an seinen einstigen Mitschü-
ler, den Maler Horazio Gaigher, mit der
Bitte um einen Entwurf für ein neues
Hochaltarbild gewendet haben.
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Gaigher
machte Feldner ein Angebot für ein neues
Bild um 10.000 Lire; für die Finanzierung
könne er, Gaigher, eventuell als Mitglied
der Kommission für bildende Künste in
Trient
„einen ordentlichen Beitrag durch-
setzen“.
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Des Weiteren schlug er vor, sich
an die berühmte Hotelbesitzerin Emma
Hellensteiner und ihre Schwester zu wen-
den, die
„als fromme Damen und gebür-
tige Niederdorferinnen gewiß zu einem
größeren Opfer zu haben wären“.
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Prälat Egger war allerdings gegen
Gaigher eingestellt; er favorisierte Emanuel
Raffeiner aus Schwaz, der stilistisch den
Nazarenern nahe stand.
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Der Streit um die
Vergabe, der sich rund zwei Jahre hinzog,
war zugleich eine Auseinandersetzung zwi-
schen „konservativ“ und „modern“. Aller-
dings hatte Egger persönlich weniger
künstlerische denn ideologische Bedenken
gegen Gaigher.
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Er übersah aber nicht,
dass eine Auftragsvergabe an den Öster-
reicher Raffeiner aufgrund der äußerst
schwachen Krone mit gewissen finanziel-
len Risken verbunden wäre.
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Nach einer
Sitzung des diözesanen Kunstrates im
Herbst 1920 teilte Egger den Entschluss
desselben Feldner mit:
„Wenn der Pfarrer
hochw. Feldner gegenüber Gaigher nicht
gebunden ist, so ist mir lieber, daß H. Raf-
feiner die Arbeit bekommt.“
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Die Ableh-
nung Gaighers durch die Diözese schien
Feldner nur insofern zu beeindrucken, als
er sich mit der Entscheidung Zeit ließ. Am
2. November 1920 fragte Gaigher schon
etwas ungeduldig bei Feldner nach, wann
es endlich zu einer solchen kommen
werde.
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Inzwischen hatte auch Raffeiner
Kontakt mit Feldner aufgenommen, dem er
die Befreiung vom Militärdienst zu ver-
danken hatte
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, bekam aber offenbar keine
Antwort. Auch gegenüber Gaigher verhielt
sich Feldner abwartend, sodass dieser fast
ein Jahr später äußerst emotional reagierte:
„Lieber Peter! Obwohl du mich im Laufe
der Jahre gelehrt hast, daß ein alter
Freund bei Dir ein gestempeltes Gesuch
einreichen muß, um überhaupt einer Ant-
wort gewürdigt zu werden, traue ich mich
Pfarrkirche und Widum in Pfunders, Auf-
nahme von P. Feldner (dat. 23. 10. 1903;
Glasplatte im Stiftsarchiv Innichen).
Primizbild Peter Feldners (Archiv Leo
Grimm, Hopfgarten).