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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

13. AUGUST 2018

CHRONIK

Bergdorf-Drama am Tomlhof

Albert Tiefenbacher (Jg. 1973) vom Toml-Hof in Maria Luggau ist Hüter des Tiefenbacher-Familienarchivs. Mit dem

Stück „Der Einsiedler" erinnert er heuer einmal mehr an seinen verdienstvollen Großvater, den unermüdlichen

Heimatforscher Thomas Tiefenbacher.

Heuer präsentierte der lokal-

historisch bewanderte Bergbauer

im Rahmen von „Theater am

Hof“ das Stück „Der Einsied-

ler“, die ausverkauften Auffüh-

rungen am Hofgelände fanden

große Begeisterung. Albert

selbst und sein Sohn Samuel

spielen dabei Hauptrollen (als

Bürgermeister bzw. Einsiedler),

auch weitere Familienmitglieder

wirken in diesem berührenden

Stück mit. Es wirkt durch die

bodenständigen, ausdrucksstar-

ken Charaktere und das beson-

dere Flair am „Toml-Hof“. Ver-

fasst hat es Alberts Großvater,

Thomas Tiefenbacher, es stammt

aus dem Jahr 1928 und zeigt die

Geschichte eines einsamen Ein-

siedlers, der vom Bürgermeister

verfolgt wird, bis es zu einem

dramatischen Vorfall kommt und

die ungeahnte Wahrheit ans

Licht rückt. Er wolle mit dem

Stück, dessen Unterlagen er eher

zufällig entdeckt hatte und das

vor 90 Jahren nur zweimal und

bis dato letztmalig aufgeführt

wurde, einen Beitrag zum ört-

lichen Kulturleben leisten. Zu-

gleich würdigt er damit einmal

mehr seinen überaus verdienst-

vollen Großvater als begeister-

ten, unermüdlichen Chronisten

und Schriftsteller, der als Berg-

bauer auch mehrere öffentliche

Funktionen innehatte.

Albert ist umsichtiger Berg-

bauer am „Toml-Hof“, er hatte

das Malerhandwerk erlernt. Hof

samt Wiesen, Wald und Alm,

den Albert und Jasmin bewirt-

schaften, liegt schon sehr nahe

an der Landesgrenze zu Tirol

bzw. zur Wacht (Gemeinde Un-

tertilliach). Jasmin stammt aus

St. Lorenzen im Lesachtal, sie

ist gelernte Keramikerin, zusam-

men haben sie fünf Kinder. Al-

bert ist der Dorfgemeinschaft

bzw. dem Vereinsleben sehr ver-

bunden und sieht es als wichtig

und notwendig an, dieses nach

den jeweiligen Möglichkeiten zu

unterstützen und

zu fördern. Er

selbst ist als

Geme i nde r a t ,

Pfarrgemeinde-

rat und Obmann

des MGV Lug-

gau im Einsatz.

Schon bislang

war er gelegent-

lich als Laien-

s c h a u s p i e l e r

bzw. als Spiellei-

ter aktiv.

Der Tiefenba-

cher Hof, auch

„Toml-Hof“ ge-

nannt, ist ein

Bauernhof mit

jahrhundertealter

Geschichte. Die

Besitzerreihe be-

gann zwar mit

einem Guggen-

berger vor 400

Jahren, danach

aber hieß die Fa-

milie fortan Tiefenbacher – bis

heute. Der berühmteste unter

den Vorfahren von Albert war

sein Großvater Thomas Tiefen-

bacher (1892 bis 1970). Dieser

war ein fortschrittlich gesinnter,

sehr eißiger Bergbauer, ein ein-

zigartiger Heimatforscher und

geschätzter Heimatschriftsteller,

der ein sehr bewegtes Leben hat-

te, aber auch viel Familienleid

erfahren musste. Von seinemVa-

ter Anton übernahm Albert den

elterlichen Hof samt Familienar-

chiv. Der Vornamen Thomas

kommt in der Ahnenreihe oft

vor, so war Alberts Großvater

bereits Thomas Tiefenbacher

VII.

Regionale Geschichte

Der kleine Thomas fand auf

seinen Hof bereits viele alte

Schriftstücke von seinen Vorfah-

ren vor, die ihn sehr interessier-

ten und animierten. Tiefenbacher

war ein unermüdlicher Forscher

des Lesach- und Gailtales. Er

widmete sich der Besiedlungs-,

Familien-, Besitz- und Hofge-

schichten, dem Brauchtum und

Volksleben sowie insbesondere

der Entstehungsgeschichte der

Wallfahrt von Maria Luggau.

Auch in Zeitschriften und Zei-

tungen veröffentlichte er viele

Beiträge über das Gail- und Les-

achtal und hielt viele Vorträge

zur lokalen und regionalen Ge-

schichte. Tiefenbacher verfasste

1927/28 auch das Weihespiel

„Bildstöckl im Lesachtal", in

dem es um die – erst mit vielen

Widerständen verbundene – Ent-

stehung der Wallfahrt von Lug-

gau geht. Dieses Stück wurde

1928 erstmals uraufgeführt und

seither über 270 Male von Dar-

stellern aus Maria Luggau ge-

spielt. Wie sein Vater Anton, so

fungiert auch Albert als Spiellei-

ter bei der Bildstöckl-Auffüh-

rung (zuletzt 2013). Albert

macht zudem auch gerne Weih-

nachtsaufführungen mit Kin-

dern. Thomas Tiefenbacher ver-

stand sein Luggauer Wallfahrts-

spiel als Beitrag zu Ehren der

Gottesmutter und der Wallfahrts-

seelsorge. Die geschichtliche Er-

zählung „Helena“ (Bäuerin, die

die Wallfahrt begründete) er-

schien 1958. 1951 brachte Tie-

fenbacher u.a. einen Führer

durch das Lesach- und Tiroler

Gailtal heraus, der mehrere Auf-

lagen erlebte. ImVorjahr präsen-

tierte die Familie Albert und Jas-

min Tiefenbacher ihren Hof im

Rahmen eines sehr gut be-

suchten Hoffestes. Dabei konn-

ten sie den vielen Interessierten

die Schätze des Familienarchivs

zeigen und das Wirken des

Großvaters und seiner Vorfahren

hervorheben. Auch die Töpfer-

werkstätte im Haus begeistert

immer wieder viele Besucher.

Karl Brunner

Albert Tiefenbacher ist vielseitig aktiver Berg-

bauer am "Tomlhof“ mit dem Bild seines Groß-

vaters Thomas.

Foto: k.brunner

Bergbauern-Arbeit früher

Dem Leben der Bergbauern und ihrer schwierigen Arbeit in den Hanglagen ist ein eige-

nes Museum gewidmet: Das Bergbauernmuseum Gnoppnitz oberhalb von Greifenburg

versetzt die Besucher in die frühere Zeit, als die Bergbauern noch Selbstversorger waren.

Zu Fuß ist das 1995 eröffnete

Museum auch über den „Wasser-

erlebnisweg Gnoppnitzbach“

erreichbar. Im Museum wird

auch eine Schulklasse von einst

gezeigt. Das Museum war bis

zur Stilllegung vor zwanzig Jah-

ren eine Volksschule (letzter

Lehrer dort war Franz Waltl) und

wurde dann unter Mitwirkung

von beherzten Sammlern und

Vordenkern wie Hans Pließnig

und Michael Wuggenig

sowie der Gemeinde, des

Bildungswerkes und Mu-

seumsexperten Dr. Hart-

mut Prasch in eine Muse-

um umgewandelt, das

nun bäuerliches Hand-

werk ebenso präsentiert wie

etwa eine Rauchkuchl und die

Arbeit übers Jahr. Seit zehn Jah-

ren schon führt Anna Erler ge-

konnt die Besucher durch das

Museum und erklärt Geräte

und Arbeitsweisen der alpinen

Landwirtschaft. Gnoppnitz ist

Bergbauerngegend. Interessierte

können hier auch Vergleiche

anstellen, wenn sie sich mit

historischen Arbeitsweisen im

Museum befassen und dann vor

das Museum hinaustreten und

bäuerlicher Arbeit von heute mit

vielen modernen Geräten näher

zusehen.

Anna Erler im

Bergbaumuseum.

Text und Foto: k. brunner