Previous Page  9 / 52 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 9 / 52 Next Page
Page Background

BLICK

Ein

9

Aus der Gemeindestube

Viele Neobioten gehören schon zum fixen

Inventar der heimischen Lebewelt. Doch

Bisamratte und Regenbogenforelle, Göt-

terbaum und Springkraut sind ursprüng-

lich nicht bei uns zuhause.

Die Wege der Einwanderer sind oft

abenteuerlich.

Ausgangspunkt der Reise war in vielen

Fällen Nordamerika.

Waschbär und Bisamratte etwa entka-

men Anfang des 20. Jahrhunderts aus

Pelztierfarmen in Osteuropa. Von dort

suchten sie sich ihren Weg bis Skandi-

navien. Andere Arten wie etwa die Re-

genbogenforelle oder der Signalkrebs

wurden aktiv bei uns ausgesetzt. Wieder

andere gelangten als blinde Passagiere

im Ballastwasser von Schiffen zu uns,

so etwa die chinesische Wollhandkrabbe

oder die Wandermuschel. Durch den Bau

neuer Verkehrswege können Tiere aber

auch aktiv in neue Gebiete einwandern.

So besiedelten Hunderte Arten aus dem

Roten Meer über den Suezkanal das öst-

liche Mittelmeer.

Manche Eindringlinge können mas-

sive Schäden in ihrer neuen Heimat

bewirken.

Was zunächst willkommene Bereiche-

rung der heimischen Fauna und Flora ist,

kann aber durchaus Probleme bereiten:

Nordamerikanische Arten wie die Regen-

bogenforelle oder der Amerikanische Si-

gnalkrebs haben Europäische Bachforel-

le und Europäischen Flusskrebs massiv

dezimiert bzw. an den Rand des Ausster-

bens gedrängt.

Der Grund: Ihre unkontrollierte Vermeh-

rung, Verdrängung durch Laichplatz-

konkurrenz und das Einschleppen von

Krankheiten durch achtlos ausgesetzte

Tiere!

Auch der in Ostasien beheimatete

Staudenknöterich gelangt über achtlos

entsorgte Gartenabfälle in oft sensible

Ökosysteme. Durch seine Schnellwüch-

sigkeit verdrängt er die heimischen Ar-

ten. Der japanische Staudenknöterich

weist eine hohe Wurzelkonkurrenz auf,

sodass auch Sträucher verdrängt wer-

den. Sein geringer Feinwurzelanteil för-

dert die Erosion an Flussufern. Wo früher

Weidenwurzeln den Boden zusammen-

hielten, schwemmen nun schon kleinere

Hochwässer die Ufer weg.

Die Liste der Einwanderer aus anderen

Welten lässt sich noch lange fortsetzen.

Viele Auswirkungen sind noch nicht er-

forscht. Einfach wieder heimschicken

lassen sich diese Aliens nicht.

Die Aliens sind unter uns!

Sie heißen Einwanderer und Exoten, Invasoren, Neobioten oder eben Aliens. Gemeint sind Tiere

und Pflanzen, die mit Hilfe des Menschen in Gebiete gelangt sind, in die sie eigentlich nicht

gehören. So nützlich und beliebt zahlreiche Kulturpflanzen sind, die aus Asien oder Amerika

eingeführt wurden, so unerwünscht sind einige Arten, die sich im neuen Lebensraum unkon-

trolliert vermehren. Sie können heimische Arten verdrängen, Ökosysteme stören und wirt-

schaftlichen Schaden anrichten.

Tipp:

Um intakte heimische Ökosysteme

zu schützen, dürfen Pflanzenabfälle

nicht einfach am Waldrand

oder Bachufer abgelagert oder über-

zählige Tiere aus Teich und Co. wild

ausgesetzt werden!