Oberlienzer Hoargascht [
№
47]
Seite 12
April 2015
Jahres-
hauptversammlung
der Musikkapelle
Am Freitag, 23. Jänner 2015 hielt die
Musikkapelle die Jahreshauptversamm-
lung ab. Nach den Berichten der Aus-
schussmitglieder und deren einstimmiger
Entlastung durch die Vollversammlung
standen die Grußworte bzw. Ansprachen
der Ehrenmitglieder auf dem Programm.
Unser
Ehrenkapellmeister
Ernst
Schneider erinnerte sich in seiner An-
sprache auf das Jahr 1958. Im folgenden
sein Bericht, der viele der anwesenden
– vor allem – jüngeren Musikanten in
Staunen versetzte:
Wenn man diese Berichte hört, dann
wird man nachdenklich – zumindest ich
– und zwar deshalb, weil mir da die Zeit
einfällt, in der ich die MK Oberlienz als
Kapellmeister übernahm. Das war im
Jahr 1958, also beinahe vor 60 Jahren –
in der Mitte des letzten Jahrhunderts.
Ganz gleich, ob es sich um den Be-
richt des Obmannes oder des Kapell-
meisters oder um die Berichte der Aus-
schussmitglieder handelt – da denke ich
unwillkürlich an die Verhältnisse der
damaligen Zeit zurück und es ist viel-
leicht ganz gut, wenn ich versuche, diese
in Erinnerung zu rufen.
Ich übernahm die Kapelle von Prof.
Artur Gutwenger – einem ganz hervor-
ragenden Musiker, der in Ausbildung
am Mozarteum in Salzburg war und
später als Musikprofessor am Gymnasi-
um in Lienz wirkte.
Die Kapelle war als eine der Besten
im ganzen Musikbezirk bekannt, nur ist
es nicht ganz einfach, Kapellen von der
damaligen Zeit – sei es von der Instru-
mentierung her oder auch von der Zahl
der Musikanten – mit der heutigen Zeit
zu vergleichen.
Wenn wir die Anzahl der Musikanten
der heutigen Kapelle mit der vor 60 Jah-
ren vergleichen, so könnte man aus die-
ser gleich 2 Kapellen machen. So um die
30/35 Musikanten waren es damals.
Den Begriff Musikantin kannte man da-
mals noch gar nicht.
Auch von der Besetzung her bestand
ein haushoher Unterschied. Oboe, Fa-
gott, Saxophon etwa, waren für die Mu-
sikanten fast Fremdwörter. Oder ich
denke an die Besetzung des Schlag-
werks. Große und kleine Trommel und
Tschinellen waren die Standardausstat-
tung – dazu kam noch eine Triangel.
Damit kam man im Großen und Gan-
zen aus. Und heute? Heute braucht man
einen Anhänger, um das Schlagwerk
transportieren zu können.
Ich erinnere mich auch an die dama-
ligen Probemöglichkeiten. Die wären
für die heutige Zeit eine Zumutung. Im
Obergeschoss des alten Gemeindehau-
ses, dann in den Räumlichkeiten der
alten Schule, wurde geprobt. Das bedeu-
tete für jede Probe das Her- und Weg-
räumen der Schulbänke und das Auf-
stellen der Sessel und der Notenpulte.
In der RAIKA –Bank und der Schulbib-
liothek (auch in der alten Schule unter-
gebracht) waren das Notenarchiv und
die Instrumente untergebracht. Diese
Misere fand erst mit der Eröffnung des
Gemeindezentrums im Jahre 1995 ein
Ende.
Nicht mehr zu vergleichen ist die Aus-
bildung von Jungmusikanten in der da-
maligen Zeit mit der heutigen. Sie erfolg-
te meistens durch den Kapellmeister
oder durch aktive Musikanten. Von ih-
nen erlernten sie das Spielen auf den Ins-
trumenten und er-
hielten auch eine
ganz einfache theo-
retische Ausbildung.
In der Hauptsache
wurden sie notisch
geschult.
Schon
nach wenigen Mo-
naten probten sie in
der Kapelle mit.
Schritt für Schritt
lernten sie durch
fleißiges Üben und
befolgen der Rat-
schläge ihres Sitz-
nachbarn, ihre Ins-
trumente zu spielen.
Hatte man sich für ein Konzert vor-
bereitet, dann stand man vor dem
nächsten Problem. Wo war ein geeigne-
ter Platz, um ein Konzert geben zu kön-
nen? Diesen gab es allerdings in ganz
Oberlienz nicht. Da war man auf den
Garten beim Oberwirt angewiesen. Auf
Grund besserer Akustik bevorzugte
man später das „Mesner Eck“ am Kirch-
platz. Aber auch dieser Platz war für die
Dauer nicht geeignet. Verkehrslärm,
übler Geruch aus dem offenen Kanal-
gitter und Ausschank während der
Konzerte durch die offenen Fenster der
Unterwirtsstube waren auch nicht
gerade von Vorteil für die Qualität der
Konzerte. Schließlich verlegte man die