Seite 11 - Gemeindezeitungen

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September 2014
Norbert Steidl - ein Multitalent
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Norbert als Masetto in „Don Giovanni“
von Mozart, Theatro Municipal Sao Paulo
Konzert „Winterreise“ von Franz Schubert
Norbert als Geronimo in der Oper „Il matrimonio segreto“ von Domenico Cimarosa
Koflkurier:
Hast du dich einmal auf der
Hochschule für angewandte Kunst be-
worben?
Norbert:
Ja, ich habe einmal eine Map-
pe eingeschickt, bekam aber kein Echo,
weder Zu- noch Absage. So lernte ich in
einer zweijährigen Lehre Restaurator in
Koppl bei Salzburg und arbeitete nach-
her auch als Restaurator. 1999 hatte ich
ein Schlüsselerlebnis. Bei der Arbeit im
Kaiserhof in Bad Gastein in einem ver-
fallenen Hotelzimmer kam diese Sehn-
sucht, doch Musik zu machen. Als ich
kurz darauf allein in einer Kirche beim
Renovieren war, dachte ich mir: Hau
den Hut drauf! So fasste ich endgül-
tig den Entschluss, Sänger zu werden.
Koflkurier:
Du musst dir ziemlich si-
cher gewesen sein, dass das klappt.
Norbert:
Ich habe mich am Mozarteum
in Salzburg zum Gesangstudium ange-
meldet, musste vorsingen und wurde
genommen. 2007 schloss ich das im
Oktober 2001 begonnene Studium mit
dem Magister ab. In der Zeit lernte ich
auch meine aus Brasilien stammende
Frau Luciana kennen, die auch Studen-
tin am Mozarteum war. Wir heirateten
2008 in Salzburg. Unsere zwei Kinder
sind in Salzburg geboren.
Jetzt wohnen wir in Curitiba, einer
Großstadt mit 1,8 Mio. Einwohnern im
Süden Brasiliens. Curitiba liegt in der
gemäßigten Zone, es hat nie unter null
Grad. Bei niederen Temperaturen ist es
allerdings feucht und kalt, ungemütlich,
weil die Häuser ohne Heizung sind. An-
sonsten ist das Leben hier viel lockerer,
viel entspannter als in Österreich.
Koflkurier:
Wo bist du als Sänger bis-
her aufgetreten und wo liegen deine
Schwerpunkte?
Norbert:
2006 bei den Salzburger
Festspielen sang ich in der Mozarto-
per „Apollo et Hyazinthus“, 2007 war
ich mit Schubertliedern in Peking und
2009 noch einmal in Peking mit „Don
Giovanni“ von Mozart. Da war ich dann
auch auf der chinesischen Mauer. Wenn
du dort draufstehst, ist es eigentlich
auch nicht anders als in Tristach auf der
Tratte. 2009 sangen Luciana und ich
beim Neujahrskonzert in Lienz und in
Toblach. Zurzeit habe ich einen Gast-
vertrag in der Oper Theatro Municipal
Sao Paolo in Sao Paolo. Ich singe ver-
schiedene Konzerte mit sakraler Musik
oder auch ganz weltlich. So sangen Lu-
ciana und ich zum 80. Geburtstag des
reichsten Mannes Brasiliens in Rio de
Janeiro.
Meine Lieblingskomponisten sind Bach,
Mozart und Schubert. Ich möchte mich
besonders dem Liedersingen widmen,
denn da liegt mehr Tiefe als in der Oper,
wenngleich jene auch die Emotionen
rührt. Das Lied aber geht direkt ins We-
sen. Und es ist auch ungleich einfacher,
Lieder zu singen. Man lernt seine Sa-
che, probt mit dem Pianisten und singt.
In der Oper gibt‘s ein „Mords Tamtam“,
was allerdings auch Spaß macht. Aber
die Bilder kommen in den Liedern, das
ist ganz intim.
Koflkurier:
Hast du nie daran gedacht,
auch Texte selber zu schreiben?
Norbert:
Doch, im Gymnasium habe
ich mich auch an Gedichten versucht.
Das kommt mir beim Auswendiglernen
von Liedern und Rollen sehr zugute. Es
sind aber vor allem die Bilder, die vor
meinem geistigen Auge vorbeiziehen,
die meinen Gesang beeinflussen.
Koflkurier:
Lieber Norbert, wir wün-
schen dir weiterhin beruflichen Erfolg
und dir und deiner Familie viel Glück
.
Burgl Kofler