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Nummer 8/1997
65. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Silvia Hack – Christina Kaufer – Romana Krösbacher – Helga Marchhart – Claudia Müller – Christine Oberauer
Archäologische Kurzbeiträge aus Osttirol
Die folgenden Arbeiten gehen aus einer
Lehrveranstaltung an der Universität In-
nsbruck hervor, die ich unter dem Titel:
Bestimmungsübungen zu vor- und frühge-
schichtlichen Funden im Winter-
semester 1996/97 abhielt. Dem Publika-
tionsorgan gemäß fanden deshalb nur
Artefakte aus Osttirol Aufnahme, wobei
der Zeitrahmen vom Neolithikum bis in die
Neuzeit reicht. Als Ziel galt einerseits
innerhalb der Ausbildung Übung im
Abfassen von kurzen wissenschaftlichen
Beiträgen zu erlangen und zusätzlich der
Osttiroler landeskundlichen Aufnahme
auch in publikatorischer Hinsicht einen
Dienst zu erweisen. Dies ist vor allem des-
halb von Bedeutung, da eine ausführliche
Bearbeitung mit sauberer Dokumentation
aller vor- und frühgeschichtlichen Alt- und
Einzelfunde aus Osttirol immer noch zu
den Desideraten der Landesforschung
zählt.
Harald Stadler
KG Heinfels
VB Lienz
Silexpfeilspitze
L 37, Bb 18, gr. St 7, Gew. 3,27 g.
Vom 5. bis 24. September 1993 wurde
auf Burg Heinfels bei Sillian (Parzelle
1/505/79) vom Institut für Ur- und Früh-
geschichte der Universität Innsbruck eine
archäologische Grabung unter der Leitung
von Dr. Harald Stadler durchgeführt. Im
Bergfried, dessen Errichtung aufgrund
bauanalytischer Kriterien im 13. Jahrhun-
dert
1
angenommen wird, fand man neben
mittelalterlichen und neuzeitlichen Arte-
fakten auch eine Pfeilspitze aus Silex
(Abb. 1). Der Rohstoff ist hellbraun und
weist weiße Einschlüsse auf. Eine Be-
stimmung des Herkunftsortes steht aus.
Die Pfeilspitze hat eine eingezogene
Basis und ist flächig retuschiert und zeigt
eine umlaufende Randretusche. Der
Bulbus ist durch die Flächenretusche nicht
mehr erkennbar. Reste der Matrix sind
nicht vorhanden. Die Schneiden der
Pfeilspitze sind leicht konvex gekrümmt,
die Basis ist symmetrisch gebildet.
Da es sich um einen Streufund handelt,
kann die Pfeilspitze nur mit Hilfe typolo-
gischer Merkmale datiert werden. Ver-
gleichbare Formen
2
finden sich am
Mondsee in Oberösterreich, die unsere
Pfeilspitze ins Spätneolithikum, also 4./3.
Jahrtausend v. Chr., weisen.
Somit finden wir in der Geschoßspitze
von Heinfels nicht nur den ältesten Sied-
lungsnachweis auf dem Burgfelsen, son-
dern im gesamten Osttiroler Anteil des
Pustertales.
AO Inst. f. Ur- und Frühgesch., Inns-
bruck (ohne Inv. Nr.).
(C. M.)
KG Matrei, Tauerntal
VB Lienz
Ringgriffmesser aus Eisen
L 325, gr. Br 10.
Das Matreier Tauerntal beherbergt vier
Fraktionen der Gemeinde: Gruben, Berg,
Raneburg und Tauer. Der bisher einzige
römische Begehungsnachweis in Form ei-
ner Bronzefibel fand sich erst kürzlich am
Eingang ins Frosnitztal
3
.
Eine genauere Lokalisierung außer
Tauerntal sowie eventuelle Fundumstände
sind für das Messer nicht überliefert. Das
Schneidegerät gelangte zu einer nicht
mehr erurierbaren Zeit in das Heimat-
museum Matrei in Osttirol.
Bei dem Fundstück handelt es sich um
ein eisernes Messer mit nach oben ge-
schwungenem Rücken und Schneide, mit
einem Niet und nach unten gezogenem
Ringgriff mit „Grat“ (Abb. 2). Im Zuge ei-
ner antiken Reparatur wurde der Griff ver-
kürzt und verschweißt (siehe Ansicht von
oben). Damit reduzierte sich auch die ur-
sprüngliche Nietanzahl von zwei auf eins.
Aufgrund von Vergleichen aus der nähe-
ren Umgebung
4
läßt sich die Form allge-
mein in die Spätlatène- oder frühe Kaiser-
zeit datieren.
AO Heimatmuseum Matrei in Osttirol
(ohne Inv. Nr.).
(R. K.)
KG Strassen
VB Lienz
Amphorenfragment
Erh. H 66, DmR 134.
Auf seinem Feld im Weiler Hof, Parzel-
le 589, brach der Traktor eines Bauern
während der Feldarbeit ein. Da in dieser
Gegend schon des öfteren römerzeitliche
Funde gemacht wurden
5
, rief der Gemein-
desekretär von Strassen Herrn Dr. Harald
Stadler herbei. Bei einem ersten Lokal-
augenschein fand sich dort zwar ein Hoh-
lraum, jedoch keinerlei Funde. Eine
Nachuntersuchung mit einem Kleinbagger
blieb ohne Erfolg. Ca. 80 m östlich dieser
Stelle konnte indes im Graben für einen
Stromleitungsmasten eine dünne Kultur-
schicht in ca. 84 bis 100 cm Tiefe beob-
achtet werden.
In dieser fand sich das Fragment einer
Amphore (Abb. 3). Es weist eine orange-
beige Färbung auf, die man einer pom-
peianischen Tonvariante zuweisen kann
und besitzt eine feine Matrix. Der Rand-
wulst ist lippenförmig, deutlich abgesetzt,
Abb. 1: Silexpfeilspitze aus dem Bergfried
von Burg Heinfels.
Foto: H. Stadler, Volders