Seite 27 - Gemeindezeitungen

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Wenn ich zu meiner Mutter nach Osttirol fahre, dann ist so
ziemlich alles gleich. Die Landschaft, die Häuser, natürlich die
Lienzer Dolomiten, die ich so gerne sehe, wenn die Sonne dar-
aufscheint. Nur die Felder und die Gärten ändern sich jedes
Mal. Einmal ist das Feld gemäht, das andere Mal steht noch
das Gras. Einmal ist die Wiese neben unserem Haus in voller
Blüte, dann ist sie verblüht. Wenn ich im Mai komme, dann
blüht der Marillenbaum, hat 1.000 weiße Blüten drauf.
Der Kirschbaum ist ein rosaroter Traum. Der Nussbaum mit
seinen rosaroten Kerzen, wie schön kann eine Blüte sein. Am
schönsten ist der Magnolienbaum. Seine großen Blüten sind
einzigartig, innen rosa und außen violett, einfach wunderbar.
Es ist Mitte Juli und ich komme wieder auf Besuch. Der Bus
bleibt stehen, ich steige aus. Das Erste was ich sehe, sind die
Blumen auf dem Balkon der Aue. Sie leuchten in allen Farben
– rot, weiß, rosa, dunkelblau und violett. Ich bleib stehen um
sie anzusehen.
Das Geschäft, ich kauf’ mir eine Zeitung. Vor dem Geschäft
stand ein Mann. Ich hätte ihn nicht mehr erkannt, wenn er
nicht sagte „ich bin Garber Pepe, bist du nicht die Turler Ger-
da?“ Wir gingen zusammen zur Schule. Er erzählte mir ein
bisschen aus seinem Leben und gab mir noch ein Feuerzeug,
um im Kirchl eine Kerze anzuzünden.
Der riesige Baum vor dem Aue Kirchl, uralt und unter Natur-
schutz, breitet seine Äste und Blätter aus, um Schatten zu
spenden. Alles ist gleich. Nur das Kirchl ist neu renoviert und
wirklich schön: die Malerarbeiten, die Schindeln auf dem
Dach, die Kirchtür. Ich gehe hinein, auch drinnen ist vieles
neu. Allen Leuten, die so viel gespendet haben und die da
zusammenhalfen, um so viel Neues und Schönes zu schaffen,
gehört ein großes Lob und ein Vergelt’s Gott zu sagen.
Lach Loisele, unsere Mesnerin und Fremdenführerin in St.
Korbinian, und Felder Nannele sind auch in der Kirche. Wir
sagen uns Grüß Gott. Ich zünd dem Hl. Josef mit dem Jesukind
eine Kerze an, wie ich es immer getan, und sag’ noch: „Herz
Jesus, ich vertraue auf dich“, dann gehe ich. Vorbei bei
Schmieder Waltraud, ein kurzes „Wie geht’s dir“, der Mama
viele Grüße. Dann weiter den Weg hinauf, ein paar nette Wor-
te mit Wischounig Luise, sie schickt der Mama auch viele
Grüße. Dann kommt die Asslinger Straße.
Da seh’ ich von weitem die drei Birken, wo sonst der Wind mit
den Blättern spielte, jetzt stehen sie da, nackt wie drei Marter-
pfähle, die zum Himmel ragen. Wer bringt sowas „zuwege“.
Bei Wettes Haus vorbei, vorbei bei Lukasser Hubert und
Maria-Luisa. Ich seh’ den Wein und die Ribiselstauden, ich
weiß aber, dass sie einen wunderschönen Garten haben.
Bei Mascher vorbei, hinterm’ Haus blühen verschiedene
Sträucher. Vorbei beim Jugendheim und der Volksschule, die
so viele Erinnerungen an die Kindheit haben.
Jungscharleiterin war die Unterweger Christl, wir mochten sie
alle gerne. Unsere Frau Lehrerin war Frau Sigrit Trost, die die
erste bis dritte Klasse in einem Raum unterrichtete mit sehr
viel Liebe und Disziplin. Unser Lehrer war Herr Anton
Anewanter, er unterrichtete die 4. Klasse bis zur 8. Klasse.
Heutzutage unvorstellbar. Am liebsten mochte ich Deutsch
und Geschichte.
Vorbei am Lange-Häuschen, in dem jetzt die Doris wohnt. Sie
hat rundum einen Garten, fast wie im Märchen, wo der Frosch-
könig Wache hält und im Teich eine Seerose blüht. Es wach-
sen Erdbeeren in einer nicht mehr gebrauchten Badewanne
und Marillen auf dem Marillenbaum vor dem Haus. In diesem
Garten fühlt man sich einfach wohl.
Bei Walder Rosl und Karl, wo meine beste Freundin Elfriede
wohnte und ich als Kind öfter bei ihnen war als zu Hause,
mache ich eine Rast. Karin mit Matthias, Gerhard und Maria-
Luise heißen mich herzlich willkommen.
Elfriede kam von Kramsach, wo ihre Tochter Gudrun verhei-
ratet ist, auch nach Hause, was mich ganz besonders freute.
Wir hatten ein paar Stunden für uns, um ein bisschen zu „trat-
schen“.
Ich treffe auf dem Weg Kuinzer Anne. Sie erzählt mir von
ihrer Lourdes-Reise, es sprudelt nur so hervor. Sie war schon
sieben oder acht Mal mit dem Bus unterwegs, aber diesmal ist
sie geflogen, das erste Mal in ihrem Leben, ihr Sohn und ihre
Schwiegertochter begleiteten sie.
Und weiter geht’s, bei Unterweger vorbei. Für mich als Kind
ein Herrenhaus und immer noch ein Herrenhaus, so kommt’s
mir einfach vor. Zu Fasching waren wir Kinder alle eingela-
den, das vergisst man nicht. Im Garten von Wegmacher Nor-
bert pinke Pfingstrosen, habe ich noch nie gesehen.
Den ganzen Weg nach Hause seh’ ich nur Blumen blühen. Ein
paar Schritte noch, dann sehe ich sie, meine Mame Blumen
gießen und ich wusste, ich bin daheim.
Voll Freude zeigt sie mir, was alles schon blüht und wieviel
Kartoffeln sie braucht, um ihre guten Schlipfkrapfen zu
machen. Schnittlauch und Petersilie, Salat, Heilkräuter und
verschiedene Gemüse, alles was sie zum Essen braucht und
den Nachbarn gibt sie auch noch davon.
Ihre Rosenhecke, wie sie immer blüht, mit tausend Knospen,
dunkelrot und wunderschön. Jetzt Mitte Juni, da blühen fast
alle ihre Rosen. Eine mit kleinen, weißen Blüten, dort tum-
meln sich viele Bienen. Eine in rosarot, eine wieder ganz dun-
kel, eine weiße, die riecht wie Seife.
Die Pfingstrosen rosarot. Es blühen große Margeriten, es blü-
hen dunkelgelbe Blumen und es blüht der Mohn. Er ist hoch
mit einer großen, roten Blüte, innen hat er einen schwarzen
Fleck, fast so wie wenn er mit einem Auge sehen könnt. Der
halbe Garten ist voll davon.
Wenn der Wind die Blätter verweht, dann glaubt man Schmet-
terlinge fliegen ins Gras. Es blüht der weiße Holunder, ein
betörender Duft geht von ihm aus. Wenn er dann schwarze
Hollern trägt, macht man Holundersulze daraus.
Und es blüht der Jasmin, der riecht wie das teuerste Parfum.
Ich besuche auch Stanglechner Anni, die mit mir zur Schule
ging. Ihr Garten ist ein Traum. Schade, dass ich meine lang-
jährige Freundin Goller Rosa nicht angetroffen habe. Meine
Schwester Maria und ich gingen aber durch ihren Garten.
Alles blüht durcheinander, Rosen und nochmals Rosen in allen
Farben: gelbe, blaue und violette Blumen, die wir nicht kann-
ten.
Ein kleiner Teich, Ahornbäume und noch vieles mehr, fast wie
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09/2014
Fortsetzung Seite 28
Der Weg nach Haus’ und wieder daheim
Osttirolurlaub vom 10. bis 18. Juni 2014