Previous Page  8 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8 / 36 Next Page
Page Background

8

Tourismus in Tristach

Sept. 2017

Tristach war schon vor dem ersten

Weltkrieg ein Ort der Sommerfrische.

In vielen Bauernhäusern (Siedler gab

es noch kaum) wurden Zimmer an

„Fremde“ vermietet. Vor allem Wiener

Lehrer hatten den Ort für ihre Erholung

entdeckt. Überliefert ist der Ausspruch

eines damals vierjährigen Tristacher

„Gitschelen“ beim Anblick eines Urlau-

berehepaares: „Schau, eine Dame und

ein Damerich.“

Die älteste touristische Einrichtung

in Tristach dürfte wohl Bad Jungbrunn

sein. Es scheint schon im Bäderbuch

der Monarchie auf und bot mit Tanzsaal

und Tennisplatz echten Luxus.

Neben dem Dolomitenhof (Reiter)

entstand 1924 mit dem Tristacherhof

(Kerschbaumer, dann Tanzer) ein zwei-

tes Gasthaus im Dorf.

Auch die Erschließung des Sees und

der Bau des Seehotels fallen in die

Zwischenkriegszeit. Mit der 1933 von

Deutschland verhängten 1000-Mark-

Sperre verdorrte das zarte Pflänzlein

Tourismus wieder.

Gründung eines eigenen

Verkehrsverbandes

Im Jänner 1967 fand die konstitu-

ierende Sitzung des Verkehrsverbandes

Tristach statt. Vorher war Tristach bis

1954 bei Lienz und dann in einem ge-

meinsamen Verband mit Amlach. Ort-

ner Franz sen. (Heigl) war der Verbin-

dungsmann.

Mit der Erholung der Wirtschaft und

vermehrter Bautätigkeit ab 1960 kam

es zu einem Anstieg der Gästebetten,

was sich auch in den Nächtigungszah-

len deutlich bemerkbar machte. In den

nächsten 40 Jahren war der Tourismus

in Tristach eine nicht zu verachtende

Größe und beeinflusste zeitweise das

Dorfgeschehen.

Es gab über mehrere Jahre monatli-

che Ausschusssitzungen des Fremden-

verkehrsverbandes mit vielen Tagesord-

nungspunkten. Schon die Anzahl der

Veranstaltungen deuten auf einen regen

Betrieb hin.

Veranstaltungen

Im Sommer fanden Heimatabende in

Jungbrunn und bis zu sieben Konzerte

an unterschiedlichen Standorten statt.

Das Programm bot auch Gästewan-

derungen an, die gemeinsam mit dem

Sportverein durchgeführt wurden, so-

wie Grill- und Diaabende. Interessierte

konnten an forst- und wetterkundlichen

Führungen teilnehmen. Im Protokoll

des Tourismusverbandes wird auch auf

gut besuchte Abende unter dem Mot-

to „G‘sungen und g‘spielt“ hingewiesen.

Bei den diversen Veranstaltungen wur-

den Gästeehrungen durchgeführt, bis

zu 100 im Jahr. Neben den Obmännern

und Ausschussmitgliedern nahmen sich

Wilfried Schrott und Dir. Franz Gruber

der Ehrungen an. Außerhalb der Saison

fanden Hausehrungen bei den Vermie-

tern statt.

Mair Walter, dieser Name ist mit dem

Tourismus in Tristach untrennbar ver-

bunden. Über Jahrzehnte begeisterten

seine Diavorträge Gäste und Einhei-

mische. Unvergesslich die Abende, an

denen er das Publikum mit schönen

Bildern und heiteren Berggeschichten

unterhielt.

Mit 91 Beherbergungsbetrieben war

1984 der Höhepunkt des Tourismus in

Tristach. Vier Gasthäuser und zwei Ca-

fés bemühten sich um die Gäste: Do-

lomitenhof (Fritz Reiter), Tristacherhof

(Tanzer), Jungbrunn (Reiter Gerhard),

Kreithof (Stabinger Siegfried), Seewiese,

Café Gerti (Spöttl) und Café Treff (Ernst

Tschapeller). Auch ein Teil des Seeho-

tels liegt im Gemeindegebiet ein.

Werbung

Für Werbung wurden beträchtliche

Budgetmittel ausgegeben. Zeitunginse-

rate erschienen unter anderem in der

Berliner Morgenpost, Kronenzeitung,

Presse, der Standard, De Telegraaf, Al-

gemeen Dagblad, Seniorenzeitung, Au-

tobusführer Schweiz, österreichisches

Hausfrauenjournal, Frankfurter Allge-

meine, Lukullus Fleischhauerzeitung,

Gewerkschaftszeitung und Seniorenzei-

tung. Breiter gestreut hätte die Auswahl

der Zeitungen wahrlich nicht sein kön-

nen. In den 1980er Jahren wurde inten-

siv Winterwerbung betrieben.

Neben den Inseraten kamen auch

andere kreative Werbemittel zum Ein-

satz. In der Shopping City Süd lief ein

Werbefilm über Tristach, der Verkehrs-

verband Tristach beteiligte sich an der

„Tisch-Set-Aktion“ des FVV Osttirol in

den Wienerwald Restaurants, besuchte

Messen und vertrat die Region Lienzer

Dolomiten bei einer Werbefahrt nach

Hamburg.

Einen beachtenswerten Beitrag zur

Belebung des Tourismus in Tristach

trugen die Partnerschaften der Musik-

Tourismus in Tristach

Bad Jungbrunn (um 1914) - die wohl älteste touristische Einrichtung in Tristach

Foto freundlicherWeisezurVerfü-

gung gestellt von Hr. Franz Zoier