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MEINE

G

ESCHICHTE

Ein begeisterter Bildhauer

Herbert Unterberger,

Kühwegboden/Hermagor:

Herbert Unterberger ist ein weitgereister Bildhauer und Ägypten-Fan. Einmal stand er auch ganz oben auf der Cheops-Pyramide.

Der akademische Bildhauer

Herbert Unterberger (Jahrgang

1944) aus Hermagor ist eine

sehr beeindruckende und sehr

bekannte Künstlerpersönlich-

keit. Als Künstler der Sinne

wurde er einmal charakteri-

siert. Er war und ist unglaub-

lich produktiv und vielseitig,

machte viele Ausstellungen

und Studienreisen in zahl-

reiche Länder wie Ägypten,

Peru, Bolivien, Mexiko, China,

Israel, Deutschland, usw. Was

ihn bis heute besonders faszi-

niert, ist Ägypten, genauer ge-

sagt die Kultur des alten Ägyp-

ten. Gern erzählt er von seinen

Erlebnissen in den 1980er Jah-

ren, als seine Werke nach Kairo

auf die Universität für bildende

Künste zur Ausstellung ge-

bracht wurden, und er dort als

offizieller Gast auch vor Publi-

kum arbeitete und hohe Aner-

kennung erfahren hat. Damals

kletterte er einmal auf die Spit-

ze der Cheopspyramide, dafür

reichte ein Trinkgeld, dass er

dies tun durfte. Als er es dann

auch noch unerkannt im Mor-

gengrauen hinauf auf die

kleinere Mykerinos-Pyramide

schaffen wollte, wurde er in

mittlerer Höhe von Sicherheits-

leuten heruntergeholt und das

kam ihm finanziell teuer zu ste-

hen. Ein tiefes Staunen erfasst

ihn, wenn er an die unglaub-

lichen Leistungen der einstigen

Hochkulturen denkt.

Chinesische Mauer

Er führt er mich in seinen Gar-

ten und zeigt mir einen Strauch

mit Ursprung „Chinesische

Mauer“. Als er in China war,

hat er auch die Chinesische

Mauer besichtigt und dabei ein

wenig abseits und unerkannt

ein Pflänzchen entnommen,

dieses in Socken bis zur Heim-

reise feucht gehalten, dann da-

heim eingepflanzt und siehe

da, es wurde ein alle Jahre neu

aufblühender Strauch daraus.

Von Unterberger gibt es eine

Fülle von großen Skulpturen

und kleineren Plastiken und

Statuetten in Stein und Holz,

weiters Grafiken, Holzschnitte,

Acrylbilder, usw. Das Spiel mit

Form und Farbe offenbart sich

in den Materialien und dem

Reiz der Struktur von Stein, Holz

oder gegossener Bronze und

besticht durch die Einfühlung

in die Eigenart des Materials.

Unterbergers Werke gibt es u. a.

in Deutschland, Wien, Linz,

Kairo, Osttirol, vor allem aber ist

er in Kärnten sehr präsent. Sie

befinden sich in öffentlichen Ge-

bäuden, Straßen und Parkan-

lagen, in Galerien und vielfach

im Privatbesitz. Unterberger be-

gegnet mir immer wieder, ge-

nauer gesagt, seine Arbeiten.

Kreisverkehre,

Brunnen

Das geschwungene „Sonnentor"

als Eingang zum Gailtalzubringer

entstammt seinem Entwurf. In

Hermagor fahre ich um ihn he-

rum: seine Skulptur steht näm-

lich im Kreisverkehr und nennt

sich „Wenn der Tag beginnt".

Durch vier Standbeine Stabilität

spüren im Einklang mit den vier

Jahreszeiten und den vier Him-

melsrichtungen, so interpretiert

es der Künstler. Unweit davon,

an der Gailbrücke in Mödern-

dorf, ist der Nepomuk-Relief-

stein (ein Metadiabas) zu sehen,

vor kurzem wurde die Skulptur

mit Brunnen (mit Schriftzug

„Wohin aber gehen wir...") in

Obervellach/Hermagor im Ge-

denken an die berühmte

Schriftstellerin Ingeborg Bach-

mann geschaffen. An die 20

Tonnen schwer ist die monu-

mentale Skulptur „Rondo" aus

Krastaler Marmor im Kreisver-

kehr in Viktring/Klagenfurt,

womit Unterberger eine lang-

jährige Vision umgesetzt hat.

Sie verkörpert die Sehnsucht

nach Freiheit und einem Leben

jenseits von Zwängen und Ge-

wöhnlichkeit. Der Monolith

„Rondo" ist seinem Sohn Mi-

chael (1977-2003) gewidmet.

Eleganz und Klarheit

Mit Formen zu spielen und sol-

che zu schaffen, das hat Unter-

berger schon als kleiner Bub in-

teressiert. Er war Schüler des

akademischer Bildhauers Hans

Domenig (Hermagor), studierte

dann in Wien bei Prof. Andre

und Prof. Boeckl, erreichte

Meisterschulpreise, zwei Jahre

unterrichtete er auch am Gym-

nasium in Hermagor und seit

1967 ist er freischaffend in

Hermagor tätig. Neben zahl-

reichen

Einzelausstellungen

und Ausstellungsbeteiligungen

nahm er auch an vielen Sym-

posien im In- und Ausland teil.

U. a. leitete er auch ein inter-

nationales Bildhauersymposion

nahe dem Plöckenpass. Seine

Werke tragen Botschaften, ha-

ben kurze Titel. Die Formen

aus Natur, als Gleichnis und

aus dem Gefühl beeindrucken

den Betrachter. Sie bündeln Vi-

sion, Komposition, Klarheit

und Eleganz. Ein überaus

freundlicher Künstler, der kon-

sequent seinen Weg geht.

Karl Brunner

Bildhauer Herbert Unterberger bei seiner „Großen Pforte" (Aus-

schnitt) in seinem Atelier.

Foto: k. brunner

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15. OKTOBER 2018

CHRONIK