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FODN - 58/03/2014
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den Seiten 5 – 7) Bemerkung: Es blieb
aber Johann Stüdl vorbehalten, den di-
rekten Weg Stüdlhütte – Glocknergipfel
1869 zugänglich zu machen.
Seite 26: 16. September 1866.
Ich brach gestern Morgen von Heili-
genblut auf u. gelangte bei herrlichem
Wetter über das Kalser Thörl, mit dem
Umwege über die Franz-Josephshöhe,
Durchquerung der Pasterze und Durch-
steigung der Stocker Scharte, nach Kals.
Der Weg ist eine sehr starke Tagestour,
aber lohnend. Beschwerlich, bei eini-
germaßen unsicherer Witterung sogar
auch gefährlich, auf alle Fälle aber nur
kniefesten Bergsteigern anzuraten ist
die Begehung der Stocker Scharte.
Ich breche heute nach Windisch Mat-
rey auf und gedenke, falls das Wetter
anhält, den Venediger zu besteigen und
zwar über das Schlatenkees hinauf u.
das Sulzbach Kees hinab zu wandern,
um von dort ins Krimmlthal zu gelangen.
Dr. Edmund Weihs,
Astronom aus Wien
Eine ausführliche
Tourenbeschreibung gibt ein Bericht
der Seiten 34/35:
1. September 1873.
Nachmittags zur
Stüdl-Hütte aufgebrochen; am 2ten am
Morgen um 4 Uhr bei völlig klarem
Himmel abgegangen, nach 1 Stunde am
Fuße der Glockner-Pyramide. Der Auf-
stieg nahm, weil ich im Klettern ganz
ungeübt bin u. auch, weil sich ziemlich
viel Neuschnee vorfand, 2 ½ Stunden
in Anspruch. Auf der Spitze war die
Luft ganz still und warm, so dass ich
dort 2 Stunden (½ 8 – ½ 10 Uhr) ver-
weilte und noch länger geblieben wäre,
wenn nicht die Führer befürchtet hätten,
dass der Schnee zu weich werden wür-
de. Zum Hinabklettern gebrauchte ich
2 ¼ Stunden, wobei ich übrigens auch
spürte, dass die Behauptung der Führer,
zur Besteigung hoher Berge dürften die
Schuhe gar keine Absätze haben, völlig
begründet ist. – Die Aussicht auf der
Spitze war fast ganz frei, nur die fernen
Thäler waren mit Nebel erfüllt.
Die Führer (Peter und Gregor Hutter)
erwiesen sich so gewandt, erfahren und
sorgsam, dass das Gefühl einer Gefahr
keinen Augenblick aufkam; von eigent-
licher Gefahr ist übrigens auch keine
Rede, da die Führer offenbar überall
fest und sicher stehen und die Reisenden
immer in solcher Weise im Seil halten,
dass ein gefährliches Abstürzen nicht
vorkommen kann. Unbedingt erforder-
lich für eine Glocknerbesteigung ist es
aber, dass man ganz schwindelfrei ist.
Ich habe sowohl zum Auf- und zum Ab-
stieg den neuen Kalser Weg benutzt. Die
Scharte zwischen dem Klein- und Groß-
glockner war frei von Schnee u. war
dadurch die Lage der zur Unterstützung
des Schartenüberganges angebrachten
Drahter (die in allen Beschreibungen
erwähnten Drahtseile sind nichts als
starke Drähte) eine so hohe geworden,
dass dieselben jetzt hoch über den Köp-
fen der die Scharte Begehenden sich be-
findet, also von keinem Nutzen ist. Der
Übergang über diese Scharte kann üb-
rigens nicht unangenehmer sein als das
Hinabsteigen auf den neuen Kalser Weg,
da man auf letzterem, der auf einer vor-
springenden Kante der Glockner-Pyra-
mide verläuft, oft genug rechts und links
u. geradeaus frei in die Tiefe sieht.
Am 30. Aug. abends im Dunkeln in
Kals angelangt, bin ich irrthümlicher-
weise zum Oberwirth gerathen, aber
gegen meine ursprüngliche Absicht dort
geblieben, da die Wirthin sehr aufmerk-
sam ist und Alles, was in ihren Kräften
steht, thut, um mich zufrieden zu stellen.
Bei Überfüllung des Glocknerwirths-
hauses (Unterwirth) kann daher der
Oberwirth bestens empfohlen werden.
Kals d. 3. Septbr 1873,
Brockmann, Baurath aus Stuttgart
Ausschnitt aus dem Tourenbuch:
3 Touristen mit Führer: Christian
Ranggetiner, Sebastian Hutter.
3. 8. Kals – Stüdlhütte.
4. 8. Großglockner – Hofmannsweg –
Glocknerhaus – Hofmannshütte.
5. 8. Gr. Bärenkopf – Glockerin – Gr.
Wiesbachhorn … Hofmannshütte.
6. 8. Ruhetag.
7. 8. Stockerscharte – Bergerthörl –
Kals.
Kals, 2. August 1881