Seite 7 - Gemeindezeitungen

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Ehrenringträger der Gemeinden Assling und Nussdorf-
Debant, Pfarrer in Debant und Bannberg
„Mein Herr und mein Gott, alles ist Gnade“, schreibt Toni
Mitterdorfer, der für uns alle überraschend am Sonntag,
dem 26. Jänner 2014 zu seinem Schöpfer heimgegangen
ist, in seinem Testament.
Mit Pfarrer Toni Mitterdorfer verliert Osttirol einen über
die Grenzen hinaus geschätzten und beliebten Priester.
Mit ihm geht eine Ära zu Ende, die beispielgebend war.
Als im August letzten Jahres Pfarrer Toni Mitterdorfer in
einem Gottesdienst in Bannberg mitteilte, dass er an ein Auf-
hören in Bannberg denken muss, war es für viele eine Nach-
richt, die einerseits aus heiterem Himmel kam, andererseits hat
man sich aber insgeheim schon längere Zeit Sorgen um die
Gesundheit des Pfarrers gemacht. Natürlich war es für die
Bannberger nicht leicht, mit dieser Nachricht umzugehen,
doch man musste sie zur Kenntnis nehmen. Die Wehmut nach
unserem Pfarrer war groß, doch auch die Angst, keinen Prie-
ster mehr für die kleine Pfarre Bannberg zu bekommen, war
begründet.
Diese Sorge löste sich, als Dekan Bernhard Kranebitter dann
die Errichtung eines Seelsorgeraumes für die Pfarren Bann-
berg, St. Justina und Mittewald verkündete und einen neuen
Priester für den Seelsorgeraum in Aussicht stellte, was auch
Toni Mitterdorfer beruhigte und sehr freute.
Pfarrer Toni Mitterdorfer wurde am 13. Mai 1937 in Obertilli-
ach als eines von 13 Kindern im Hause „Ritscher“ geboren
und ist in entbehrungsreicher Zeit aufgewachsen. Nach der
Matura im Juli 1957 war für Toni die Berufung klar und er trat
noch im Herbst desselben Jahres in das Priesterseminar in
Innsbruck ein. Am 29. Juni 1962 wurde er in der Marienkirche
in Wattens von Bischof Paulus Rusch zum Priester geweiht
und feierte seine Primiz bald darauf in seiner Heimatgemeinde
Obertilliach. Die erste Stelle als Priester nahm er im Herbst
1962 als Kooperator in Zams an. Seine Musikalität war bald
bekannt und so wurde er auch zum Mitwirken in der Musikka-
pelle Zams gerufen, wo man ihm auch die Ausbildung junger
Musikanten anvertraute. Im Jahre 1966 wurde Toni Mitterdor-
fer von Bischof Dr. Paulus Rusch in ein neues Erzieherteam
fürs Paulinum in Schwaz berufen, mit dem ausdrücklichen
Wunsch des Bischofs, für eine musikalische Freizeitgestaltung
zu sorgen. Natürlich war es eine große Herausforderung, für so
viele Jugendliche Instrumente zu beschaffen, doch für Toni
war nichts unmöglich und er meistere auch diese Aufgabe mit
Bravour. Von seiner Zeit im Paulinum erzählte unser Pfarrer
manchmal und man merkte wie viel Herzblut er in diese schon
lange vergangene Zeit gesteckt haben muss. Nachdem er dann
für kürzere Zeit in St. Jakob in Defereggen und anderen Ostti-
roler Pfarren gewirkt hatte, wollte er einen schon lange geheg-
ten Wunsch verwirklichen und für einige Zeit in die Mission
nach Südamerika gehen. Diesen Plan konnte er sich jedoch
nicht erfüllen, eine angeborene Immunschwäche verwehrte
ihm diesen Traum. Diesen Umstand hat Toni in seiner Gott-
vertrautheit mit den Worten „Meine Wege sind nicht Gottes
Wege“ kommentiert.
So übernahm er am 29.
Juni 1986 die Stelle als
Pfarrer in Debant, wo er
bis zu seiner letzten Stun-
de tätig war. Als im Jahre
1988 Bannberg einen
Seelsorger
brauchte,
übernahm er zusätzlich
auch unsere Pfarre. 25
Jahre lang hat er sich auf-
opferungsvoll um seine
Bannberger gekümmert,
die ihm ein Herzensanlie-
gen waren. Viel konnte
Toni Mitterdorfer in die-
sen 25 Jahren für Bann-
berg erreichen, alles
aufzuzählen, wäre aber wohl gar nicht möglich. Für die Bann-
berger charakterisierte das Wirken ihres Pfarrers aber
besonders seine Wertschätzung jedem Einzelnen gegenüber,
seine Verlässlichkeit und seine Treue. Jeder konnte sich in
jeder Situation hundertprozentig auf unseren Pfarrer verlassen.
Wer in Not geriet, sei es durch einen Todesfall, eine schwere
Erkrankung oder andere Sorgen und Nöte, konnte auf die Hil-
fe unseres Pfarrers zu jeder Tages- und Nachtzeit zählen.
Besonders seine tiefsinnigen Predigten, seine weisen Aussprü-
che mit manchmal für einige ungewohnt deutlicher und unge-
schönter Formulierung, zeugten von seinem tiefen Glauben,
seiner Verbundenheit mit Gott, aber auch von seinem Wissen
um den heutigen Zeitgeist.
Er war ein Verfechter von Traditionen, der mit der Zeit ging.
Er verurteilte niemanden, sondern zeigte lediglich manche
Vorgänge in der heutigen Zeit auf, die nichts Gutes erahnen
lassen. Er war ein Priester, der es schaffte, den Bogen zwi-
schen Kirche und Gesellschaft, zwischen Frömmigkeit und
Lebensfreude zu spannen und somit die Menschen aller
Altersstufen anzusprechen. Besonders in Erinnerung bleibt
sein kritischer Blick, den er oft auf den Klerus warf, wenn er
das viele Gold und die prunkvollen Gewänder in der katholi-
schen Kirche infrage stellte, die seiner Meinung nach den
Blick auf das Wesentliche versperren. Er war Diener Gottes
im wahrsten Sinne des Wortes, Materielles hatte für ihn kei-
nerlei Bedeutung.
Davon zeugte auch sein alter Bus mit der Aufschrift „Christus
kennen ist Leben“. Besonders ausgezeichnet aber hat Toni
Mitterdorfer seine Art, den Menschen Mut zuzusprechen und
sie mit seinen melodischen Weisen auf Querflöte, Saxophon,
und Gitarre aufzubauen und zu trösten. Seine Melodien sind
verstummt, seine Herzlichkeit und sein Glaubenszeugnis aber
leben in unseren Herzen weiter. Er wollte immer der Anwalt
der Schwachen sein. Dass er sich dabei auch an den Rand sei-
ner Kräfte brachte, nahm er auf sich, denn er verstand seine
Berufung als Dienst an den Menschen in allen Lebenslagen.
Wie viele Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen Toni in sei-
nem Wirken als Priester mit seiner Musik umrahmte, kann
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02/2014
Nachruf auf Pfarrer Cons. Mag. Toni Mitterdorfer
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