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Slawische Flurnamen in Tristach
März 2013
Im Zuge der Flurnamenerhebung
für den Koflkurier stellte sich die Frage
der Bedeutung der slawischen Namen.
Anton Draxl stellte uns dankenswerter
Weise seine aufwändigen Nachfor-
schungen zur Verfügung.
Die Erklärung der vier Flurnamen
stammt von
Janez Bizjak
, dem Direktor
a. D. des Triglav-Nationalparks,
Bled
/
Slowenien. Die Zusammenstellung und
die namens- und naturkundliche Ergän-
zung besorgte Anton Draxl/Lienz. Die
lokalen Hinweise gab Burgi Kofler.
Einleitung:
Im Lauf der Völker-
wanderung hatte sich Rom aus seiner
Alpenprovinz
Noricum
zurückgezogen
(sie reichte im Westen über das Puster-
tal bis zum Eisack). Geblieben ist aber
bis ins 19. Jh. der Name Norische Al-
pen für die Hohen Tauern. Im norischen
Drautal kam es gegen Ende des 6. Jh.
zu ersten Kämpfen zwischen Bajuwa-
ren und Slawen. Die Bajuwaren unter
Herzog Garibald wurden um 610 bei
Aguntum
besiegt.
1)
Slawische Siedler
ließen sich neben den romanisierten
„Ureinwohnern“ und Kelten im Lienzer
Talbecken, in der Iselregion und im obe-
ren Mölltal nieder. In Kals etwa hausten
und wirtschafteten die Ansässigen und
die Zugewanderten friedlich zusammen.
Von 12 Siedlungsnamen sind fünf sla-
wischer Herkunft, gegenüber vier mit
romanischen und drei mit deutschen
Wurzeln. Nur so ist das „Überleben“ ro-
manischer und slawischer Namen bis
in die bairische Zeit zu erklären - ein
faszinierendes Kulturerbe in dieser Ost-
tiroler Landschaft. Erst ab dem 9./10.
Jh. begann die starke „Landnahme“
bairischer Bauern im heutigen Osttirol
(bajuwarisch-fränkische Kolonisation).
Namenforscher meinen, dass in Kals
die deutsche Sprache erst im 13. Jh.
die Oberhand gewonnen hat.
2)
Im Vorderen Iseltal etwa, in Ainet
und Schlaiten, hat sich viel slawisches
Namengut erhalten.
3)
Slawische Flurnamen in Tristach
Alois Walder (1947 – 2009) in respektvollem Gedenken gewidmet
Abb. 1 - „Atlas Tyrolensis“ von Peter Anich und Blasius Hueber,1774 (Ausschnitt: Umgebung von Lienz) - A. Draxl privat