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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
63. Jahrgang — Nummer 1
Johann Berger hat die neue Lehrmethode
(gemeint ist damit die sogenannte Lau-
tiermethode = Zusammenlauten zu Wör-
tern; z. B. M-a-u-s zu Maus. – Anm. des
Verf.) wohl etwas einstudiert, allein er ist
zu bejahrt und die Früchte wollen nicht
recht ersichtlich werden.
Die zweite Klasse mit 57 Schülern be-
sorgt der Schulgehilfe Klabuschnig, die
Religion der Koop. Johann Huber. Die
Leistungen in Religion waren sehr befrie-
digend, nicht aber in den übrigen
Fächern. Klabuschnig zeigt wohl Fleiß, hat
aber zu wenig Lebhaftigkeit und Gründ-
lichkeit. Mit dem Unterricht will es nicht
recht vorwärts gehen.
Die dritte Klasse mit dem fleißigen
Lehrer Johann Steiner und dem Kateche-
ten Josef Jäger erbrachte sehr befriedigen-
de Leistungen.
Die „Industrieschule“ (Mädchen-Hand-
arbeit) besuchten heuer 37 Schülerinnen.
Maria Steiger unterrichtete sie mit viel Nut-
zen. Bezüglich der Baumschule geschah
nichts aus Abgang eines Pflanzgartens. Der
Schulbesuch war fleißig, der Schulaufseher
Georg Wolsegger sehr tätig. Der Schul-
gehilfe A. Klabuschnig unterrichtete zwei
Knaben täglich eine Stunde Gesang.
2. Filialschule Feld bei Matrei
Visitation am 7. April 1854. Die Schule
hat 48 pflichtige und 51 besuchende
Schüler. Obschon der hiesige Gehilfe
Alois Holzer nicht gar viel Geschicklich-
keit hat, ist der Fortgang dieser Schule
befriedigend. Der Schulbesuch war heuer
sehr fleißig, aber es stellt sich von Jahr zu
Jahr mehr die auffallende Erscheinung
heraus, daß selten unter den Schülern ein
hervorstechendes Talent sich befindet. Die
sehr fleißige und geschickte „Industrie-
Lehrerin“ Maria Huber unterrichtete
heuer 14 Schülerinnen mit gutem Erfolg.
3. Filialschule Zedlach
Visitation 3. April 1854. Die Schule
zählt 26 Schüler und befindet sich seit Jah-
ren in einem sehr befriedigenden Zustande
unter dem oft gerühmten Gehilfen Leon-
hard Veiter. Religion lehrte Kooperator
Josef Jäger mit gutem Erfolge. Die Indu-
strie-Schule unter der Lehrerin Anna Vei-
ter wurde von den „Mägdchen“ besucht.
Der Schulbesuch war sehr fleißig.
4. Pfarrschule Virgen
Visitation 19. April 1854 vormittags. Sie
ist untergebracht in drei Zimmern in einem
eigenen Schulhause, das Eigentum der
Gemeinde ist und dessen Zustand ganz
befriedigt. Diese Schule hat einen sehr ge-
schickten Lehrer und zwei brave Gehilfen
und zählt heuer 72 besuchende Knaben und
70 Mädchen. Die Klasse der Anfänger be-
sorgt der Gehilfe Sebastian Bacher,
welcher die neue Lehrmethode sehr gut ein-
studiert hat. Die Leistungen der Kinder wa-
ren hier ohne Ausnahme wunderbar
befriedigend. Die Religion lehrte der
Kooperator Josef Außerlechner geschicht-
lich und praktisch mit besten Erfolgen.
Die zweite Klasse unterrichtete der Ge-
hilfe Anton Tschoner und in der Religion
Herr Katechet Georg Kofler und die Lei-
stungen der Kinder waren befriedigend.
In der dritten Klasse unterrichtet der
Lehrer Bartlmä Frei und in der Religion
der Herr Pfarrer Michael Unterpertinger.
Man fand die Schüler in den meisten
Fächern sehr gut geübt.
In der Baumschule gab Anton Tschoner
seinen Schülern außer der Schulzeit eini-
gen theoretischen und praktischen Unter-
richt, sowie derselbe auch im Gesange
sieben Schüler unterrichtete. Der Schul-
besuch war sehr fleißig. Maria Berger gab
20 Mädchen sehr gedeihlichen Unterricht
in weiblichen Arbeiten.
5. Kuratieschule Prägraten
Visitation 18. April 1854 vormittags. Sie
besteht aus zwei Klassen und zählt heuer
82 besuchende Schüler. Untergebracht sind
diese in zwei sehr feuchten Zimmern, die
sich kaum bis zu einem Wärmegrade
beheizen lassen, daß die Schüler belästigt
schreiben können. Obschon der Zustand die-
ser Schule noch immer befriedigend ist, so
sind die Leistungen der dortigen Schüler
wegen des Übelstandes der Schulzimmer
von Jahr zu Jahr fast ersichtlich im Abneh-
men. Für die Behebung dieses Übelstandes
ist von seiten der politischen Behörde kein
Schritt gemacht worden, wenngleich alle
Jahre von der Schulvorstehung urgiert
wurde. Der Schulbesuch war außer vielen
Erkrankungen sehr fleißig. Elisabeth
Brandstätter gab 13 Mädchen Unterricht in
weiblichen Arbeiten.
6. Pfarrschule Kals
Visitation 21. April 1854 vormittags. In
einem feuchten düsteren Zimmer waren
hier 102 Schüler versammelt unter einem
einzigen Lehrer Georg Pair, der zwar
fleißig und bemüht ist, aber das Schule-
halten mehr als Interesse (wohl im Sinn
von „Hobby“ zu verstehen) betreibt. Mit
Ausnahme der Religion, welche hier Herr
Josef Lang – Hilfspriester – mit gänzlicher
Befriedigung lehrte, fand man unter den
Das erste Matreier Schulhaus (Hofen-Haus) an der Nordseite des Kirchplatzes; es
stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. Aufnahme von 1897.
Foto: Geza Csollich, Wien
Das 1853 bis 1856 errichtete neue Matreier Schulhaus an der Südseite des Kirch-
platzes.
Foto: Geza Csollich, Wien