Seite 8 - Gemeindezeitungen

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2013
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m Dienst ag, den 29.
Jänner machte via „Tirol
heute“ die Nachr icht vom
doch etwas unerwar teten
Tod unseres Altbischofes Dr.
Reinhold Stecher die Runde.
Wohl der allergrößte Teil der
Tiroler Bevölkerung verbindet
mit demNamen Reinhold Ste-
cher Geschichten und Gedan-
ken aus den Bergen, Gedan-
ken über Höhen und Tiefen
des menschlichen Alltages,
Bilder und Eindrücke eines
besonderen „Tiroler Hirten“.
Der ganz normale Al ltag
des „Steiner Paul“ wurde
am Mit twoch, 30. Jänner
um „holbe sieb‘ne i n da
Fruah“ durch das Läuten des
Telefons unterbrochen. Am
anderen Ende befand sich
der Gebietsleiter Oberland
der Nor ikerzucht , Johann
Wa lde r vlg. K r a l e r au s
Sillian, der Bruder von Dr.
Josef Walder theologischer
Referent des Bischofs und
woh l auch Or ga n i s a t o r
des Begräbnisses. Er hätte
zugesagt, ein Norikergespann
als „Osttiroler Beitrag“ zur
Beerdigung bereitzustellen.
Ob Paul sich das vorstellen
könne? Ja, natürlich konnte
Paul! Und so kam das zustan-
de, worüber Paul nun selber
erzählt:
„Ja, der nächste Anruf kam
vom Stadtmagist rat Inns-
bruck und bezog sich auf
meine Daten. Die Daten der
Pferde, wie Geburtsdatum,
Geschlecht, Farbe, gesund-
heitliche Beschaffenheit u.a.
erhob die Veterinärabteilung
des Landes Tirol in einem
fünfseitigen Bescheid. Alle
aufgelisteten Punkte, wie z.
B. den ordentlichen Zustand
des Geschirrs wegen Verlet-
zungsgefahr der Pferde, galt
es, penibel einzuhalten. Eine
Woche vorher habe ich die
9jährige Stute „Penny“, die
Schwester meines 8jährigen
Hengstes „Schleinitz“ ja nach
Prags in Südtirol verkauft und
nun musste ich die mir sozu-
sagen wieder ausleihen. Der
neue Besitzer Andreas Nocker
war aber sehr zuvorkommend
und empfand diese Aufga-
be, „den Bischof zu fiahrn“
ebenfalls als große Ehre und
Auszeichnung. So holten wir
Penny wieder, es mussten ja
zusammengewöhnte Rösser
sein. Mittlerweile war klar,
dass die Beerdigungsfeier-
lichkeiten am „Lichtmeßtag“,
den Samstag, 2.2.2013 sein
werden. Vom „Freimann“
holten wir am Donnerstag
den „Gummiwagen“, der noch
von „Holzknittel“ zu befreien
war, wobei mir der „Egger
Meinhard“ tatkräftig geholfen
hat und das „Wagele“ dann
mit dem Traktor zum Grieß-
mann brachte, wei l sonst
die Gretl „nervös“ würde.
Ja, und da halfen dann alle
Grießmannleute gemeinsam
mit, Waltraud strich den Wa-
gen, Elisabeth Ziegler half
der Mama Gretl beim Binden
des Tannenbandes und des
vielbewunderten Gesteckes,
der Norbert bastelte die Befe-
stigung für die „Monstranz“,
meine Frau Lisl nähte den
violetten Stoff zusammen…
und so entstand wirklich zu
aller Freude ein gelungenes
Gemeinschaftswerk. Nun galt
es, eine Transportmöglichkeit
zu organisieren. Der Trans-
port erfolgte dann (um Gottes
Lohn!) durch einen LKW der
Raiffeisengenossenschaf t,
wofür wieder eine Sonderge-
nehmigung (Samstag!) nötig
war und auch von der BH
erteilt wurde. Und dann war
es endlich soweit! Nach einer
problemlosen Fahr t durch
Regen und Schnee über den
Felbertauern bogen wir in den
Hofgarten ein und wurden von
drei Polizisten empfangen.
Als siemichdann inder „Goam-
berger Musigtrocht“ ausstei-
gen sahen, war alles in Butter.
Wir wurden dann genauestens
kontrolliert, mussten uns per
Pass ausweisen, die Punkte
des fünfseitigen Bescheides
wurden durch einen Veteri-
när „abgehakt“, den Pferden
sei Wasser zu geben, was
sie allerdings verschmähten,
worauf der Veterinär wohl
meinte, es sei aber hoffentlich
wohl in Ordnung…Der Regen
hörte wie auf ein Kommando
des Himmels auf und so hieß
Der letzte Weg unseres Altbischofes Dr. Reinhold Stecher
Ein Gemeinschaftswerk, das mit Stolz und Freude erfüllt
Paul Steiner aus Gaimberg erregt mit dem Norikergespann viel Aufsehen
Offizielle Begrüßung durch Bürgermeister Peter Duregger
beim früheren Eingang zur Schule - vor dem Einzug zum
Firmungsgottesdienst am 01. Juni 1985.
Foto: DI Gottfried Wieser
Das „Wagele“ wurde amGrießmannhof liebevoll geschmückt.
Der Sarg des Altbischofes
wurde mi t dem Noriker -
gespann von Paul Steiner
durch die Landeshauptstadt
gezogen.
Foto: Julia Hammerle
Foto: Elisabeth Klaunzer