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aus dem Leben der beiden Apostel Petrus

und Andreas und deren symbolischer

Assoziationen, setzte Jos Pirkner damals

markant reduzierte Kürzel zeitgenössi-

scher Bildhauerkunst in sakralem Kontext.

Die Beispielhaftigkeit künstlerischer

Interventionen gelangt in der Grabeskunst

tatsächlich zur weiteren, öffentlichen Auf-

merksamkeit – nämlich dann, wenn als

Folge der reflektierenden Interessensviel-

falt das Verständnis für Kunst als selbst-

OSTTIROLER

NUMMER 9-10/2018

8

HEIMATBLÄTTER

taurierungsmaßnahmen bei der Pfarrkirche

St. Andrä den umfangreichen Auftrag, die

drei Westportale der Kirche in Eisen,

Kupfer und Bronze künstlerisch zu gestal-

ten. Neben dem Tympanon über dem

Hauptportal aus Marmor (in archaisch

statuarischer Darstellung „Christus macht

die Apostel Petrus und Andreas zu Men-

schenfischern“), zählen die bronzenen

Portalgriffe der Eisentüren zur erneuerten

Ausstattung. Mit den erweiterten Szenen

verständlich erachtet wird und im sakralen

Bereich genauso den angemessenen Frei-

raum erhält, den das Kunsthandwerk im

profanen seit jeher einfordert. Vielleicht ist

die Kunst am Grab auch Abbild und Sinn-

bild zugleich – der individuellen Vorstel-

lung von einem Sein danach einerseits und

weiterreichend, der künstlerischen Varia-

bilität andererseits.

Gesamte Bilddokumentation:

Eleonora Bliem-Scolari

Anmerkungen:

Abkürzungen: OHBl = Osttiroler Heimatblätter – n. pag.

= nicht paginiert = ohne Seitenangabe – f. = folgende Seite

– StBA = Stadtbauamt

1

Vgl. Uwe L

EWITZKy

, Kunst für alle? Kunst im öffentli-

chen Raum zwischen Partizipation, Intervention und

Neuer Urbanität, Bielefeld 2005, S. 78.

2

Alter Teil um die Pfarrkirche: m

2

unbekannt, 25 Arka-

dennischen, mehrere Gräber entlang der Südmauer, ein

freistehendes Grab; Neuer Friedhof: 10.374 m

2

, 30 Ar-

kaden, 146 Wandgräber, 1.858 Erdgräber; Neuerer

Friedhof: 10.700 m

2

, 1.272 (bis dato) Erdgräber, 150 Ur-

nennischen; Kriegerfriedhof: 1. WK: 980 m

2

, 2. WK:

960 m

2

.

3

Vgl. Josef S

TADLHUBER

, Die kirchlichen Zustände in

Lienz nach den Seelsorgsberichten und Visitationen des

17. Jahrhunderts (Zur Geschichte der Pfarre Lienz), in:

OHBl, 20. Jg., 1952, Nr. 6-7, S. 6-7 (n. pag.), S. 6.

Stadlhuber beschreibt die während der Visitation durch

die Salzburger Obrigkeit im Jahr 1614 festgestellten

Mängel und Schädigungen am Friedhof bei der Pfarre.

4

Vgl. u. a. Martha F

INGERNAGEL

-G

RÜLL

, Stadtpfarrkirche

St. Andrä mit Friedhof und Bezirkskriegerdenkmal, in:

Österreichische Kunsttopographie, Bundesdenkmalamt

(Hg.), Band LVII, Die Kunstdenkmäler des politischen

Bezirkes Lienz, Teil I: Bezirkshauptstadt Lienz und

Lienzer Talboden, Horn 2007, S. 3-60, S. 49 ff.

5

Meinrad P

IZZININI

, Lienz. Das große Stadtbuch, Lienz

1982, S. 414 f. – Vgl. Josef S

TADLHUBER

, Geschichte

der Pfarre Lienz, in: OHBl, 21. Jg., 1953, Nr. 8, S. 2

(n. pag.).

6

Vgl. F

INGERNAGEL

-G

RÜLL

, Stadtpfarrkirche St. Andrä

(wie Anm. 4), S. 50.

7

P

IZZININI

, Stadtbuch (wie Anm. 5), S. 399.

8

Vgl. dazu: StBA, Archiv, Fasc. „Alte Friedhofbau- und

sonstige Friedhofakten“.

9

Vorschriften für den neuen Friedhof von Lienz (Ge-

meinde Ausschuß-Beschlüsse am 6. Juli 1901 und am

27. November 1906), § 1. Allgemeines.

10

kn [Walter K

NESCHAUREK

], Lienzer Friedhofgebäude im

neuen Glanz, in: Osttiroler Bote, 18. Jg.,1963, Nr. 44

(31. Oktober), S. 12.

11

Vgl. Anm. 2.

12

Vgl. u. a. Hans W

ASCHGLER

, Das Bezirkskriegerdenkmal

Osttirols, in: OHBl, 56. Jg., 1988, Nr. 7, S. 1-4 (n. pag.).

– Meinrad P

IZZININI

, Albin Egger und das Bezirks-Krie-

gerdenkmal. Nach 50 Jahren: Hat sich der Skandal ge-

lohnt?, in: Das Fenster, Land Tirol (Hg.), Nr. 19, Winter

1976/77, S. 1.950-1.969. – Josef M

ANFREDA

, Das Be-

zirks-Kriegerdenkmal in Lienz, Lienz 1959.

13

Heute sind dort an den Wänden Tontafeln angebracht,

auf denen die Namen der 3.234 Gefallenen des Ersten

und des Zweiten Weltkriegs dokumentiert sind.

14

P

IZZININI

, Das Fenster (wie Anm. 12), S. 1.951.

15

Dachte Josef Manfreda anfänglich noch an ein Miss-

verständnis, war er zutiefst gekränkt, übergangen wor-

den zu sein. — 1959 schreibt er in seinem Pamphlet den

Nachsatz (Ders., wie Anm. 12, S. 16): „Der Nachwelt

zur Lehre: Die ganze Kriegerdenkmalgeschichte mit

Egger-Holzmeister beweist, daß große Künstler, Wis-

senschaftler und Protektionskinder, kunstkritisch und

charakterlich kleinen Geistes sein können.“

16

P

IZZININI

, Stadtbuch (wie Anm. 5), S. 462 f.

17

Das Lokalinterdikt wurde nie offiziell aufgehoben, son-

dern nahm gleichsam automatisch 1983 ein Ende, da im

neu kodifizierten Kirchenrecht die Bestimmung des

Lokalinterdiktes gestrichen wurde und damit alle vor-

mals verhängten Interdikte aufgehoben wurden. Darüber

informierte Diözesanbischof Dr. Reinhold Stecher in

einem Brief vom 9. Feber 1987 den Lienzer Dekan und

Stadtpfarrer Cons. Josef Huber, worauf die Kriegerge-

dächtniskapelle am 14. Juni 1987 neu geweiht wurde.

Siehe Meinrad P

IZZININI

, Kriegergedächtniskapelle

Lienz – das Interdikt besteht nicht mehr, in: OHBl,

64. Jg., 1996, Nr. 10-11, S. 1-8 (n. pag.)

18

Vgl. u. a. F

INGERNAGEL

-G

RÜLL

, Friedhöfe, in: Österrei-

chische Kunsttopographie, Bundesdenkmalamt (Hg.),

Band LVII, Die Kunstdenkmäler des politischen Bezir-

kes Lienz, Teil I: Bezirkshauptstadt Lienz und Lienzer

Talboden, Horn 2007, S. 225-236, S. 234.

19

1954 fand die erste Sanierung dieser Anlage statt. –

Vgl. W. [Hans W

ASCHGLER

], Der neue Kriegerfriedhof,

in: Osttiroler Bote, 9. Jg., 1954, Nr. 43 (28. Oktober),

S. 3.

20

Beide Soldatenfriedhöfe wurden 1987 saniert. – F

IN

-

GERNAGEL

-G

RÜLL

, Friedhöfe (wie Anm. 18), S. 234.

21

Josef M

ANFREDA

, Um den neuen Friedhof in Lienz, in:

Osttiroler Bote, 11. Jg., 1956, Nr. 29 (19. Juli), S. 10.

22

Vgl. u. a. Franz K

OLLREIDER

, Neue Kunstwerke in Ost-

tirol, in: Tiroler Tageszeitung, 12. Jg., 1956, Nr. 29

(4. Feber), S. 9.

23

Vgl. Eleonora B

LIEM

-S

COLARI

, Franz Walchegger

(1913-1965). Die Transformation als Prinzip und Weg in

die Abstraktion. Eine Werkanalyse (mit Werkkatalog),

phil. Diss., Innsbruck 2017.

24

Elmar O

BERKOFLER

, J. B. Oberkofler (1895-1969). Leben

und Werk, Brixen 1987, S. 84; Elmar O

BERKOFLER

, Jo-

hann Baptist Oberkofler. Dem Priestermaler zum 100.

Geburtstag, in: OHBl, 63. Jg., 1995, Nr. 3, S. 1f. (n. pag.)

25

Vgl. Elmar O

BERKOFLER

, Johann Baptist Oberkofler

(1895-1969), Bozen 1995, S. 112. – 1934/35: Gewöl-

befresken in der Kirche von St. Jakob in Defereggen:

„Huldigung der gesamten Erde vor Christus dem König“

im Beisein von Kaiser Karl I. und Bundeskanzler

Engelbert Dollfuß u. a., „Huldigung der Stände vor dem

Herzen Jesu“ usw. (heute noch im ursprünglichen Zu-

stand).

26

Abb. in: B

LIEM

-S

COLARI

, Franz Walchegger (wie Anm.

23), S. 535.

27

K

OLLREIDER

, Neue Kunstwerke (wie Anm. 22), S. 9. –

Vgl. Meinrad P

IZZININI

, Kunstwerke aus Osttirol, Hl.

Hubertus (1955), in: Osttiroler Bote, 25. Jg., 1970,

Nr. 45 (5. November), S. 13.

28

Vgl. Sieglinde H

IRN

, Vereinigungen und Gruppierungen

der Tiroler Künstler im 20. Jahrhundert, phil. Diss., Inns-

bruck 1980, S. 207.

29

Signiert und datiert „V. Rainer 1914“; Dat. 1930er-Jahre

bei F

INGERNAGEL

-G

RÜLL

, Friedhöfe (wie Anm. 18),

S. 228.

30

Virgil R

AINER

, in: Ellen H

ASTABA

, Tirols Künstler 1927

(Schlern-Schriften 319), Innsbruck 2002, S. 264-265.

31

Ebenda, S. 265. Die Orthografie wurde hier zugunsten

der Lesbarkeit angepasst.

32

Roman Morandell war der Großneffe von Raymunda

Klotz, einer der Priorinnen des Klosters der Dominika-

nerinnen. – Vgl. Walter K

NESCHAUREK

, Die neue Grab-

stätte der ehrw. Frauen Dominikanerinnen, in: Osttiroler

Bote, 19. Jg., 1964, Nr. 19 (14. Mai), S. 15.

33

Jos Pirkner im Gespräch mit der Autorin am 22. Jänner

2003 (Tonbandaufzeichnung).

An der Grabstätte der

Familie Piuk begleitet

eine „Pietà mit Johan-

nesknabe“ in Bronze des

Osttiroler Bildhauers

Jos Pirkner (entstanden

Ende 20. Jhdt.) die

Kontemplation der

Grabbesucher.

IMPRESSUM DER OHBL.:

Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.

Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren

verantwortlich.

Anschrift der Autorin dieser Nummer: Mag.

Dr. Eleonora Bliem-Scolari, A-6020 Innsbruck,

Dr.-Stumpf-Straße 45a; E-Mail: el.bliem-

scolari@gmx.at

.

Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-

ter“ sind einzusenden an die Redaktion des

„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,

A-6176 Völs, Albertistraße 2 a; E-Mail:

meinrad.pizzinini@chello.at

.

Für die Grabstätte

der Familie Oberstaller

im neueren Teil des

Friedhofs wählte der

Imster Kunstschmied

Josef Niederbacher

(1931-2001) 1968 eine

gekrönte Christusfigur

am Kreuz: Am Querbal-

ken liest man „Ero mors

tua o mors“ (Oseas 13,

14) – „Ich werde dein

Tod sein, oh Tod“; eine

biblische Prophezeiung,

die schon Albin Egger-

Lienz 1925 für das

Fresko „Die Toten-

opfer“ gewählt hat.