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In den Schuljahren
1948/49 bis 1953/54
war der Verstorbene als
Lehrer für Naturge-
schichte und Geogra-
phie am Lienzer Gym-
nasium tätig und ist
daher sicher noch man-
chen seiner Kollegen
und Schüler sowie den
Lienzer(innen) dieser
Jahre bekannt.
In Bozen kam er am
29. Oktober 1908 zur
Welt, die Volksschulzeit
verbrachte er in Mieders
(Stubaital), das Gymna-
sium besuchte er in Hall
i. T. und maturierte auch
dort. Im Wintersemester
1928 begann er sein Stu-
dium an der Universität
Innsbruck mit dem
Hauptfach Zoologie bei
Univ.-Prof. Dr. Otto
Steinböck. Er befaßte
sich mit der Fauna von Gebirgsbächen, spe-
ziell mit deren Steinfliegen und Larven. Die
Promotion erfolgte 1934.
Die Jahre der Wirtschaftskrise mußte er
als Schriftsteller und Zeichner am Lan-
desmuseum Ferdinandeum verbringen.
Nach Ablegung der Lehramtsprüfungen
für die Gegenstände Naturgeschichte und
Geographie konnte er in den Schuldienst
eintreten: Hilfslehrer in Kufstein (1939),
dann am BG/BRG Innsbruck, an der Ober-
schule für Jungen in Hall (1940 bis 1945,
unterbrochen durch Kriegsdienst und
Gefangenschaft), am Gymnasium in Hall
(1945 bis 1948), am Gymnasium in Lienz
(1948 bis 1954), in Innsbruck am Akade-
mischen Gymnasium (1954 bis 1956) und
schließlich am Gymnasium in der Reith-
mannstraße (1956 bis zur Pensionierung
1971). Ein wahrlich bewegter Lebenslauf,
der am 4. August 1996 endete.
„Beobachtungsgabe,
Wissensdurst,
Sorgfalt und ein kritischer Geist kenn-
zeichnen eine Seite von J. Kühtreiber“
(Gstader 1996). Mit diesen Voraussetzun-
gen, gepaart mit viel Fleiß und wachem
Interesse für neuere Erkenntnisse, ist auch
die Vielfalt seines wissenschaftlichen,
künstlerischen und publizistischen Ge-
samtwerkes zu verstehen.
Drei größere Werke erschienen in
Buchform: „… jedes nach seiner Art“
(1958), Verlag Wagner, Innsbruck, 226 S,
„Kugelkopf, Schimmerzahn und Anderes
von draußen“ (1980), Inn-Verlag Inns-
bruck, 137 S, „Unter dem Sonnenstein. Er-
lebtes aus früherer Zeit“ (1987), Öster-
reichischer Kulturverlag Thaur, 90 S.
Etwa ein Dutzend rein biologisch-
wissenschaftliche Arbeiten befassen sich
u. a. mit folgenden Themen: Beschreibung
neuer Plekopterenlarven, Die Plekop-
terenfauna Nordtirols, Standorte der Gar-
tenammer und Grauammer sowie mehrere
andere ornithologische Themen, Fremde
Gehölze in Lienz, Die Vogelwelt der
Lienzer Gegend.
Als Mitarbeiter der Osttiroler Heimat-
blätter scheint er mehrmals auf: Fremde
Gehölze in Lienz (1951/6), Steinriegelflora
(1952/8), Von der „Wilden Badstube“
(1953/7) und Wetterwendisches (1954/1).
Etwa 50 weitere, meist kleinere Ver-
öffentlichungen zeigen ein breites Inter-
essensspektrum,
viel
Fachkenntnis mit Vorlie-
be zum Detail, eigene
Illustrationen und nicht
wenige gibt es auch in
gebundener Form. Da
findet man Skizzen zur
eigenen Kindheit, Jagd-
erlebnisse, Beobachtun-
gen im Schilfwald am
Neusiedler See, liest
von Herbstgold und
Bienenwinter,
über
Goldregen und schreck-
lichem Bauchweh, wun-
dert sich über „Zeltn-
zuig“ und Störenfried
im Klassenzimmer und
ein illustriertes Gedicht
über die Archäologie im
Jahre 3000. Sie alle
zeigen einen „tiefschür-
fenden,
humorvollen
und positiven Geist“
(Gstader 1996) mit
großer Fähigkeit zum
Formulieren in einer leicht verständlichen,
populärwissenschaftlichen Form, bei
gleichzeitiger Ehrfurcht vor den Geheim-
nissen der Schöpfung unter Auswertung
biologischer Spezialkenntnisse, ganz ohne
Jägerlatein.
Eigentlich schade, daß er nicht länger in
Osttirol war.
Eine bleibende Erinnerung in bestem
Sinne werden wir ihm sicher bewahren.
Die genauere Erfassung der Bibliographie
ist wegen der gestreuten Literaturstellen
recht aufwendig und für den Jahresbericht
am BG/BRG 1997 geplant.
Für vielfache Hilfe und Mitarbeit durch
Beistellung von Literatur, Fotos, allge-
meinen Hinweisen und auch den
Wunsch, für Prof. Dr. J. Kühtreiber in die-
ser Form eine bleibende Erinnerung zu
vermitteln, habe ich sehr herzlich zu dan-
ken: HR Dir. Mag. Kurt Egger (Innsbruck:
Gymnasium Reithmannstraße), Prof.
Mag. Walter Gstader (Mutters), OSR
Alois Heinricher (Lienz), Dir. Mag. Dr.
Ewald Kirchner (BG/BRG Lienz), Mag.
Martin Kofler (Innsbruck), Univ.-Prof. Dr.
Wolfgang Schedl (Innsbruck).
Alois Kofler
OStR Prof. Dr. Josef Kühtreiber: Pädagoge und Biologe
Nummer 4/1997
65. Jahrgang
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
OStR Prof. Dr. Josef Kühtreiber mit Gattin Maria geb. Boutillier.
Foto: Alois Heinricher, Lienz