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FODN - 58/03/2014
CHRONIK
Von Sepp Haidenberger
Die Titelseite des Buches:
Bergerweis Fremden Buch
zur Besteigung des Groß Glockners
begonnen von den ersten Besteigungen
von Kals
D
as Buch umfasst in 242 Seiten die
Zeit von 1863 bis 1933 und hält
auf der ersten Seite fest: Da wir
für die Besteigung des Glockners von
dieser Seite viel mehr Frequenz hoffen
als bisher es der Fall war, so glauben
wir gut zu thun, ein Fremden Buch ein-
zuführen. Die Eintragungen im Buch
dokumentieren auch eine deutliche Be-
lebung des Tourismus ab dieser Zeit.
Vorbemerkungen:
(1) In den Zitierungen aus dem Buch
werden zum Teil Begriffe und Schreib-
weise beibehalten, wie das th in thun oder
Wirth u.a. Ebenso werden unterschiedli-
che Namenschreibungen belassen.
(2) Die Bergerweis (auch Bergerweiß)
waren die Wirtsleute des „Wirths-An-
wesen beim Oberwirth zu Kals“ von
1817 bis 1911. Eine Zeitlang war Georg
Rangetiner, verehelicht mit der Witwe
Josefa Bergerweiß, Wirt des Gasthau-
ses. Genauere Besitz- und Übergabe-
urkunden sind in der »Chronik 2012«
ausgeführt.
Der kaum lesbaren Kopie auf Seite 2
ist zu entnehmen: Nach gepflogenen Er-
kundigungen war von Kals aus der erste
Besteiger des Glockners Herr Peyritsch
am 6. August 1861 mit den Führern Jos.
Schnell und Joh. Gräfler.
Ergänzung. Die »Festschrift der Sektion
Prag 1870 – 1930« allerdings berichtet:
Erstbesteigung des Großglockners von
Kals. Nachdem Sekretär Josef Mair
von Lienz laut Mitteilungen Pfarrer
Lerchers als Erster die Besteigung des
Großglockners von Kals aus angeregt
und die Adlersruhe erreicht hatte, wur-
de der Glockner nachweislich das erste
Mal 1855 von Kals aus durch Egid Peg-
ger und Josef Mair aus Lienz mit Georg
Rangetiner, Oberwirt, und Johann Hut-
ter von Glor (Jörgner) bestiegen.
Tourenbeschreibungen aus dem Kalser
Glocknerbuch
Seite 11: 12. August 1863
Pühringer, Handelsmann aus Wien
Jos. Zulehner, detto, Josef Luger, dto
Aus dem Oetzthale und dem Similaun
kommend, besteigen wir mit Jos. Schnell,
Joh. Gräfler, Peter Hutter und R. Payr
den Großglockner, indem wir um 4 Uhr
Nachmittag bis zur Jörgenhütte gehen
und von dort um 1 Uhr Nacht aufbre-
chen, um zeitlich die ersehnte Spitze zu
gewinnen. Vorerst empfehlen wir unse-
ren Nachfolgern, sich von der in dieser
Stube befindlichen Zeichnung nicht ab-
schrecken zu lassen, denn nach meiner
Meinung mag selbe von einer Hand
kommen, die die Spitze des Glockners
nicht berührte.
Ich werde eine Skizze machen und
durch einen Führer hierher bringen
lassen und ersuche allenfallsige Verbes-
serung nachzutragen. Unseren nach-
folgenden verehrten Herren Secretären
Dtor von Plotzmann und Herrn von
Mayer unseren freundlichsten Gruß.
Pühringer u. Obige
Diese Glocknerbesteigung der drei
Wiener Kaufleute und Alpenvereins-
mitglieder nahm der Kalser Kooperator
Johann Kollnig mit Schreiben vom 17.
Februar 1864 zum Anlass, den Alpen-
verein um eine Unterstützung per 500
Gulden für die Besteigung des Gebirgs-
königs über die Glocknerschneide (spä-
ter Stüdlgrat genannt, Anm.) zu erbitten.
Diese Bitte an den Alpenverein wieder-
holte Pfarrer Andreas Lercher im Okto-
ber 1864. (Briefe im Glocknerbuch auf
Das Kalser Glocknerbuch
Bergführer und Tauernhauswirt Toni Gliber hat von Prof. Louis Oberwalder eine Kopie »Kalser
Glocknerbuch« erhalten. Dieses Buch lag im Gasthof zum Alpenverein bzw. »Oberwirt« auf, und
die Touristen trugen darin ihre Touren ein. Dort, wo seinerzeit das Oberwirtgasthaus war, steht
heute das Gemeindehaus de calce.