Seite 62 - Gemeindeinformation Lavant

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Osttirol
Lavant
Seite
62
| Dezember 2014
AUS DER CHRONIK
Die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfol-
gers Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie in Sarajevo
am 28. Juni 1914 war der Auslöser für den Beginn des
Ersten Weltkrieges. Einen Monat später erklärte Öster-
reich-Ungarn gestärkt durch das Deutsche Kaiserreich
Serbien den Krieg.
Bereits im August 1914 waren vier Tiroler Kaiserjägerre-
gimenter und drei Landesschützenregimenter mit zahl-
reichen Osttiroler Soldaten in Galizien und Serbien im
Einsatz. Die anfängliche Kriegsbegeisterung führte mit
anhaltender Dauer des Krieges bald zu einer Ernüch-
terung, denn der Alltag war geprägt vom Anblick von
Verwundeten und Krüppeln, von Mitteilungen über Ge-
fallene, von serbischen und russischen Kriegsgefange-
nen als Zwangsarbeiter, Lebensmittelrationierung und
Getreidezwangsbewirtschaftung, Seuchengefahr sowie
Zeitungszensur.
Erst im Mai 1915 mit dem Kriegseintritt Italiens an der
Seite von Russland, Frankreich und Großbritannien ge-
riet Osttirol in die unmittelbare Nähe des Kriegsgesche-
hens, da seine Gemeinden im Westen und Süden direkt
an der „Südfront“ lagen. Die italienischen Angriffe auf
den Bezirk in den Jahren 1915 bis 1917 konzentrierten
sich auf das Pustertal, hier besonders auf die Pustertal-
bahn, und das obere Tiroler Gailtal, wobei vor allem der
Karnische Hauptkamm schwer umkämpft war. Ab dem
Herbst 1915 wurden die wenigen heimkehrenden Kai-
serjäger und Landesschützen zur Unterstützung in den
Stellungskrieg an der Dolomitenfront geschickt, in deren
Gefechten zahllose Soldaten fielen. Auch der schnee-
reiche Winter 1916/17 forderte unzählige Lawinentote in
den Dolomiten.
Ab Mitte 1916 mehrten sich Luftangriffe durch italienische
Flugzeuge, die in den gegnerischen Luftraum eindran-
gen und Bomben oder Propagandamaterial abwarfen.
In Tirol errichtete man
daher ein eigenes Luft-
warnsystem mit zahlrei-
chen Luftwachen. Am 7.
September 1918 erfolgte
der einzige Luftangriff auf
Lienz. Drei italienische
Doppeldecker-Flugzeuge
bombardierten den Lien-
zer Bahnhof, wobei eine
Person getötet und vier
verletzt wurden. Wäh-
rend des Angriffs be-
schossen einige Solda-
ten und Lienzer Zivilisten
das feindliche Geschwa-
der mit ihren Gewehren.
Die Bevölkerung hatte
man im Vorfeld durch
amtliche Anweisungen
und die Sirenenzeichen
über das Verhalten bei
einem Luftangriff infor-
miert, trotzdem konnten
es viele nicht unterlassen
während der Bombardie-
rung auf die Straße zu
laufen, um sich die Flugzeuge näher anzuschauen. Bei
dem Luftangriff wurden lediglich einige Waggons und
Geleise zerstört, die Eisenbahnbrücke und das Heizhaus
blieben unversehrt.
Im Oktober 1917 starteten k.u.k.-Streitkräfte eine erfolg-
reiche Offensive an der „Südfront“, durch die die Gefahr
eines Einfalles der Italiener in den Bezirk Lienz gebannt
wurde.
Die Osttiroler Bevölkerung sowie die Soldaten an der
Front litten in den Kriegsjahren zunehmend unter Nah-
rungsmittelmangel. Ein großes Problem bildeten die
Felddiebstähle, die in den Sommermonaten so zunah-
men, sodass eigene „Feldhüter“ und „Flurwächter“ ange-
stellt wurden.
Der Erste Weltkrieg forderte in Österreich rund 180.000
bis 190.000 Gefallene und Vermisste, wovon über 1.300
in Osttirol zu beklagen waren. In die Gemeinde Lavant
kamen 5 Männer nicht mehr von ihrem Einsatz zurück.
Der Erste Weltkrieg (1914–1918)
Die Quellen über Geschehnisse in Lavant während des
Ersten Weltkrieges sind spärlich, dennoch finden sich
immer wieder vereinzelt Hinweise und Mitteilungen über
die Zustände während des Krieges und die Auswirkun-
gen auf die Bevölkerung. Wichtige Quellen dafür sind
besonders die Ehrenbücher des Landes Tirol, in denen
alle im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen und ver-
missten Männer – meist mit kurzen Lebensbeschreibun-
gen – aufgelistet sind und vor allem auch Berichte und
Brunner Andrä
(vlg. Klockerwirt)
als Kaiserjäger