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Flurnamen wurden zu allen Zeiten von Bauern, Hirten
und Jägern zur Orientierung und zur Kommunikation
benützt.
Damit diese Namen nicht in Vergessenheit geraten,
haben sich im Jahre 1996 einige interessierte Prä-
dinger zum Ziel gesetzt, die Flurnamen in Prägraten
zu erheben. Es wurde eine Arbeitsgruppe unter der
Leitung von Friedl Steiner vlg. Zischgen gegründet,
der weiters Weiskopf Much vlg. Gritschetz, Reinhard
Steiner vlg. Millner, Anton Steiner vlg. Hermanns, und
Anton Steiner vlg. Wastlas, angehörten.
Um an diese alten Namensschätze zu
gelangen, mussten unter den Bauern,
Hirten und Jägern die Orts- und
Gebietskenner ausfindig gemacht
werden.
Die Aufzeichnung der Namen erfolg-
te von Ost nach West, beginnend
mit Weichner und Wallhorner Wald,
Weichner und Wallhorner Mäh-
der, Esel-Wun, Timmeltal, Fenster
Mähder, Kreuzspitze, Katin, Dorfer-
tal, Groder Berg, Maurertal, Umbal-,
Daber-, Großbach-, Kleinbach-, Las-
nitzen-, Zopatnitzental und Dorfer
Wald (Schattseite).
Anhand von Luftbildaufnahmen (Or-
thophotos) wurden die Flurnamen
erhoben, mittels einer fortlaufenden
Nummer auf dem Foto verortet, und
die Namensbezeichnung mit der
Nummer in ein MS-DOS Datenbank-
programm übertragen. In Verbindung
mit den Flurnamen kam so ganz
nebenbei auch die ein oder andere
heitere Geschichte ans Tageslicht.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe bau-
ten am Ende ihrer Erhebungsarbeiten
schon damals darauf, dass die Zeit
eines Tages reif sein würde, die
erhobenen Namen in ein grafisches
Informationssystem übertragen zu
können, um es der Allgemeinheit
zunutze zu machen.
Bis dahin sollten 12 Jahre vergehen,
bis das Land Tirol im Jahre 2008, in
Zusammenarbeit mit dem Institut für
Sprachwissenschaften der Universität
Innsbruck das Projekt zur flächende-
ckenden Erfassung der Flurnamen in
ganz Tirol startete.
Mehrere hundert Chronistinnen und
Chronisten, MitarbeiterInnen, Infor-
mantInnen und lokale Wissensträger
hatten sich in der Folge in den 279
politischen Gemeinden ehrenamtlich
bemüht die Flurnamen zu erheben,
zu sichern und nutzbar zu machen.
Mit diesem Projekt sollte zum einen
das kulturelle Erbe gesichert werden
und zum anderen sollten die durch die
Erhebung gewonnenen Flurnamen
der Leitstelle Tirol für Katastrophen-
bzw. Einsatzplanungen zur Verfügung
stehen.
Prägraten war in der glücklichen Lage
in den 90er Jahren bereits entspre-
chende Vorarbeit geleistet zu haben.
Dies machte sich doppelt bezahlt, da
einige der damals Mitwirkenden in
der Zwischenzeit verstorben sind und
damit wohl der ein oder andere Flur-
name verloren gegangen wäre.
Im Jahre 2016 war es dann auch
in Prägraten soweit. Es galt zuerst
darum, die ursprüngliche Flurnamen-
datei in ein heute lesbares Dateiformat
zu konvertieren, jede einzelne
Namensbezeichnung in einem geo-
graphischen Informationssystem zu
verorten und in einem Datenbanksys-
tem zu speichern.
Die Übertragung der Flurnamen
von den Orthophotos aus dem Jah-
re 1996 in das WEB-GIS gestaltete
sich schwierig, da auf den damaligen
Luftbildaufnahmen die genaue Ge-
ländestruktur nicht so gut erkennbar
war, sodass man den Namen der Ört-
lichkeit nicht immer genau zuordnen
konnte. Daher wird es auch in Zukunft
über den Flurnameneditor notwendig
sein, einzelne Flurnamen an ihren
tatsächlichen Platz zu rücken.
Insgesamt wurden im Gemeindege-
biet Prägraten über 1676 Orts- und
Flurnamen (AV-Karte, Forst, Tiris und
Orts- und Flurnamen
Erhebung in Prägraten a.G.
Bild: Welezach Wand
die Prägratner) verortet. Von Prä-
gratner Seite wurden insgesamt 963
Namen in die Datenbank eingegeben.
Hier einige interessante:
Streichfetthittn, s`krumpe Talle, Scho-
asa Beitsch, Soala Beitsch, Fens-
terschnangele, Stredacher Winkl,
s`Gowandle, Wolachkopf , Welezach
Wand etc.
Am 25. Novemer 2017 wurden auf
Einladung des Tiroler Bildungsfo-
rums im Rahmen einer kleinen Feier
im Landhaussaal die Ergebnisse
dieser erfolgreichen Erhebung prä-
sentiert. Insgesamt wurden in ganz
Tirol 115.000 Bezeichnungen erfasst.
Landesrätin Dr. Beate Palfrader
bedankte sich bei den Vertretern der
Gemeinden, die engagiert die Erhe-
bungen mit zum Teil hohem Aufwand
durchführten. An die 20 Prädinger ha-
ben ihr Wissen zur Verfügung gestellt
und so einen wertvollen Beitrag zur
Sicherung des immateriellen kulturel-
len Erbes geleistet.
Der Nutzen der Erfassung der Flurna-
men ist ein vielfältiger. Alle erfassten
Flurbezeichnungen können nun
digital über TIRIS vom Land Tirol von
jedermann eingesehen werden.
www.tirol.gv.at/tiris(tirisMaps 2.0)
>
Basisthemen u. Beschriftung öffnen
>
Flurnamenerhebung
Die Gemeinde Prägraten bedankt
sich bei allen Beteiligten, die bei der
Flurnnamenerhebung aktiv mitgehol-
fen haben.
Bericht und Bild: Friedl Steiner