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Bienvenidos a Argentina!
Mein Auslandsjahr in Argentinien
Viele fragen mich, wie ich auf die
Idee gekommen bin ein Auslandsjahr
zu machen oder warum ich mich für
Argentinien entschieden habe. Die
Antwort darauf ist, dass ich es nicht
genau weiß. Ich wollte einfach für
ein Jahr lang etwas anderes erleben,
andere Menschen kennenlernen,
einen anderen Alltag haben als hier in
Prägraten.
Die gemeinnützige Organisation AFS
organisiert Auslandsaufenthalte in
rund 60 Ländern auf jedem Kontinent
der Welt. Nach einer erfolgreichen
Bewerbung und mehreren Vorberei-
tungstreffen stand ich schließlich im
August 2013 in Wien am Flughafen
– mein Ziel war Reconquista, eine
Kleinstadt im Norden Argentiniens.
Ich flog direkt vom Sommer in Europa
in den „Winter“ der Südhalbkugel.
Es war kalt als ich früh morgens aus
dem Flieger stieg und zusammen mit
ca. 200 anderen Austauschschülern
auf die Weiterfahrt in die jeweilige
„Heimatsstadt auf Zeit“ wartete.
Argentinien ist mehr als 33 mal
größer als Österreich und vereint
subtropische Klimazonen im Nor-
den mit subpolarem Klima in Sü-
den. Als ich nach einer 12 stündigen
Busfahrt zusammen mit 8 anderen
Austauschschülern endlich in Recon-
quista ankam, empfing mich meine
Gastfamilie mit einer argentinisch-
österreichischen Flagge, umarmte
und küssten mich links und rechts
auf die Wange. So begrüßt man
einander in Argentinien.
Die ersten Tage der Eingewöhnung
waren die schwersten, man konnte
sich wegen sprachlicher Differenzen
nicht verständigen und konnte die
Gastfamilie noch schwer einschätzen.
Auch in meiner dortigen Schule
wurde ich sehr herzlich empfangen,
und von meinen damals neuen
Klassenkameraden wurden viele
Fragen über mich und wo ich her-
komme gestellt. Die Schule selbst
war am Anfang etwas gewöhnungs-
bedürftig. Es verfügte zwar jede
Klasse über W-Lan (das nicht im-
mer funktionierte) und jeder Schüler
bekam vom Staat einen Laptop,
aber das Gebäude selbst war alt, die
Tische beschmiert, die Fenster un-
dicht und die Tafeln fast unleserlich.
Dafür sind die Lehrer viel freundlicher
und persönlicher als hier in Öster-
reich. Die Lehrer sind eher Freunde
als Respektpersonen für die Schüler.
Nach einigen Monaten Eingewöh-
nungszeit konnte ich mich auch
schon in Spanisch verständigen und
Freunde habe ich bei den gastfreund-
lichen Argentiniern auch schnell
gefunden. Die habe ich in den 3
monatigen
Sommerferien
von
Dezember bis März auch dringend
gebraucht, sonst wäre mir sicher
schnell langweilig geworden.
Ein weiterer großer Unterschied
zwischen Österreich und Argentini-
en ist, dass dort fast jeder „Siesta“
schläft – das ist so viel wie ein
Mittagsschlaf von 13:00 – 16:00 Uhr.
Auch die Arbeiter kommen um die-
se Zeit nach Hause und gehen nach
der Siesta wieder arbeiten. Den
Grund erkennt man schnell, denn bei
mehr als 40°C am Nachmittag hat
niemand so recht Lust außerhalb der
Reichweite einer Klimaanlage zu sein.
Im Januar bin ich mit anderen
Austauschschülern nach Patagonien
– in den Süden Argentiniens gereist.
Wir sind auf Gletschern gewandert,
sind mit Pferden und argentinischen
Cowboys (Gauchos) ausgeritten und
sind an der eher kühlen Atlantik-
küste ins Meer gegangen.
Als mein Auslandsjahr sich seinem
Ende zuneigte, habe ich mich schon
wie ein halber Argentinier gefühlt, die
Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft
der Argentinier schloss man eben ins
Herz. Kurz vor dem Ende des Jahres
gab es von der Organisation AFS eine
zweite Reise.
Dieses Mal ging es in den heißen
Norden Argentiniens, zu den Iguazu
Wasserfällen (die eines der 10
Naturweltwundern der Welt sind) an
der Grenze zu Chile und Brasilien,
den „Ureinwohnern“ Argentiniens
in Salta und Jujuy und in trockene
wüstenartige Gebiete in Jujuy.
Bald darauf folgte auch mein Ab-
schied von meiner neuen „Familie“
und den Freunden mit denen ich in
nur einem Jahr sehr anfreundete.
Ich würde es wieder machen, und
empfehle es auch jedem weiter,
denn es ist eine Erfahrung die einen
niemand mehr nehmen kann.
Falls du interessiert bist, kannst du
auf
www.afs.at
mehr über Auslands-
aufenthalte erfahren.
Bericht und Bilder Tobias Berger