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235 Jahre „Punbrugge“ in Panzendorf

Ein erhabenes Zeugnis einzigartiger Brückenbaukunst

Die „Punbrugge“ in Panzendorf ist ein beeindrucken-

des Beispiel hervorragender Zimmermannskunst und

wird als die schönste gedeckte Holzbrücke Österreichs

bezeichnet.

Erste einfache Überführungen über den Villgraterbach

in Panzendorf gab es sicher schon im Mittelalter. 1725

wird erstmalig schriftlich über eine 56 Klafter (106 m)

lange und zum Teil überdachte Brücke in Panzendorf

berichtet. Die heutige „Punbrugge“ wurde 1780/81 er-

baut.

Die alte Holzbrücke in Panzendorf zeichnet sich aber

nicht nur durch ihre beeindruckende Größe und

außergewöhnliche Zimmermannsarbeit aus, sondern

vor allem wegen der Konstruktionstechnik, die hier

angewandt wurde. Sie zählt zu den schönsten und be-

deutendsten Beispielen für historische Hängewerks-

brücken in Tirol.

Die Tragekonstruktion, die auf zwei Pfeilern und zwei

Widerlagern aus Quadersteinen ruht, besteht aus drei

mächtigen Hängewerken mit insgesamt 16 Hängesäu-

len. Trotz ihrer massiven und kantigen Balken wirkt

die Punbrugge nicht schwerfällig, sondern stark und

beständig.

Die rhythmische Balkenanordnung der Hängewerke

korrespondieren mit den doppelt gekreuzten Decken-

verstrebungen aus Kanthölzern und machen das

Brückeninnere zu einem ehrfurchtsvollen Ort. Dieser

Eindruck wird noch durch die am Gebälk hängende

kleine Laterne unterstrichen.

Zwei Holzskulpturen im Brückeninneren laden zum

kurzen Verweilen ein. Während auf der Nordseite der

Gekreuzigte auf die Besucher herabblickt, hat südsei-

tig der Brückenheilige Johannes von Nepomuk die

Brücke über 200 Jahre gut beschützt.

Sowohl das Satteldach als auch die Portale sind

schlicht und einfach mit vertikalen Holzbrettern ge-

staltet, einzig die Stirnbretter ost- und westseitig wei-

sen eine Verzierung auf.

Die Punbrugge wurde 1944 durch eine hölzerne Be-

helfsbrücke auf der Südseite entlastet, die einige Jahre

später von einer Stahlbetonbrücke ersetzt wurde. Seit

1950 steht die alte Holzbrücke unter Denkmalschutz.

Zahlreiche Sagen und Legenden ranken sich um die

Punbrugge:

Die Punbrugge soll von Schwäbischen Zimmerleuten

auf der Durchreise erbaut worden sein.

Eine andere Erzählung berichtet von französischen

Truppen die nach einer Niederlage in Bozen übers Pu-

stertal nach Spital wanderten, dabei die Punbrugge

passierten und hinter sich anzünden wollten. Dieser

Vandalenakt konnte jedoch von drei tapferen Tiroler

Scharfschützen vereitelt werde. Vom Pietersberg her-

ab beschossen sie die Franzosen und drängten sie

zurück.

Bis in die 50er Jahre waren an der Brücke auf beiden

Seiten Schilder angebracht: „Schnelles Fahren und Rei-

ten ist auf der Brücke verboten“.

Text:

Mag. Evelyn Pichler, Kunsthistorikerin

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