Seite 38 - Gemeindezeitungen

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Gesund & Fit
Gesundheit aus der Apotheke Gottes -
Der Spitzwegerich (Plantago lanceolatum)
Die letzte Silbe des althochdeut-
schen wega-rih, dem serbischen
reiks entsprechend, ist urverwandt
mit dem lateinischen rex = König. So
war der Wegerich der Beherrscher
der Wege und wuchs seit Urzeit her
schon zum Segen der Menschheit.
Es ist heute wie damals. Das Übel
fährt über das Land dahin und wir
brauchen Heilpflanzen, wie es der
in allen Kräuterbüchern hochgeprie-
sene Spitzwegerich ist, um diesem
Übel entgegenzutreten. Er wächst
auf allen Wiesenwegen und Rai-
nen, in Gräben und feuchtem Öd-
land und kommt praktisch auf der
ganzen Welt vor. Er wird in erster
Linie gegen alle Erkrankungen der
Atemwegsorgane angewendet, be-
sonders bei starker Verschleimung,
Husten, Keuchhusten, Lungenasth-
ma, ja selbst bei Lungentuberkulo-
se. Der Schweizer Pfarrer Künzle,
der urwüchsige Naturarzt und Ken-
ner der großen Heilkraft unserer
Pflanzen, schreibt: „Verwendung
findet der ganze Wegerich in all sei-
nen Sorten mit Wurzel, Kraut, Blüte
und Samen. Er reinigt wie kein zwei-
tes Kraut Blut, Lunge und Magen, ist
daher gut für jene Leute, die wenig
oder schlechtes Blut haben, schwa-
che Lungen und Nieren, bleiches
Aussehen haben, Ausschläge, Ru-
den, Flechten produzieren oder gar
etwas hüsteln, heiser sind, mager
bleiben wie die Geißen, selbst wenn
man sie in Butter hineinstellen wür-
de. Er hilft schwächlichen Kindern,
die trotz guter Kost zurückbleiben,
auf die Beine.“ – Ich selbst konnte
bei Lungen- und Bronchialasthma
mit Spitzwegerich und Thymian, zu
gleichen Teilen gemischt, manchem
helfen. Gerade bei Bronchialasth-
ma kann man den Spitzwegerich
nicht genug empfehlen. Ein solcher
Teeaufguss ist auch bei Leber- und
Blasenleiden sehr zu empfehlen.
Wie man in alten Kräuterbüchern
nachlesen kann, hilft der Samen
des Wegerichs bei Steinbildung,
wenn man täglich acht Gramm da-
von nimmt, Der Sirup wird auf zwei-
erlei Arten bereitet. Bei der ersten
Art treibt man die gewaschenen
Blätter durch die Fleischmaschine
und legt sie in etwas Wasser, wobei
das Wasser knapp die Blätter bede-
cken soll. Man gibt ½ kg Bienenho-
nig und 1 kg Rohzucker dazu und
lässt das Ganze bei schwachem
Feuer sieden, bis eine dickliche
Flüssigkeit entsteht, die man dann
in Gläser abfüllt. Der Saft muss an
kühlen Orten aufbewahrt werden,
damit er sich frisch hält.
Die zweite Art der Bereitung ge-
schieht auf folgende Weise:
Man legt die gewaschenen Blät-
ter mit Rohzucker schichtweise in
ein Gurkenglas und presst alles
fest zusammen. Über Nacht setzt
sich die Masse. Am nächsten Tag
werden die Schichten wiederholt,
bis nichts mehr in das Glas hinein-
geht. An einer geschützten Stelle
im Garten gräbt man dann ein Loch
und stellt das mit drei- bis vierfa-
chem Pergament verschlossene
Glas hinein. Man gibt ein Brett da-
rauf und beschwert es mit einem
Stein. Alles wird dann mit Erde zu-
geschüttet. Brett und Stein sollen
aber sichtbar bleiben. Durch die
gleichmäßige Erdwärme vergären
Zucker und Blätter zu einem Sirup.
Nach drei Monaten nimmt man das
Glas heraus, presst den Saft durch
eine Fruchtpresse (nicht durch ein
Tuch), kocht ihn einmal gut auf und
füllt den Sirup in Flaschen. Bitte
gut verschließen. Dieser Sirup ist
das Beste Hausmittel gegen alle
Lungenerkrankungen, auch gegen
Asthma. Wer diese Art der Gärung
nicht durchführen kann, lässt das
Glas in Herdnähe geschützt stehen.
Als nächste kommt aus der großen Fülle unserer Heilpflanzen eine heraus, die in unserer
Vorzeit ebenso verbreitet gewesen zu sein scheint, wie heute und auch einen hervorragen-
den Ruf genoss.