Seite 33 - Gemeindezeitungen

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ezember
2013
C
hronik
LH Eduard Wallnöfer wäre heuer 100 Jahre
Eduard Wallnöfer wurde am
11. Dezember 1913 auf einem
Bauernhof in Gschneir ob
Schluderns geboren. Nach-
dem sein Vater bald nach Be-
ginn des Ersten Weltkriegs
als Kaiserjäger an der italie-
nischen Front gefallen war,
zog die Mutter mit dem klei-
nen Edl ins Oberinntal, wo
er sein weiteres Leben ver-
brachte, dem Vinschgau aber
immer verbunden blieb. Er
besuchte die Volksschule und
anschließend die Landwirt-
schaftliche Landeslehranstalt
in Imst sowie Sonderkurse
für Buchhaltung und Wirt-
schaft. 1940 heiratete er in ei-
nen Bauernhof in Barwies am
Mieminger Plateau ein, den
er selbst bewirtschaftete und
der dann bis an sein Lebens-
ende sein Wohnsitz bleiben
sollte. Schon in jungen Jah-
ren begann er sich politisch in
der Jungbauernschaft seines
Bezirks zu betätigen. 1934
bis 1938, und dann wieder ab
1945, arbeitete er als Sekretär
der Bezirkslandwirtschafts-
kammer und Geschäftsfüh-
rer der Landwirtschaftlichen
Genossenschaft in Imst. Im
Zweiten Weltkrieg diente
er zuerst als Funker in der
Deutschen Wehrmacht, dann
übernahm er die Geschäfts-
führung des Tiroler Braun-
viehzuchtverbandes. Ab 1945
war Wallnöfer Gemeinderat
in Barwies und 1949 zog er
für die ÖVP in den Tiroler
Landtag ein. Noch im selben
Jahr trat er in die Tiroler Lan-
desregierung in Innsbruck ein
und führte zunächst als Lan-
desrat das Landwirtschafts-
referat und ab 1961 das Süd-
tirol-Referat. 1958 wurde er
zum Bundesobmann des Ti-
roler Bauernbundes gewählt.
Bereits ab 1951 war er als
Obmann des Verbandes der
Tiroler Landwirtschaftlichen
Genossenschaften tätig. Im
Jahr 1963 wählte ihn der Ti-
roler Landtag, als Nachfolger
des unerwartet verstorbenen
Dr. Hans Tschiggfrey, zum
Landeshauptmann; ein Amt,
das er, nach mehrmaliger
Wiederwahl, bis zu seinem
krankheitsbedingten
Aus-
scheiden 1987 inne hatte. Im
Tiroler Landtag konnte er sich
auf eine Zweidrittelmehrheit
seiner Partei stützen, was ihm
einen gewaltigen Spielraum
in seiner Arbeit als Landes-
hauptmann bot. Am 15. März
1989 ist er, unter Hinterlas-
sung seiner Witwe Luise,
geb. Thaler, und vierer Kin-
der in der Innsbrucker Klinik
gestorben.(Aus dem „Vinsch-
ger“/Westtiroler Zeitung).
Der hochverdiente Tiroler
Politiker
war stets auch den
Wünschen Osttirols aufge-
schlossen und konnte mehr-
mals durch seinen spontanen
persönlichen Einsatz zum
Wohle unseres ganzen Be-
zirkes wirken. Viele Lands-
leute aus unserem Bezirk
können sich gut erinnern,
dass Wallnöfer in den ver-
heerenden Hochwasserjah-
ren 1965 und 1966 zu einem
echten Landesvater für uns
Osttiroler geworden ist, als
er sich persönlich um das
Schicksal vieler vom Ele-
mentarereignis betroffenen
Familien kümmerte und so-
gar zur Überraschung aller
Anwesenden dem damali-
gen Bundeskanzler Dr. Josef
Klaus bei einer Besichtigung
der Katastrophenorte über die
Besitzstruktur der einzelnen
Bauern genaue Auskunft ge-
ben konnte.
Am 9. und 10. Oktober 1965
besichtigte LH Wallnöfer die
Hochwasserverheerungen in
Osttirol, nachdem er dies un-
mi t telbar nach der Kata-
strophe vorwiegend vom
Hubschrauber aus getan hat-
te. Einige Notizen davon:
„Ich würde mich schämen,
hier nicht mehr als das For-
melle zu tun.“ St. Veit/Zot-
ten: Am Straßenzaun stand
Vater Stemberger mit acht
seiner Kinder, die in der
Unglücksnacht die Mutter
und die 12jährige Schwester
Thekla verloren hatten. Die
16jährige Maria trug noch die
Schrammen des Unglückes
im Gesicht... Dem Landes-
hauptmann traten Tränen in
die Augen, als ihn der Vater
bat, der Familie doch wieder
zu einer Heimat zu verhelfen,
da sie in Gassen wegen der
bleibenden Gefährdung wohl
nicht mehr siedeln könnten.
Als eine persönliche Gabe
drückte der Landeshaupt-
mann den Kindern einen
namhaften Geldbetrag in die
Hand.
„Die Haltung der Nikolsdor-
fer, die in so kurzen Abstän-
den immer wieder ihre Felder
unter den Draufluten sehen
mussten, trotzdem aber mit
neuem Mut an die Arbeit ge-
hen, imponiert mir und ich
nehme vor dieser Einstellung
den Hut ab. Wir werden al-
les tun, um die Schäden zu
beseitigen, um den Bewoh-
nern künftig Sicherheit für
ihre Ernte zu geben.“ (LH
Wallnöfer am 26. August
1966 in Nikolsdorf).
Oder Arbeitsplätze: «Ich bin
hocherfreut, dass heute 230
Leute hier Beschäftigung fin-
den und es sollen 20 bis 30 zu-
sätzliche Arbeitsplätze kom-
men. Das ist für mich eine
große persönliche Freude. Ich
danke ihnen allen für Fleiß
und verantwortungsfreudige
Arbeit, die das Ansehen des
Betriebs untermauern.» (LH
Wallnöfer am 1. Juni 1984 im
EGO-Werk Heinfels)
Der integre Politiker und gro-
ße Sohn unserer Heimat war
zugleich ein Original. Gerade
diese Originalität erlaubte es
ihm, treffende Sprüche und
Aussagen zu machen, die ihm
niemand verübelte, wenn er
vielleicht einmal übers Ziel
geschossen hat. Schließlich
hat er es seiner Heimat Tirol
und seinen Landsleuten gut
gemeint und für sein Volk
Tag und Nacht gearbeitet. Er
hat unser Land aus der Zeit
des Wiederaufbaues heraus-
geführt und es in die Periode
des noch anhaltenden Wohl-
standes geleitet. Bewahren
wir nicht zuletzt deshalb un-
serem Landesvater Eduard
Wallnöfer ein ehrendes Ge-
denken!
(Auszug aus dem «Osttiroler
Bote» 23. März 1989)
A
nna
R
ainer
LH Eduard Wallnöfer bei einem der zahlreichen Osttirol-
Besuche; links Peter Duregger (Schriftleiter Osttiroler Bote).
Foto: Willi Lottersberger