Seite 10 - Gemeindezeitungen

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leisacher
Gucklöcher
Dem leben ins Gesicht lachen!
Das Wichtigste im Leben ist es, dem Spaß genug
Platz einzuräumen und das Lachen nie zu verlernen.
Diesem Motto will Steffi treu bleiben – und man
nimmt ihr das auch ab. Die Beine im Schneidersitz
verschränkt und mit einem lustigen Blitzen in den
schönen Augen sitzt sie mir gegenüber und lässt
sich ganz offen auf unsere Unterhaltung ein.
Stefanie Gößler besucht die erste Klasse der Kran-
kenschwesterschule in Lienz, eine Entscheidung, die
für sie nicht von Anfang an klar war. Es brauchte ein
paar Umwege, unter anderem die dreijährige Fach-
schule für wirtschaftliche Berufe der Dominikanerin-
nen, bis die Achtzehnjährige wusste, welchen
Bildungsweg sie weiter einschlagen wollte. Dass
Steffi ihre Zukunft im sozialen Bereich sieht, stand
dabei allerdings immer schon außer Frage. Die Ar-
beit mit Menschen und zu deren Wohl erscheint der
jungen Leisacherin ein erstrebenswertes Ziel, und
um es zu erreichen, wendet sie nun all ihren Fleiß
und Ehrgeiz auf. Allerdings – verbissener Ehrgeiz ist
kein Begriff, den man mit Stefanie in Verbindung
bringen würde. Dazu strahlt sie zu viel Fröhlichkeit
und Ausgeglichenheit aus. An ihrer Ausbildung ge-
fällt ihr besonders, dass diese vielseitig umsetzbar
ist und es einige Weiterbildungsmöglichkeiten im
Gesundheitswesen gibt, die sie später auch nutzen
will. Denn auf keinen Fall möchte Steffi jahrzehnte-
lang die gleiche Tätigkeit ausüben. Berufliche Ent-
wicklung und Flexibilität hält sie für unumgänglich.
Wer sie kennt, bescheinigt ihr Hilfsbereitschaft und
Freundlichkeit. Gegrüßt wird man von ihr immer, und
zwar aus Überzeugung, weil es, wie sie meint, ein-
fach guttut und man sich wohlfühlt, wenn man unter-
wegs ist und von anderen Fußgängern mit einem
netten Gruß, einem Kopfnicken oder freundlichem
Winken bedacht wird. Das zählt sie zum Beispiel zu
den positiven Aspekten des Dorflebens, dass man
sich zumindest vom Sehen kennt und deshalb nicht
sang- und klanglos aneinander vorbeigeht. Außer-
dem hat Leisach den großen Vorteil der Stadtnähe,
was sie natürlich besonders dann schätzt, wenn sie
zur Schule muss oder abends ausgeht.
Stefanie hat zwei Gesichter: Einerseits gibt sie sich
gern Tagträumen hin und schätzt die Ruhe und das
Schweigen. Die große Pubertätsrevolution hat bei
ihr nicht stattgefunden, wilde Kämpfe wurden nicht
ausgefochten. Sie behauptet von sich, sich gut an
ihre Umgebung anpassen zu können, was dazu
führt, dass nur dann ihr zweites Gesicht zum Vor-
schein kommt, wenn sie durch ihr Gegenüber dazu
animiert wird. In solch einem Fall verwandelt sich
die stille und wortkarge
Steffi zu einem verrückten
Huhn. Dann lacht sie viel
und redet gern und lässt
sich zu irren Aktionen
hinreißen. In solchen
Momenten kommt ihr ihre
Risikobereitschaft und
Furchtlosigkeit zugute.
Aber nicht nur Blödsinn-
Machen findet Steffi lustig
und aufregend, sie träumt auch von weiten Reisen,
die sie sich später, wenn sie einmal Geld verdient,
unbedingt leisten will. Und die USA stehen in dieser
Hinsicht für sie absolut an erster Stelle. Heuer durfte
sie fürs Erste einmal mit ihrer Freundin Sarah Rom
kennenlernen, was schließlich auch nicht zu verach-
ten ist.
Wenn Stefanie zuhause bei ihren Eltern und den
Geschwistern Lukas und Silvana in der „Alten
Straße“ ist und Zeit hat, kocht sie ganz gern einmal
oder bäckt die leckeren Cup-Cakes, von deren herr-
licher Vanillecremehaube sie schwärmt. Freizeitstress
tut sie sich keinen an. Am liebsten entscheidet sie
ganz spontan, ob sie sich mit ihren Freunden trifft,
einen Stadtbummel unternimmt oder sich einfach in
ihr Bett legt und eine Pfütze Schlaf nimmt, denn
schlafen kann Steffi zu jeder Zeit und an jedem Ort.
Im Winter liebt sie es zu rodeln, vorzugsweise von
der Dolomitenhütte hinunter (weil man mit dem Taxi
hinauffahren kann), und in der Sommerzeit findet
man sie mit ihren Freundinnen und Freunden im
Leisacher Schwimmbad, weil es dort gemütlich ist
und man aufgrund der Lage und Besucherzahl
einen großen Freiraum genießt.
Die junge Leisacherin mit steirischen Wurzeln passt
sich auch sprachlich schnell an ihr Umfeld an. Auf
Besuch bei ihren Großeltern aus Untertilliach wech-
selt sie schon einmal das ein oder andere Wort mit
ihnen im speziellen Pustertaler Dialekt und mit ihren
Kolleginnen von der Krankenschwesterschule unter-
hält sie sich seit neuestem sogar iseltalerisch ge-
färbt. Doch ganz egal, aus welcher Ecke ihre
Gesprächspartner kommen, Stefanie nimmt kein
Blatt vor den Mund und sagt immer, was sie sich
denkt – also fast immer, denn sie ist natürlich darum
bemüht, niemanden zu verletzen.
In der Zwischenzeit ist es draußen dunkel gewor-
den und unsere Unterhaltung geht in die Tiefe. Wir
sind in den höheren Sphären angelangt und Steffi
denkt laut darüber nach, dass es so etwas wie
einen Gott geben muss. Sie ist davon überzeugt,
dass wir von schützenden Engeln umgeben sind und
die Verstorbenen, für uns unsichtbar, immer unter
uns weilen. Mit so einem Glaubenspolster im Hinter-
kopf kann eigentlich nichts schiefgehen und Steffi
kann sich getrost in ihre Zukunft stürzen und die Ge-
legenheiten ganz spontan annehmen, die ihr das
manchmal verrückte Leben noch bescheren wird. cz
Stefanie Gößler