Seite 7 - Gemeindezeitungen

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März 2013
Slawische Flurnamen in Tristach
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Lawitsch
(ein kleines Feld südlich der
Kirche am Waldrand, östlich
vom „Seebachl“ begrenzt)
Im Altslowenischen bedeutet
laban-
ta (lawanta)
ursprünglich vernässtes
Gelände (Sumpf), das z. B. an einem
Bach allmählich ausgetrocknet ist. Im
Drautal in Slowenien gibt es den sehr
alten Flurnamen
lave
oder
lava
(gespro-
chen
lawa
), so heißen die ehemaligen
Flussarme, Flußschlingen (Mäander)
und Sümpfe, die heute zu Land gewor-
den sind.
Im Slowenischen bedeutet die
Nachsilbe –itsch oder –
ica
(itza) eine
Verkleinerung:
lavica
bedeutet kleine
lava
; vergleiche slowenisch
voda
„Was-
ser“,
vodica
„kleines Wasser“ (russisch
vódka
„Wässerchen“),
reka
„Bach“,
rečica
„kleiner Bach“ (
Bizjak
). Aus dem
Gewässernamen Möll (slowenisch
Mol-
na
„Bergfluß“) ist z. B. für deren Neben-
fluß die Bezeichnung Mallnitz, die „klei-
ne Möll“, hervorgegangen. In Prägraten
war die Islitz der kleine Nebenfluß der
Isel (ein vorrömischer Flußname, sie-
he unten; in Karten heute Dorfer Bach,
als Hof- und Familienname erhalten).
4)
-
Lawitsch
bedeutet also ursprünglich
kleines Feuchtgebiet (aus „w“ wurde
„v“, im Slowenischen als „u“ gesprochen,
also Lawitsch = Lavitsch = Lau-itsch).
Das Lienzer Becken erstreckt sich
zwischen der Lienzer Klause und dem
Kärntner oder Tiroler Tor (je nach Blick-
richtung) bei Nörsach-Pirkach. Es wur-
de in der Eiszeit durch den Iselgletscher,
den Draugletscher und den Möllglet-
scher (über den Iselsberg her) gestaltet.
Das „Tor“ mit den steilen Fels-
flanken wurde vom Gletschereis aus-
geschliffen. Nach dem Rückgang der
Eismassen, die dieses Talbecken (es ist
das größte im Bundesland Tirol) ausge-
schürft hatten, füllte es sich nach som-
merlichen Hochwässern allmählich mit
Sand und Steinen, es entstanden Auen.
Die Vereisung hinterließ einen für die
Pflanzenwelt entscheidenden Rohbo-
den. Denn er war reich an Mineralstof-
fen, Sand und Ton und zeichnete sich
durch eine günstige Wasserführung aus.
„Gräser, Kräuter und Hölzer“ (Fliri 2000)
besiedelten dann jene Areale, die eisfrei
wurden. So entwickelten sich in einigen
Jahrtausenden jene Böden, auf denen
der Mensch schließlich Landwirtschaft
betreiben konnte.
5)
Das „Tor“ bei Nörsach-Pirkach eng-
te den Flusslauf beim Austritt aus dem
Becken ein. Das „gebremste“ Wasser
lagerte mitgeführtes Material (Sand
und Geröll = „angerollte“ Steine) ab. Es
entwickelte sich bei Nikolsdorf „brettle-
benes“ Gelände. Das war die Ursache
Abb. 2 - „Karte der gefürsteten Grafschaft Tyrol nebst Vorarlberg und dem angrenzenden Souverainen Fürstenthum Liechten-
stein - astronomisch trigonometrisch vermessen, topographisch aufgenommen, reduziert und gezeichnet im Jahre 1823 von dem
Kaiserlich-Königlich-Österreichischen General Quartiermeister Stabe“ - Geschrieben und gestochen von C. Stein (Ausschnitt,
vergrößert: Umgebung von Lienz) - A. Draxl privat