Seite 21 - Gemeindezeitungen

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FODN - 57/02/2014
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GEMEINDE KALS AM GROSSGLOCKNER
und dass daher weniger quantitative als
vielmehr qualitative Verbesserungen
des Lebensalltages im Vordergrund ste-
hen sollten.
Der luxemburgische Staatssekretär
für Nachhaltigkeit, Camille Gira, wid-
mete seine Festrede bei der Preisverlei-
hung diesem Thema und kam zu dem
Schluss, dass es zur Erhöhung der Le-
bensqualität nicht ein Mehr an Konsum
brauche, sondern einer Gewährleistung
der tatsächlichen Grundbedürfnisse
wie Gesundheit, Sicherheit, Respekt,
gesellschaftliches Miteinander und
intakte Umwelt bedürfe. Als die drei
Schlüsselbegriffe für eine zukunftsfä-
hige Entwicklung ländlicher Gemein-
wesen nannte Gira Toleranz, Resilienz
und Netzwerke.
Der Einladung zum Festakt waren
neben Staatssekretär Gira und mehr als
1.000
DorferneuerungsaktivistInnen
aus über 30 europäischen Regionen eine
lange Reihe weiterer hochrangiger Per-
sönlichkeiten wie der polnische Woiwo-
de Ryszard Wilczynski, der Vizedirek-
tor des Eidgenössischen Bundesamtes
für Landwirtschaft Christian Hofer und
als Mitglied der Graubündener Kanto-
nalregierung Regierungsrat Hansjörg
Trachsel gefolgt. Dieser betonte in sei-
nem Grußwort, dass Dörfer attraktive
Arbeitsplätze und Zukunftsperspekti-
ven brauchen, die bei den regionalen
Stärken ansetzen. Diese Potenziale kä-
men aber nur dort zur Entfaltung, wo
sie von der Bevölkerung mit Schaffens-
kraft, Ideenreichtum und Unternehmer-
geist genutzt würden, so Trachsel.
Dorfführungen, Besichtigungen –
etwa der weltberühmten Valser Therme
–, ein Open Space mit den Wettbewerbs-
jurorInnen, eine Ausstellung der Wett-
bewerbsprojekte mit Verkostungen re-
gionaler Produkte und ein mitreißendes
wie auch berührendes kulturelles Pro-
gramm, das von Gastgebern und Gästen
gemeinsam gestaltet wurde, ließen Vals
zum Schauplatz für ein grandioses drei-
tägiges Fest der Begegnung werden, bei
dem Europa nicht als abstraktes Gebil-
de, sondern als vielfältige, pulsierende
Gemeinschaft erlebt wurde.
Hohe Qualität aller Teilnehmer
Das Niveau der Entwicklungsprozes-
se und Projekte in allen teilnehmenden
Dörfern und Gemeinden zeigte sich als
bemerkenswert hoch, so dass die Jury
sämtliche Bewerber mit einem Preis
auszeichnete, darunter auch alle sechs
österreichischen Vertreter. Neben der
Siegergemeinde Tihany haben es noch
weitere zwölf Gemeinden oder Orte in
die höchste Kategorie geschafft, die
jene Teilnehmer umfasst, die sich durch
eine ganzheitliche, nachhaltige und
mottogerechte Dorfentwicklung von
herausragender Qualität auszeichnen
– aus Österreich konnten sich Kals am
Großglockner (T), Langau (NÖ) und
Moosburg (K) in diese Kategorie der
„Vize-Europameister“ wiederfinden.
Der Europäische Dorferneuerungspreis
Der Wettbewerb um den Europäi-
schen Dorferneuerungspreis wurde
1990 von der Europäischen ARGE Land-
entwicklung und Dorferneuerung mit
dem Ziel, den Erfahrungsaustausch zu
fördern, Europas Zusammenwachsen
zu begünstigen und die gesamtgesell-
schaftliche Bedeutung der ländlichen
Regionen der europäischen Öffent-
lichkeit bewusst zu machen, ins Leben
gerufen. Er wird seit 1990 im 2-Jahres-
rhythmus veranstaltet und bewertet ne-
ben der äußeren Erscheinung vor allem
die inneren Qualitäten der Dörfer und
Gemeinden, also Aktivitäten im Sinne
einer Standort angepassten wirtschaft-
lichen Entwicklung, die Schaffung zeit-
gemäßer sozialer Einrichtungen, die
Auseinandersetzung mit Architektur,
Siedlungsentwicklung, Ökologie, Res-
sourcenverantwortung und Energiever-
sorgung sowie kulturelle Initiativen und
Weiterbildungsmaßnahmen. Wesentlich
dabei sind ein ganzheitlicher Ansatz,
eine Orientierung in Richtung Nachhal-
tigkeit und eine von Bürgerbeteiligung,
Eigeninitiative und Kooperationsbereit-
schaft geprägte Methodik der Umset-
zung.
V.l.: Margit Riepler, Alois Groder, Hedwig Schneider, Petra Jans