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Seite 14

‘s Blatt‘l

Dezember 2016

Die Agrargemeinschaft Michelba-

cher Alpinteressentschaft errichtete

im Jahre 2015 einen neuen Alpstall.

Dafür mussten Kosten in Höhe von

€ 44.000,00 aufgewendet werden.

Nach Gewährung einer Investitions-

förderung von € 14.000,00 verbleiben

immerhin noch € 30.000,00. Diesen

Betrag muss die Agrargemeinschaft

aufbringen.

Die Gesamtfläche der Michelba-

cher Alpe beträgt 10,6 km2. Dies ent-

spricht ca. 30 % der gesamten Flä-

che unserer Gemeinde. Ca. 200 ha

sind als unproduktiv und 860 ha als

Alpfläche ausgewiesen. Eine Beson-

derheit stellt die rechtliche Situation

dar.

Der größere Teil der Fläche mit ca.

650 ha bzw. 60 % sind atypisches

Gemeindegut. Das Gebiet links vom

Michelbach ist kein Gemeindegut –

410 ha bzw. 40 %. Diese Form wird

daher als gemischte Gemeindeguts-

agrargemeinschaft bezeichnet. Dies

macht die ganze Abrechnung für

Kassier, Obmann und Substanzver-

walter sicher nicht einfacher.

Die Alpinteressentschaft hat der-

zeit 101 eingetragene Mitglieder aus

Glanz, Oberlienz, St. Johann i. W.,

Schlaiten und Patriasdorf (Huben-

bauer). Lediglich 18 Auftreiber mit

198 Stk Rindern wurden 2015 ver-

zeichnet.

Im Steuerkataster des alten Land-

gerichtes Lienz war sogar noch ein

Weideertrag für 500 Rinder durch 8

Wochen, 40 Pferde durch 14 Tage

und 700 Stk Kleinvieh durch den

ganzen Sommer eingetragen.

Der erste Rechtsstreit wegen der

Weideausübung geht zurück auf

das Jahr 1439. Damals hatten die

Oberlienzner, die Schlaitner und die

Glanzner Bauern etwas dagegen

einzuwenden, dass auch die Einöder

(Aineter) hier das Vieh auftrieben. In

den folgenden Jahrhunderten wur-

den immer wieder Verträge zwischen

den Weideberechtigten abgeschlos-

sen – und gebrochen!

Häufigen Streit gab es wegen den

Vorgrasberechtigungen. Damit wurde

zeitweise ein regelrechter Handel ge-

trieben. Die Ochsen der Vorgrasbe-

rechtigten durften die Weideplätze um

einen Tag früher besuchen als dies

der übrigen Herde gestattet war. Am

ersten Tag des Auftriebes weidet die

gesamte Herde im Aritsch, mit Aus-

nahme der Vorgrasrinder, die im La-

ner weiden. Am zweiten Tage ziehen

die Vorgrasrinder auf die Weideplätze

„in der alten Gose“, die übrige Herde

rückt in den Laner nach usw.

Welchen Wert das „Vorgras“ hatte,

geht aus einem Vertrag aus dem Jahr

1580 hervor: „Der Mayr auf Schlaiten

hat für die Vorgrasberechtigung für

1 Paar Ochsen, den beiden Ochsen-

hirten jährlich eine Decke beizustellen

und den Hirten bei schlechtem Wetter

einen Knecht zu Hilfe zu schicken.“

Die Zeit mit 2 Ochsenhirten liegt

lange zurück. Bis Mitte der 50iger-

Jahre wurde in der Michelbacher

Alm noch ein zweiter Hirte, ein so-

genannter „Schafler“ angestellt. Der

letzte Schafhirte war im Jahre 1956

Otto Bacher. In den vergangenen

5 Jahren war Johann Gantschnig vlg.

Zaiacher der gute Hirte in der soge-

nannten Oberlienzner Alm.

Landwirtschaft - Forstwirtschaft

Neuer Almstall für Agrargemeinschaft Michelbacher-Alpe

Obm. Jakob Gantschnig vlg. Zaiacher

gab den Gästen auf der Alm Einblick

über den Ablauf beim Stallbau - von den

ersten Beschlüssen im Ausschuss - bis

hin zur Errichtung und Finanzierung.

Am 12. August 2016 wurde der neue

Alpstall von Pfarrer Mag. Wieslaw We-

solowski gesegnet. Trotz des guten

Segens von oben vertrauen viele auch

darauf, dass sich in einem Hufeisen das

Glück sammeln kann – wenn es nicht

verkehrt herum montiert ist.