Seite 37 - Gemeindezeitungen

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fenfähigen Männer welche das 42.
Lebensjahr noch nicht erreicht ha-
ben müssen innerhalb 24 Stunden
zu ihrem Truppenkörper einrücken.
Gleichzeitig wurden von der Ge-
meinde Boten ausgesandt, die mi-
litärpflichtigen Männer welche sich
als Hirte oder Senner auf einer Alm
aufhielten zu holen.
Die Mobilisierung wirkte wie eine
Bombe, wie ein kalter Wasserstrahl
auf die Bevölkerung. Eine fast un-
heimliche Ruhe lag über unserem
Tale. Überall wo sich Leute trafen,
drehte sich das Hauptgespräch um
die bevorstehenden Ereignisse im
Krieg und reichlich flossen die Trä-
nen. Eltern und Frauen bangten
um das Wohl und Wehe der in den
Krieg ziehenden Lieben.
Frühzeitig verließ man an diesem
Tag das Gasthaus, denn jeder woll-
te den letzten Abend bei seinen
Lieben daheim verbringen. Vieles
musste noch geregelt und mit den
Zurückbleibenden besprochen wer-
den. Wohl kaum jemand wird in
dieser Nacht einen ruhigen Schlaf
gefunden haben. Allzu schnell ver-
ging diese Nacht. Wiederum flute-
te Licht in den Morgen des zweiten
August als wollte es mit Gewalt die
düsteren Gemüter aufheitern, aber
niemand freute sich über den herr-
lichen Tag. Gab es doch fast kein
Haus wo nicht der liebe Vater, Sohn
oder Bruder im laufe des heutigen
Tages in den Krieg ziehen muss-
te. In manchen Häusern war es die
letzte männliche Arbeitskraft. Herz-
zerbrechende Szenen spielten sich
beim Abschied ab. Besonders bei
jungen Reservisten die Frau und
Kinder hintenlassen mussten.
Die ersten Reservisten verließen
schon nach dem Frühgottesdienst
die Heimat. Andere verließen ihre
Heimat nach dem Spätgottesdienst
und zur Mittagszeit, viele wohl
schweren Herzens. Der Großteil
der Reservisten musste nach Inni-
chen einrücken. Ihnen war es noch
möglich den nachmittägigen Got-
tesdienst beizuwohnen, wobei ih-
nen der Hochw. Herr Pfarrer Anton
Moling den Waffensegen erteilte.
Welche heißen Gebete mögen da-
mals von den Kriegern und ihren
Angehörigen zum Herrn emporge-
stiegen sein zum Schutz bei den be-
vorstehenden Kämpfen gegen eine
Welt von Feinden. Nachher setzte
sich der Zug talaus in Bewegung,
begleitet von Segenswünschen und
Tränen der ganzen Bevölkerung.
Dessen war man sich ja sicher,
dass viele heimatlichen Boden nie
mehr betreten würden und auf fer-
nen, fremden Auen ihre letzte Ru-
hestätte finden würden.
Eines sei noch zu erwähnen. Der
damalige Kooperator Heinrich Küg-
ler und der Gallerbauer Johann Lus-
ser begleiteten noch alle Gruppen
ein Stück des Weges.
An diesem ersten Tag rückten 94
Männer in den besten Jahren ein.
Für die Hinterbliebenen wurde die
Lage immer düsterer. Zur Sorge um
die Lieben in der Ferne forderte der
Alltag Gewaltiges. Die hinterblie-
benen Frauen, Greise und Kinder
mussten die Arbeitslücken nach
besten Kräften ausfüllen.
Ein Ereignis will ich noch kurz an-
führen. Den Tod des Standschüt-
zen Schett Konrad Schönegg. Er
fiel am 6. Sept. den feindlichen Ku-
geln zum Opfer. Da bei den Stand-
schützen viele heimatliche Krieger
beisammen waren, wurde seine
Leiche hierher überführt. Er liegt
im heimatlichen Friedhof begraben.
Dieses Ereignis wurde noch viele
Jahre nachher als das Größte und
Ergreifendste geschildert.
Gedenken wir der Gefallenen die-
ses 1. Weltkrieges. Der Herr möge
Ihnen in ihrer zweiten Heimat bei
Ihm den ewigen Frieden schenken.
Ernst Lanser
Beim Abbruch eines Hauses, ei-
nes Stadels, einer Andachtstätte
oder einer Fassade eines Objektes,
auch bei einer Entrümpelung eines
Dachbodens, einer alten Truhe oder
eines Kastens kann man manchmal
alte Dokumente, Briefe, Urkunden,
Pläne, historische Fotos, alte An-
sichtskarten, alte Verträge, Zeug-
nisse, Urkunden, Aufschreibbücher,
Rechnungen (Währung-Zeitwert),
Sterbebildchen, Plakate oder Fest-
programme finden.
Solche Fundstücke bitte nicht beim
Nichts wegwerfen oder
entsorgen!
„Altpapier“ entsorgen. Sie sind ein
Zeugnis der Vergangenheit.
Solche Funde können während der
Amtsstunden im Gemeindeamt ab-
gegeben werden, oder nach Verein-
barung besichtigt, fotografiert bzw.
gescannt werden.
Übrigens gibt es eine neue Internet-
Plattform: chronik-osttirol.at. Auch
dort kann man künftig einiges aus
Osttirol erfahren.
Emmerich Lanser
Chronik