GZ_Dölsach_2021_02

Seite 4 Dölsacher Dorfzeitung Februar 2021 Ganz so inbrünstig verehren und sehen wir Defregger heute nicht mehr. Tauchen wir jedoch in seine damalige Welt ein, be- schäftigen uns mit seinem Leben und verfolgen sei- nen künstlerischen Werdegang, was sehen wir dann? Einen Bergbauernbub am Ederhof, der sehr früh seine Mutter und zwei Geschwister verloren hat. Er hütet Kühe und muss mit einem unwilligen alten Pferd nach Sexten gehen. Am elterlichen Hof zum Ross- knecht aufsteigt und als junger Erwachsener mit Freude das Flügelhorn in der Dölsacher Musikkapelle spielt. Der in sehr jungen Jahren den elterlichen Hof übernehmen muss und dann erkennt, als Bauer nicht geeignet zu sein. Er stellt sich gegen den damaligen Zeitgeist, folgt seiner inneren Überzeugung und fürchtet sich nicht in eine ungewisse Zukunft zu gehen. Sein zeichnerisches Talent, als Kind schon sehr ausgeprägt, seine unübertreffliche Art die feins- Das hohe Ansehen des Künstlers Franz von Defregger spiegelt sich am deutlichsten in den Worten seines Schülers Albin Egger-Lienz wider. Sehr geehrte Redaktion! Sie fürchten, daß es mir schwer sein wird über das Schaffen Defreggers zu schreiben, da meine künstleri- sche Auffassung jener vielleicht zu entfernt steht…. Sie wissen nicht, mit welcher Verehrung ich der Kunst Defreggers gegenüberstehe. Meine Knaben- und Jünglingszeit fand in lauter Bewunderung in den Bildern Defreggers eine Welt, eine Anregung ohne welche ich mich vielleicht nicht gefunden hätte. Als ich das erstemal, als Siebzehnjähriger, Defregger in seinem Münchener Atelier besuchen durfte, hatte ich ungefähr das Gefühl, das der Katholik hat, wenn er vor dem Papste steht. Er war für mich ein Heili- ger. Worte fand ich nicht, mein bewegtes Herz zu erleichtern, so griff ich in der Verwirrung nach seiner Hand und küsste sie….. Vom Bauernsohn zum Ritter – zum 100. Todestag von „unserem“ Franz von Defregger am 2. Jänner 2021

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