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FODN - 55/03/2013
Herrn Dekan Josef Hanser (gekürzt):
Liebe Kalser!
Ihr feiert heute das 75jährige Beste-
hen (Gründungsjahr ist nicht datiert;
Anm.) eurer Musikkapelle. Die Wurzeln
der Musikpflege in eurem Tale reichen
wohl noch viel weiter zurück in die
Vergangenheit, aber davon spricht kei-
ne Chronik, keine Aufzeichnung. Die
Liebe zur Heimat hat sich verankert in
den Weisen des Volkes, im Volkslied, zu
dessen Pflege ich euch heute besonders
aneifern will, da es in Gefahr ist, durch
das Radio, das schon in die kleinsten
Hütten Eingang gefunden hat, verdrängt
zu werden. So gedenken wir beim heuti-
gen Opfer ganz besonders der Pioniere
unserer Musik. Sie haben uns gezeigt,
dass Musikpflege ein Symbol der Treue
zu unserer Heimat ist. Mit Beten, Sin-
gen und Musizieren soll allzeit das Lob-
lied unserem Schöpfer erschallen, es
soll für Ihn hinausgetragen werden in
die Welt, über den Fluren unserer Hei-
mat erklingen bis zu den Gipfeln hinan
wie ein Magnifikat: Hochpreiset meine
Seele den Herrn. Gleich David solle
eingestimmt werden in den Lobgesang
an unseren Gott.
Vor 75 Jahren haben sich die alten
»Jens-Mander« von Arnig bereits zu-
sammengeschlossen und die Musikali-
tät, die in den Menschen und Talenten
unserer Heimat ruhten, in Bahnen zu
lenken versucht. Sie waren die ersten
Pioniere, deren wir uns heute dankbar
erinnern wollen. Aber auch sie haben
ihre Arbeit hauptsächlich in den Dienst
Gottes gestellt. Es wurden schon, ehe
in der Kirche die Orgel erbaut wur-
de, Messen mit Instrumentalbegleitung
aufgeführt. Mit Mühe und Fleiß wurde
diese Aufgabe geleistet, niemand fragte
nach Verdienst. Jeder legte es als sein
Opfer hin für seine Heimat. …
Dekan Hanser mahnte nochmals, das
Lied und die Volksmusik zu pflegen. …
Die Musik dient ja auch zur Veredelung
eures Gemütes und des Geschmacks. Es
will manches eindringen, was unschön,
unedel ist. Bewahrt uns, unsere Heimat
und die Unterhaltungen unseres Volkes
vor den schlechten Einflüssen der Mo-
dernisierung; diese würde uns nie, nie
glücklich machen. …
Dekan Hanser dankte den Musikka-
pellen für den Zusammenhalt, für den
Gemeinschaftssinn und gedachte derer,
die nicht mehr unter uns weilen.
Zwei
furchtbare Kriege liegen hinter uns und
viele der Treuesten haben ihr Grab fern
der Heimat, auch sie dürfen nicht ver-
gessen sein. Viele birgt ein stiller Hügel
auf unserem Bergfriedhof.
– Eine Salve
der Ehrenkompanie der Schützen hallte
durch das Tal. –
Ihr alle aber, die ihr in
den Reihen steht, haltet treu das Erbe,
das ihr übernommen. Vergesst nie eure
Pflicht, arbeitet an der Verschönerung
und Veredelung der Herzen durch die
Kunst. Haltet in Ehren eure Tracht, hal-
tet treu seine Ehre, dann bleibt ihr auch
treu der Heimat. Und so wird dann
auch allzeit die Treue ein Symbol unse-
rer Heimat sein. Amen.
Diese Worte haben gewiss den »Wur-
ler Hans« (Johann Hanser, Neffe des
Dekans) berührt. Vor wenigen Tagen
ist er im Alter von 82 Jahren verstorben.
Hans war jahrzehntelang Flügelhor-
nist der Musikkapelle Kals und deren
Obmann von 1964 bis 1968. In seine
Obmanntätigkeit fällt auch der Beginn
des Musikpavillonbaues. Vor allem war
Hans jedoch mit Verlässlichkeit, Ein-
fühlungsvermögen und klarer Dirigier-
weise Chorleiter des Kirchenchores von
1962 bis 2005. Auch danach half Hans
als Dirigent aus oder stellte sich in die
Reihe der Tenorsänger.
Nach diesem Gedenken ist ein weite-
rer großer Kalser Geistlicher zu erwäh-
nen: Hw. Pfarrer und Dekan
JOSEF
HOLAUS
. Als »Staller Sepp« war er
bekannt. Josef Holaus ist am 4. Jänner
1919 beim »Staller« in Oberlesach ge-
boren. Gerne erzählte er von seiner Mi-
nistrantentätigkeit in Kals. Am 4. April
1947 feierte Josef Holaus in Kals seine
Primiz. Er war u.a. Pfarrer und Dekan
in Matrei und in der Pfarre St. Andrä
in Lienz. Stets war er gerne bei Festen
und Feiern in Kals (in der Chronik an
vielen Stellen beschrieben). Seinen Le-
bensabend verbrachte er im Alten- und
Pflegeheim Matrei.
Dekan Consiliarius Josef Holaus von
St. Andrä in Lienz wurde von Papst
Johannes Paul II. zum „Kaplan seiner
Heiligkeit“ mit dem Titel »Monsigno-
re« ausgezeichnet. Bischof Dr. Reinhold
Stecher überreichte das Ernennungsde-
kret im Rahmen der Priesterratsitzung
am 23. September 1981. Dekan Josef
Holaus ist am 18. September 1996 ver-
storben.
Kals am Großglockner war lange Zeit
ein fruchtbarer Boden für geistliche
Berufe. Heute ehrt es uns Kalser, dass
wir mit Missionar Jörg Hanser und Pa-
ter Rupert noch zwei aktive Geistliche
aus unserer Gemeinde haben. Sie sind
es auch, die das eifrige Wirken unseres
Herrn Pfarrers Walter Stifter unterstüt-
zen und so mitsorgen, das religiöse Le-
ben in der Kalser Pfarrer nicht erlahmen
zu lassen. Das Wirken von Jörg Hanser
und Pater Rupert ist in früheren Fodn-
ausgaben gewürdigt worden.
Anmerkung:
Sollte jemand noch Erinnerungen
oder Unterlagen haben, um diesen Be-
richt zu vervollständigen, so bitte ich,
dies mir zukommen zu lassen, damit ich
die Chronik 12 ergänzen kann.
CHRONIK
Klassenmesse HS Matrei mit Dekan Josef Holaus