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Daß es sich beim alten Pfleghaus in An-
ras, auch Pflegerhaus oder Pflegerhof ge-
nannt, um ein außergewöhliches und kul-
turell überaus bedeutendes Gebäude han-
delt, ist unbestritten und auch in der
einschlägigen Literatur nachzulesen.
Dennoch ist über die frühe Baugeschichte
des Gebäudes, das in seinem Kern in das
Mittelalter reicht, nur wenig bekannt. Erst
aus dem 18. Jahrhundert sind urkundliche
Nachrichten vorhanden. Zwischen 1754
und 1757 ließ es der damalige Gerichts-
pfleger Johann Florian Peisser vom Hof-
maurermeister Simon Rieder und vom
Hofzimmermeister Andrä Riepler errich-
ten. Das Chronogramm über der südseiti-
gen Eingangstür „LEOPOLDO PRINCI-
PE REFVLGEBAM“ besagt, daß der Bau
unter Fürstbischof Leopold von Brixen im
Jahre 1757 vollendet worden ist. Anras
war damals Sitz des bischöflichen brixne-
rischen Gerichtes. Der Richter und Pfleger
dieses Gerichtes wohnte also im Pfleg-
haus, unmittelbar neben der Pfarrkirche.
Gleichzeitig diente das Gebäude auch bis
ins späte 18. Jahrhundert als Sommerresi-
denz der Brixner Fürstbischöfe. Im Volks-
mund heißt der große Bau, der seit dem
19. Jahrhundert in Privatbesitz ist, einfach
„das Schloß“. Bis zuletzt befand sich das
Nummer 6/1994
62. Jahrgang
HEIMATBLATTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Franz Caramelle
Zur Restaurierung des Pfleghofes in Anras
Das prachtvolle Gebäude des ehemals fürstbischöflich-brixnerischen Pfleghofes zu Anras nach seiner gelungenen Restaurierung.
Alle Aufnahmen Roman Huter