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OSTTIROLER
NUMMER 12/2010
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HEIMATBLÄTTER
Gegenständlichkeit zu nähern, bzw. eine
Abstrahierung des Motivs vorwegzuneh-
men – jedenfalls war die Grundlage der
expressiven Szenerie bereits gegeben.
„Es war nicht der Umgang mit der Tech-
nik, das Akribische eines Zeichners, oder
die klassische Malerei, die mich immer
schon faszinierte und beherrscht werden
wollte – es war wie ein Absprung in ein
fremdes, befreiendes Metier, als ich das
erste Mal abstrakt malte …“
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, beschreibt
Michael Unterluggauer rückblickend einen
Zustand, der heute seinen Intentionen als
Maler entspricht.
Zu erwähnen ist in diesem Zusammen-
hang ein Kompendium an privaten Auf-
tragsarbeiten, weiters als öffentliche Arbeit
2001 die Fassadengestaltung für das
Schulgebäude der Hauptschule Nußdorf-
Debant, eine vielschichtige Ausstellungs-
präsenz in Italien und Deutschland, in
Nord-, Ost- und Südtirol, wie z. B. 1996
auf Schloss Lipperheide, regelmäßige
Präsentationen in der Galerie Kunsthalle
Hosp in Nassereith, 2005 im Bundeskanz-
leramt in Wien als Teil der Formierung
Kunstraum Osttirol, 2008 im Botanischen
Garten der Universität Innsbruck, wieder-
holte Auftritte in der Wiener Galerie am
Salzgries, 2009 in der Züricher Galleria
Bertoni oder 2010 in der Galerie Angerer
in Schwaz in Tirol. Auch zahlreiche Be-
teiligungen in zum Teil leitender Funktion
an Symposien und Seminaren sind bestä-
tigende Aktivitäten eines Kunstschaffen-
den, der nicht unmittelbar ständig die so-
genannte Öffentlichkeit sucht.
Nicht uninteressant ist hier ein Zitat von
Conrad Fiedler über den Ursprung der
künstlerischen Tätigkeit aus dem Jahr
1887 anzuführen: „
Im gewöhnlichen
Leben, und nicht nur da, sondern auch auf
zahlreichen Gebieten höherer geistiger
Thätigkeit, beruhigt man sich damit, dass
gegenständlichen Bezeichnungen eben
Gegenstände in der Wirklichkeit entspre-
chen, und dass der Inhalt dieser Worte ein
an sich bestimmter sei. Sobald man aber
den Widersinn einsieht, …, etwas in der
Außenwelt suchen zu wollen, was man
nicht zunächst in sich selbst gefunden hat,
begreift man sogleich, dass der sogenannte
gegenständliche Inhalt eines Wortes in
nichts anderem besteht und bestehen kann,
als in den Empfndungs-, Wahrnehmungs-,
Vorstellungsvorgängen.
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Bildkonstruktion und Inhalt
Was sich nun am immanentesten im Pro-
cedere des Malakts verändert hat, ist die
im Voraus manifestierte Entstehungsge-
schichte einer Arbeit, die im Grunde ge-
nommen einer konversiven Betrachtungs-
einsicht des Künstlers entspricht: Sich
durchaus zyklisch wiederholende Motive,
Staffagen und arrangierte Farbkomparti-
mente werden von Michael Unterluggauer
szenisch eingesetzt und wollen konzeptu-
ell nicht als Inszenierung gedeutet werden.
Die Frontalität einer Stadtlandschaft kann
trotz der expressiv gestalteten Unterma-
lung, der grafsch feintarierten Aufösung
und der fahrigen Linienführung nicht die
Abgeschlossenheit der Thematik leugnen
– der Porträtcharakter vorangegangener
Bildarbeiten ist jedenfalls einem Bildkon-
zept gewichen, das als Widerbild emotio-
naler Reaktion, Interaktion und Konfron-
tation des Künstlers mit seiner Umwelt
entsteht. Das in der Abstraktion erreichte
Abbild einer Wirklichkeit relativiert sich
natürlich durch dessen erweiterte Mög-
lichkeit zur Interpretation! Dieser besagte
Blick ins Innere
einer scheinbar geschlos-
senen Einheit einer defnierten Bildebene
kann einerseits durch die Wahrnehmungs-
aktion von uns Betrachterinnen und Be-
trachtern in inhaltsbezogenemVerständnis
resultieren oder andererseits mit der Re-
aktion der Ablehnung einhergehen.
Jedenfalls stellt man sich die Frage, wel-
ches Abbild sehen wir tatsächlich? Es sind
zum einen die vom Maler vorgelegten
Bildtitel („Die Wallfahrer“ 2001, „Umar-
mung“ 2002, „Nonverbale Sensibilität“
2006, „Erwartung“ 2008, „Rollenspiele“
2008, etc.), die der Bildaussage eine An-
näherung erlauben. Als besonders markant
ist aber der Umstand, dass sich Michael
Unterluggauer nie wirklich vollständig von
organisch umkreisten Struktureinheiten hat
lösen wollen – schemenhaften Körper, als
mehr oder weniger breite Umrisszeich-
nungen mit Kohle oder Bleistift erkennbar,
werden in Landschaften transferiert, wer-
den elementarer Teil von ihnen, werden
wiederholt übermalt, um schließlich doch
noch jene essenzielle Bedeutung ihrer
Ausgangsposition zu behaupten, nämlich
als organische Strukturen zu gelten. Be-
stimmte in früheren Jahren fast aus-
schließlich die Ölfarbe als Malmittel den
farbinduzierten Stimmungsgehalt einer
Bildarbeit, so bevorzugt Michael Unter-
luggauer in den letzten Jahren insbeson-
dere den Umgang mit Acrylfarben, die
meistens in mischtechnisch erweiterten
2010: „Aufblühen II“, 50 x 70 cm, Acryl auf Leinen.
2010: „Aktfragment“, 40 x 30 cm, Acryl,
Mischtechnik auf Leinen.
2003: „Zukunftsglaube“, 70 x 50 cm,
Acryl auf Leinen.