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Tourismus in Tristach
Sept. 2017
Tristach war schon vor dem ersten
Weltkrieg ein Ort der Sommerfrische.
In vielen Bauernhäusern (Siedler gab
es noch kaum) wurden Zimmer an
„Fremde“ vermietet. Vor allem Wiener
Lehrer hatten den Ort für ihre Erholung
entdeckt. Überliefert ist der Ausspruch
eines damals vierjährigen Tristacher
„Gitschelen“ beim Anblick eines Urlau-
berehepaares: „Schau, eine Dame und
ein Damerich.“
Die älteste touristische Einrichtung
in Tristach dürfte wohl Bad Jungbrunn
sein. Es scheint schon im Bäderbuch
der Monarchie auf und bot mit Tanzsaal
und Tennisplatz echten Luxus.
Neben dem Dolomitenhof (Reiter)
entstand 1924 mit dem Tristacherhof
(Kerschbaumer, dann Tanzer) ein zwei-
tes Gasthaus im Dorf.
Auch die Erschließung des Sees und
der Bau des Seehotels fallen in die
Zwischenkriegszeit. Mit der 1933 von
Deutschland verhängten 1000-Mark-
Sperre verdorrte das zarte Pflänzlein
Tourismus wieder.
Gründung eines eigenen
Verkehrsverbandes
Im Jänner 1967 fand die konstitu-
ierende Sitzung des Verkehrsverbandes
Tristach statt. Vorher war Tristach bis
1954 bei Lienz und dann in einem ge-
meinsamen Verband mit Amlach. Ort-
ner Franz sen. (Heigl) war der Verbin-
dungsmann.
Mit der Erholung der Wirtschaft und
vermehrter Bautätigkeit ab 1960 kam
es zu einem Anstieg der Gästebetten,
was sich auch in den Nächtigungszah-
len deutlich bemerkbar machte. In den
nächsten 40 Jahren war der Tourismus
in Tristach eine nicht zu verachtende
Größe und beeinflusste zeitweise das
Dorfgeschehen.
Es gab über mehrere Jahre monatli-
che Ausschusssitzungen des Fremden-
verkehrsverbandes mit vielen Tagesord-
nungspunkten. Schon die Anzahl der
Veranstaltungen deuten auf einen regen
Betrieb hin.
Veranstaltungen
Im Sommer fanden Heimatabende in
Jungbrunn und bis zu sieben Konzerte
an unterschiedlichen Standorten statt.
Das Programm bot auch Gästewan-
derungen an, die gemeinsam mit dem
Sportverein durchgeführt wurden, so-
wie Grill- und Diaabende. Interessierte
konnten an forst- und wetterkundlichen
Führungen teilnehmen. Im Protokoll
des Tourismusverbandes wird auch auf
gut besuchte Abende unter dem Mot-
to „G‘sungen und g‘spielt“ hingewiesen.
Bei den diversen Veranstaltungen wur-
den Gästeehrungen durchgeführt, bis
zu 100 im Jahr. Neben den Obmännern
und Ausschussmitgliedern nahmen sich
Wilfried Schrott und Dir. Franz Gruber
der Ehrungen an. Außerhalb der Saison
fanden Hausehrungen bei den Vermie-
tern statt.
Mair Walter, dieser Name ist mit dem
Tourismus in Tristach untrennbar ver-
bunden. Über Jahrzehnte begeisterten
seine Diavorträge Gäste und Einhei-
mische. Unvergesslich die Abende, an
denen er das Publikum mit schönen
Bildern und heiteren Berggeschichten
unterhielt.
Mit 91 Beherbergungsbetrieben war
1984 der Höhepunkt des Tourismus in
Tristach. Vier Gasthäuser und zwei Ca-
fés bemühten sich um die Gäste: Do-
lomitenhof (Fritz Reiter), Tristacherhof
(Tanzer), Jungbrunn (Reiter Gerhard),
Kreithof (Stabinger Siegfried), Seewiese,
Café Gerti (Spöttl) und Café Treff (Ernst
Tschapeller). Auch ein Teil des Seeho-
tels liegt im Gemeindegebiet ein.
Werbung
Für Werbung wurden beträchtliche
Budgetmittel ausgegeben. Zeitunginse-
rate erschienen unter anderem in der
Berliner Morgenpost, Kronenzeitung,
Presse, der Standard, De Telegraaf, Al-
gemeen Dagblad, Seniorenzeitung, Au-
tobusführer Schweiz, österreichisches
Hausfrauenjournal, Frankfurter Allge-
meine, Lukullus Fleischhauerzeitung,
Gewerkschaftszeitung und Seniorenzei-
tung. Breiter gestreut hätte die Auswahl
der Zeitungen wahrlich nicht sein kön-
nen. In den 1980er Jahren wurde inten-
siv Winterwerbung betrieben.
Neben den Inseraten kamen auch
andere kreative Werbemittel zum Ein-
satz. In der Shopping City Süd lief ein
Werbefilm über Tristach, der Verkehrs-
verband Tristach beteiligte sich an der
„Tisch-Set-Aktion“ des FVV Osttirol in
den Wienerwald Restaurants, besuchte
Messen und vertrat die Region Lienzer
Dolomiten bei einer Werbefahrt nach
Hamburg.
Einen beachtenswerten Beitrag zur
Belebung des Tourismus in Tristach
trugen die Partnerschaften der Musik-
Tourismus in Tristach
Bad Jungbrunn (um 1914) - die wohl älteste touristische Einrichtung in Tristach
Foto freundlicherWeisezurVerfü-
gung gestellt von Hr. Franz Zoier