GZ_Thurn_2020_04

Seite G EMEINDE Holde, Pfaffenebne, Zareze, Jakobs- bichl, Marenitz - das sind Flurnamen von Thurn, die der Heimatforscher Josef Oberforcher nach dem 2. Weltkrieg aufgeschrieben hat. Der Kustos von Schloss Bruck und Nachfolger von Hans Kurzthaler als Bezirkschronist, Dr. Lois Ebner, machte uns Dorfchronisten auf diese Aufzeich- nungen aufmerksam. So stattete ich 1999 Schloss Bruck einen Besuch ab und machte mir Notizen von diesen teilweise fremd klingenden Namen. Zur Jahrtausendwende besuchte ich die Grundbesitzer bzw. Bauern von Thurn und ließ mir von ihnen an Hand von Katasterplänen die Orte zu den Namen zeigen und ergänzte die vor- handenen. Auch ihnen waren viele Na- men unbekannt, andere wieder hatten sich durch die mündliche Überlieferung schon wieder geändert. Eine große Hilfe war mir zu dieser Zeit auch der frühere Gemeindesekretär und Wald- aufseher Gottfried Waldner. Er als alter Thurner, Förster und Jäger konnte mir viel weiterhelfen. Ich erachtete es als wichtig, diese Na- men zu sammeln, niederzuschreiben und in entsprechende Karten einzutra- gen. Einige Jahre später wurden die Dorf- chronisten Tirols von der Landesorga- nisation aufgefordert, die Flurnamen in ihren Gemeinden zu erfassen. Diese wurden dann von Mitarbeitern der Uni- versität Innsbruck ins Tiroler Raum- Die Thurner Flurnamen sind immaterielles Weltkulturerbe Hans Kurzthaler und Gottfried Waldner kontrollieren die Flurnamen. Flurnamenwanderung am 6. Juli 2008, Rottmanneck. Altbauer Josef Gander erteilt bereitwillig Auskunft. Fotos: Raimund Mußhauser InformationsSystem (TIRIS) über- nommen. Sie sind seither in digitalen geografischen Karten vermerkt und so unter https://maps.tirol.gv.at/ jeder- mann zugänglich. Die wohl wichtigste praktische Anwendung ist, dass die Flurnamen den Rettungsdiensten zur Orientierung dienen. Für die Zusammenstellung der tirolwei- ten Flurnamensammlung haben in den Gemeinden auch Waldaufseher, Jäger und andere Gewährsleute mitgewirkt. Betrachtet man die Karte mit allen ein- getragenen Namen, so kann man den großen Arbeitsaufwand erahnen, der dahintersteckt. Weltweit ist dieses Pro- jekt einzigartig. Das führte dazu, dass die Flurnamen- karte in die Liste des immateriellen Kulturerbes Österreichs aufgenom- men wurde. Den Bürgermeistern des Bezirkes wurde in einem Festakt in der BH Lienz die Urkunde überreicht. In unserer schnelllebigen Zeit ist es wichtig solche Aufzeichnungen zu ma- chen, um altes, überliefertes Kultur- gut zu erhalten. In den Amtsräumen unserer Gemeinde hängt ein großes schwarz-weiß Luftbild mit allen bis- her gesammelten Flurnamen. Ergän- zungen und Kommentare sind jeder- zeit willkommen. Das Chronik-Team

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