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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
11. MÄRZ 2019
CHRONIK
Kurzmeldung
Soroptimistclub
Hermagor lädt zum
Vortrag
„Wendezeit – Quo Vadis – wohin
gehen wir?“ dieser Frage stellt sich
Prof. Baldur Preiml in seinem Vor-
trag am Donnerstag, 14. März, um
19.30 Uhr im Stadtsaal Hermagor.
Er appelliert an eine selbstverant-
wortliche Lebensführung. Mit einer
MEINE
G
ESCHICHTE
Weißes Korn mit „großen Folgen“
Bio-Bauer Sepp Brandstätter,
Würmlach:
In der weltweit ersten „Slow Food Travel-Region“ im Gailtal, Lesachtal, Gitschtal und am Weißensee wurde gleichsam „die Reise
zu den Wurzeln des guten Geschmacks“ geschaffen. Hier gibt es viele kleine Produzenten, viel Tradition und Landwirtschaft, so-
dass genussvolle Brücken zwischen der Region und dem Gast gebaut werden.
„Slow Food“ steht für
die
Wertschätzung
von naturbelassenen
Lebensmitteln und ih-
rer Hersteller mitsamt
ihres Wissens und
Könnens sowie für
verantwortungsvolles
Genießen. „Slow Food“
fördert Lebensmittel-
handwerk von kleinen
Betrieben und boden-
ständiger Gastrono-
mie sowie die Herstel-
lung von naturnahen,
regionaltypischen Le-
bensmitteln. Der Bau-
ernhof von Josef
Brandstätter jun. hat
für den „Slow Food“-
Besucher etwas ganz
Besonderes zu bieten.
Den „Gailtaler weißen Land-
mais“ und was daraus ent-
steht – wie etwa die fein nus-
sig schmeckende Polenta. Hier
kann man die gesamte Pro-
duktionskette – vom Anbau
bis zur Ernte und Verarbeitung
des weißen Mais erleben. Bis-
her war der Bauernhof Brand-
stätter (vulgo Knoflach in
Würmlach) ein „ÖPUL“-Betrieb
mit umweltgerechter, bio-
diversitätsfördernder Bewirt-
schaftung
(Spritzmittelver-
zicht). Seit Anfang 2019 hat
Josef Brandstätter jun. den Be-
trieb übernommen und führt
ihn als „Bio-Bauernhof“ wei-
ter. Seit mittlerweile 30 Jahren
kümmert sich Bergführer und
Bauer Josef „Sepp“ Brandstät-
ter um den „Gailtaler weißen
Landmais“ und holte sich da-
bei Unterstützung von der
Wissenschaft. Er freut sich,
dass es ihm gerade noch
rechtzeitig gelungen ist, den
weißen Mais im oberen Gailtal
zu erhalten und zu vermeh-
ren. Das Saatgut wird selbst
produziert. 2004 erhielt er für
seinen Einsatz den Innovati-
onspreis „Agrarius“.
Ein weiter Weg
Der Maisgrieß und das Mais-
mehl sind absolut gentechnik-
und glutenfrei, und er ist zu
Recht stolz drauf. Die absolute
Glutenfreiheit der Produkte hat
sogar die EU (Brüssel) interes-
siert. Geräte, welche den Glu-
tengehalt in Lebensmitteln fest-
stellen, werden seit Jahren in
der EU auf die Werte des „Gail-
taler weißen Landmais“ kali-
briert. Der Bio-Bauer hatte ei-
nen weiten, schwierigen Weg
zurückzulegen. Es begann mit
der Diplomarbeit eines deut-
schen Studenten über den wei-
ßen Landmais, dann folgten Ko-
operationen mit Saatgutexper-
ten, schließlich gelang die
Deklaration als „seltene land-
wirtschaftliche Kulturpflanze“
seitens der EU und der europa-
weite Markenschutz. Noch
viele weitere Herausforde-
rungen galt es zu meistern so-
wie Analysen durchzuführen,
was wiederum eine Umstellung
der Landwirtschaft in Bezug auf
Tierhaltung und Fruchtwechsel-
folge erforderte. Brandstätter
darf man wohl als idealis-
tischen und hartnäckigen Quer-
kopf sehen, denn er
musste viele Hürden
und Widerstände über-
winden. Doch habe es
sich gelohnt, denn wer
hätte vor nahezu 30
Jahren gedacht, was so
alles mit einem kleinen
weißen Maiskörnchen
möglich ist? Und auch
das kennzeichnet ihn:
Respekt für den Um-
gang mit der Natur und
somit auch für den Bo-
den. „Aus heutiger
Sicht können wir uns
nur in Hochachtung vor
den Fähigkeiten, dem
Wissen und dem Um-
gang mit der Natur un-
serer Altvorderen ver-
neigen“, sagt er.
„Slow Food
Travel-Region“
Der Bio-Bauernhof in Würmlach
wird immer wieder gern besich-
tigt. Die „Slow Food Travel-
Region“ (Gailtal – Lesachtal –
Gitschtal – Weißensee) erhielt
2017 auch die Primus-Auszeich-
nung als Paradebeispiel für „ge-
lungenes Wirtschaften mit Lei-
denschaft“, sowie den österrei-
chischen Marketing-Staatspreis.
Ein toller Gemeinschaftserfolg.
Zwei Jahre lang wurde an der
Entwicklung des Leitfadens ge-
arbeitet, der die Qualitätskrite-
rien und die Zusammenarbeit
mit kleinen Lebensmittelprodu-
zenten wie Bauern, Bäckern,
Gastronomie und Beherber-
gungsbetrieben regelt. Dabei
geht es darum, die traditio-
nelle Art der Arbeit zu erhal-
ten und gute, regionale Le-
bensmittel auch für die Touris-
musbetriebe herzustellen und
den Besuchern zu vermitteln.
Kärnten präsentierte sich mit
seinen Angeboten 2018 kuli-
narisch auf der Reisemesse
„ITB Berlin“, u. a. stieß hier
auch der weiße Landmais auf
großes Interesse. „Slow Food“
liegt im Trend. Ebenso war
„Slow Food Kärnten“ – und
darunter auch Brandstätter –
im Vorjahr auf der internatio-
nalen „Terra Madre – Salone
des Gusto 2018“ in Turin ver-
treten und knüpfte dort Kon-
takte zu Maisproduzenten aus
aller Welt. Hier hat sich ge-
zeigt, dass kleine, innovative
Betriebe in der Lage sind, sich
gegen die scheinbar über-
mächtige Agrarlobby zu be-
haupten. Und worauf man in
der ersten „Slow Food Travel-
Region“ weltweit besonders
stolz ist: Diese kleinen Produ-
zenten, die Lebensmittelhand-
werker, die Gastronomie, die
Tourismuswirtschaft – sie alle
gemeinsam haben es geschafft,
Arbeitsplätze abzusichern und
weitere zu schaffen – und so-
mit jungen Menschen positive
Entwicklungsmöglichkeiten in
der Region zu bieten. Infos un-
ter:
www.landmais.comoder
www.slowfood.travel
Karl Brunner
Sepp Brandstätter hat
den alten „Gailtaler
weißen Landmais"
wiederentdeckt und
mit viel Engagement
kultiviert.
Foto: k. brunner
Schritt-für-Schritt Übung im Alltag,
Selbstbeobachtung und Neu-lernen
sowie einem stetig wachsenden
Vertrauen in die eigene innere Füh-
rung gelangt man zu mehr Energie.
Preiml war Skispringer im österrei-
chischen Nationalteam und später
deren Trainer und Lehrer im Ski-
gymnasium in Stams. Zehn Jahre
lang leitete er die Sportabteilung im
Bundesministerium für Unterricht,
Kunst und Sport. Der Erlös des
Abends geht an soziale Projekte.