Seite 51 - Gemeindezeitungen

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FODN - 53/01/2013
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NATIONALPARK
tung der Natur gegenüber entziehen?
Wir sind zwar bestürzt, wenn wir in Do-
kumentation sehen, dass der sibirische
Tiger vom Aussterben bedroht ist und
kritisieren dortige Schutzmaßnahmen
und die stattfindende Wilderei. Geht es
aber um Luchs, Wolf oder Bär vor der
eigenen Haustüre ist schnell Schluss mit
Natur- und Artenschutz, gleichzeitig er-
warten wir aber von armen Ländern in
Afrika, dass alles zum Erhalt der Ele-
fanten getan wird.
Das Beispiel Wolf zeigt hiezu viel-
leicht am besten unsere Zweigleisig-
keit. Einerseits sorgen mögliche Wolfs-
nachweise für Ängste und fast schon
ähnliche Rufmordkampagnen wie vor
150 Jahren, andererseits toleriert unse-
re Gesellschaft in Österreich jährlich
zwischen 3.500 und 4.000 zum Teil
schwer verletzte Personen durch Haus-
hunde. Hinzu kommen noch unzählige
durch Hunde gerissene oder verletzte
Wild- und Nutztiere. Provokant könnte
man die Frage stellen, warum wir hef-
tig über das Lebensrecht des einen oder
anderen möglicherweise zuwandern-
den Wolfs diskutieren aber nicht über
eine Abschaffung der Hundehaltung.
Fleisch als Nahrung gesteht man Bär,
Wolf und Luchs ohnehin nicht mehr zu,
gleichzeitig werden in Österreich aber
jährlich allein rund 6,5 Millionen land-
wirtschaftliche Nutztiere sowie rund
68 Millionen Stück Geflügel primär für
den menschlichen Verzehr geschlachtet.
Davon bleibt sogar ein gewisser Pro-
zentsatz als Lebensmittel unverwertet
und landet teilweise im Müll (Quelle
Statistik Austria, Zahlen von 2007).
Eines ist klar, große Beutegreifer wird
es in unserer Zeiten nicht mehr zum
Nulltarif geben können, wie es viel-
leicht der Wunsch mancher wäre. Aber
solange größtenteils nur Finanzielles
im Vordergrund steht, wird unsere Um-
welt rasch an weiteren Arten verlieren,
doch gerade diese Vielfalt macht ihren
Reiz aus. Die Möglichkeit in den Alpen
von einem wildlebenden, gesunden Bä-
ren tatsächlich angegriffen zu werden,
kann zwar – im Gegensatz zu Wolf und
Luchs – in bestimmten Ausnahmesitu-
ationen grundsätzlich nicht völlig aus-
geschlossen werden. Allerdings ist die
Wahrscheinlichkeit sich im Straßenver-
kehr zu verletzen, um ein Vielfaches hö-
her, was aber ebenso tagtäglich toleriert
wird. Und wäre eine Umwelt in der nur
noch Pute, Schwein und Rind für den
menschlichen Verzehr, Hund und Kat-
ze als Heimtiere sowie Reh, Hirsch und
Gams für die Jagd vorkommen würden,
tatsächlich wünschenswert?
Foto: Bernd Peters_pixelio.de
Foto: Paukereks_pixelio.de