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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
19. JUNI 2017
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Würde jeder Mensch einem anderen helfen,
wäre die Welt viel besser!
Pfr. Dr. Charles-Lwanga Mubiru,
Pfarrprovisor von Mallnitz und Flattach:
Seit fünf Jahren lebt Dr. Charles-Lwanga Mubiru aus Uganda in der Nationalparkgemeinde Mallnitz, betreut die beiden Pfarren und
arbeitet daran, in seiner Heimat eine Berufsschule zu bauen, um die Lebenssituation der jungen Menschen dort zu verbessern.
„Mir wurde so viel geholfen, des-
halb fühle ich mich verpflichtet,
jetzt anderen zu helfen“, sagt der
Priester,
der
nicht
müde
wird, Geld zu
sammeln und
weiterzubauen.
Wie er nach
Mallnitz kam?
Durch
seinen
Vorgänger, Pfar-
rer i. R. Hugo
Schneider. Die-
ser war in den
1970er-Jahren
als Missionar in Uganda. „Er hat
mich getauft“, erzählt er. Später
ging Pfarrer Schneider zurück
nach Österreich, Charles-Lwanga
Mubiru besuchte Gymnasium und
Prieserseminar in Uganda. „Schon
damals habe ich großes Glück
gehabt, meine Eltern mussten
Schule und Studium nicht bezahl-
ten, die Kosten übernahm die Diö-
zese“. Er wurde noch vor seiner
Priesterweihe eingeladen, sein
Studium in Rom fortzusetzen. Sein
Vater hoffte: „Vielleicht kannst du,
wenn du in Europa bist, meinen
Freund Hugo Schneider be-
suchten.“ Doch Pfr. Charles fand
ihn nicht. Nach fünf Jahren in Rom
kam er wieder nach Hause, wurde
zum Priester geweiht. Später führte
in sein Weg nach Deutschland und
eines Tages er-
hielt er einen An-
ruf seines Bi-
schofs, der ihn
zur
Vertretung
von Pfr. Schnei-
der nach Mallnitz
schickte.
Denn
„sein“ Bischof in
Uganda, dem Pfr.
Charles
unter-
steht, war früher
in Uganda Minis-
trant bei Pfr. Schneider und dieser
bat darum, einen Priester zu schi-
cken.
„Regina Pacis“:
Königin des Friedens
Er sei gerne in Mallnitz, erzählt Pfar-
rer Charles, „doch wenn mich mein
Bischof ruft, gehe ich zurück“. Bis
dahin führt er sein Projekt weiter,
die „Regina Pacis Vocational School“
in Mityana, rund fünf Kilometer von
einer 20.000-Einwohner-Stadt ent-
fernt. Als er vor drei Jahren die ers-
ten 9.000 Euro gesammelt hatte, be-
gann er mit dem Bau. Inzwischen
sind rund 80.000 Euro verbaut. Eine
stolze Summe, die u. a. aus privaten
Spenden, dem Erlös von Benefiz-
konzerten oder dem Verkauf von
Produkten stammt, die er aus Ugan-
da mitbringt. Bei Baubeginn
herrschten einfachste Bedingungen.
„Das Wasser musste mit Lkw zur
Baustelle gebracht werden, der
Aushub erfolgte händisch.“. Inzwi-
schen ist der Rohbau fertig, Fenster
und Türen eingebaut und die Toilet-
ten errichtet. 200 Schüler werden
hier vorerst die Möglichkeit haben,
eine Berufsausbildung zu erhalten.
Schneider, Tischler und Maurer
werden ausgebildet, später sollen
Friseure, Elektriker und Gastro-
nomen dazukommen. „In Ugandas
Bildungssystem wird der Berufsaus-
bildung fast kein Raum gegeben.
Trotz der Bemühungen der ugan-
dischen Regierung, Schulpflicht für
die Grund- und für die Sekundar-
schule einzuführen, ist die Zahl der
Schulabbrecher, besonders in den
ländlichen Gebieten, sehr hoch“, er-
klärt der Priester. Am stärksten be-
troffen sind die Mädchen. Einige
Eltern haben immer noch die Ein-
stellung, dass Mädchen keine Bil-
dung brauchen. Dies führt häufig zu
erzwungenen Kinderehen – mit-
unter schon bei zwölfjährigen Mäd-
chen – oder man hält sich mit Gele-
genheitsjobs, einschließlich Prosti-
tution,
über
Wasser.
Die
Berufsschule in Mityana wird offen
für alle sein, bevorzugt werden je-
doch benachteiligte Kinder und
Waisen. Damit sollen sie wirtschaft-
lich selbstständig werden.
Baubeginn
vor drei Jahren.
Große
Fortschritte.
Benefizkonzert
Uganda ist ein schönes Land, sagt
Pfarrer Charles. Doch müssten die
jungen Menschen vor Ort die
Chance auf ein gutes Leben be-
kommen. Deshalb sammelt er
weiter, fährt einmal im Jahr in sei-
ne Heimat und führt sein Werk
fort. Nebenbei eine gute Gelegen-
heit, seine Familie zu besuchen,
„vor allem meine Mutter fehlt mir
doch sehr“. Und der Zusammen-
halt unter den Menschen, der in
dem afrikanischen Land herrscht,
„in guten und traurigen Zeiten“.
Was er noch vermisst? „In Uganda
leben mehrere Priester gemein-
sam in einem Haus. Diese Ge-
meinschaft ist schön, es bietet sich
etwa die Gelegenheit zu guten Ge-
sprächen. Das ist besser als alleine
zu leben“. Auch sei die Kirche in
Uganda viel lebendiger als hierzu-
lande. „Die Sonntagsmessen kön-
nen schon mal drei Stunden dau-
ern, da wird der Gottesdienst
wirklich ,gefeiert‘!“ Wer mithel-
fen will, die Berufsschule in Mitya-
na möglichst schnell fertig zu stel-
len, hat die Möglichkeit dazu mit
einer Spende bei der Kärntner
Sparkasse, Kennwort „Projekt Mi-
tyana/Uganda“, IBAN AT47 2070
6045 0031 6387 oder beim Be-
such des Benefizkonzertes am
Samstag, 1. Juli, im Kultursaal in
Flattach. Es spielt das Kelag-Blas-
orchester, der Erlös kommt dem
Projekt zugute. Eintritt freiwillige
Spende, Beginn ist um 20 Uhr.