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Nummer 12 –– 65. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
bürger und Glufenmacher, ererbtes Haus
in der Meranergasse. In einem erwirbt er
von Eva Temblerin, verwittwete Waldner,
das Haus (Bp. 178) am „Pirgenthor“. 1750
wiederum kauft er von der Rost-Witwe
Maria Magdalena das alte Berggerichts-
haus (Bp. 212, 213) in der Minichgasse
(heute Muchargasse), und verkauft wenig
später sein Haus am „Pirgenthor“ an Josef
Lanser. In der Fassung des Ther. Kat.
121/1 fol. 140 vom Jahre 1775 wird die
obige Liegenschaft wie folgt lokalisiert:
„Johann Prunner, bürgerlicher Lebzelter
besitzt in der Münichgasse die alte Berg-
gerichts - Behausung Nr. 52, 2 Stock hoch,
mit Stuben, Kuchl, Kammer, Keller, klei-
nem Gewölbe und Stallele und Krautgar-
ten. Grenzt: 1. an das Dr. Schedler-Haus
und Garten, 2. an Isak Hiblers Futterhaus,
3. an Josef Schroffenauer, Spängler und
Gassl, und 4. an die Münichgasse. Burg-
lehen.“
1783 geht der Besitz mit Lebzelterei-
und Wachszieherbetrieb an den Sohn
Franz Brunner,
welcher 1811 noch als
Bürger und Lebzelter quellenmäßig
greifbar ist, sich dann aber als einschlägig
Berufstätiger verliert. Um so bemerkens-
werter stellt sich ein Vermerk von 1788
dar
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: „Wachszieher und Lebzelter befin-
den sich zwei in Lienz: Josef Joachim
Ebenberger und Franz Brunner, beide
gehören der Klagenfurter Innung an.“ (!)
Vater und Sohn, Johann und Franz
Brunner, zählten übrigens zum Kreis der
siegel-begabten Lienzer Bürger, wobei
einschränkend zu bemerken ist, daß ihre
Zeichen lediglich in kaum eindeutig les-
barer Form überliefert sind. Überhaupt er-
innert ersterer in seinem Verhalten an
manch
artverwandte
Züge
des
Kleist‘schen Novellen-Helden Michael
Kohlhaas, so beharrlich, ja hartnäckig tritt
er dem „löblichen Rath der Stadt Lienz“
mit seinen Bitt- und Beschwerdebegehren
entgegen.
Im Grunde genommen sind diese jedoch
legitime Versuche, sich des anmaßenden
Konkurrenzkampfes durch die Kauf-
mannschaft zu erwehren und, um mit ei-
nem zeitgemäßen Begriff zu operieren,
den mehr und mehr platzgreifenden Zwi-
schenhandel niederzuhalten.
Nicht zu allem fand er dabei die vorbe-
haltslose Unterstützung seitens der Stadt-
führung, wie die nachstehenden Beispiele
verdeutlichen mögen:
1749 –
„Johann Prunner Lebzelter bit-
tet, denen Kauffleithen das Lebzelten und
Kerzen Verkauffen zuverpiethen, und fir
die Gottsheiser die benöthigte Beleichtung
bey Ihme zu nehmen.“
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Die Anprange-
rung der „Kauffleithe“, die vermutlich
schon über importierte billigere Handels-
ware verfügten, ignorieren die Ratsherren,
hinsichtlich seiner vorgegebenen Ein-
bußen beim Wachsverschleiß vertrösten
sie Brunner mit dem lapidaren Verweis,
daß er sein Wachs in den Gotteshäusern
wieder anbringe, wenn er es nicht teurer
vertreibe als es anpreise.
Im selben Zusammenhang notiert der
Ratsschreiber: „Bemelter Prunner habe
jüngster Tage wider den Rath geschme-
chet.“ Infolgedessen, so der Beschluß,
„solle deme ernstlich verwiesen und zu ai-
ner Straff ainen Tag mit Wasser und Broth
auf das Rathhaus gesezt werden.“
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Wenig
später wird Brunner wiederum beim
Ratsausschuß vorstellig,
„das (H.) Dinzl
allererst gestern den Lebzelten verkhaufft,
nebst deme samt (H.) Unterhueber die wax
Stöhcklen verwende; bittet umb deren Ab-
stöllung.“
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Dinzl und Unterhueber wird
daraufhin aufgetragen, dem Supplicanten
nicht ins Handwerk zu pfuschen und den
Lebzelt- und Wachsstockverkauf zu un-
terlassen
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. Inwieweit diese Ratsbeschlüs-
se exekutiert wurden, darüber lassen uns
die protokollarischen Aufzeichnungen im
unklaren.
Josef Joachim Ebenberger,
1728 bis
1800, Bürger und Lebzelter
17
: Einer alt-
eingesessenen Lienzer Familie entstam-
mend, liest sich sein Leben wie eine mo-
derne Erfolgsgeschichte. Gleichlaufend
mit dem Aufbau seines „Wirtschaftsimpe-
riums“ gingen Ansehen und hoher gesell-
schaftlicher Rang, dessen Krönung die Be-
kleidung des höchsten öffentlichen Amtes
in der Stadt war.
Seiner ersten Ehe mit Susanne Vest
(† 1764) im Jahre 1756 entstammen die
Kinder Bernhard Joachim, Margarethe
Antonia, Anna Aloisia, 1782 mit dem Li-
enzer Chirurgen Johann Scheitz verehe-
licht, und Maria Susanne.
1754 kauft er das Ortnerhaus in der Mü-
nichgasse, 1755 die Koller’sche Wirtsta-
fern (Bp. 269) in der obersten Schweizer-
gasse, 1756 das große Feldnerhaus in der
Rosengasse (Bp. 200/a) von Maria Afra
Katharina geb. Kempterin von Riggburg
und Zellheim, des Josef Ambros Karl von
Granak Hauptmanns Frau, das er 1764
dem Wirt zum „Goldenen Rössl“ (Rosen-
gasse) verkauft.
In den 60er Jahren zweite Ehe mit Apol-
lonia Peintnerin aus Innichen, welcher
Verbindung die Kinder Anton Norbert,
Andrä Zacharias und Eleonore entsprin-
gen. 1769 wird J. J. Ebenberger als Ober-
aignerwirt, Gastgeb und Lebzelter ge-
nannt. Zwischen 1775 bis 1779 fungiert er
als Stadtrichter (Bürgermeister).
1780 erwirbt er das Haus Nr. 65 im
Altenmarkt/Innichen; 1781 ist er Bürger
des inneren Rates und Wirt am „Goldenen
Stern“ in Lienz.
1788 als Ratsbürger betitelt, kauft er von
seinem Vetter Alois Ebenberger das
Haus Bp. 206 mit Bierbrauergerechtsame
neben der Kaserne (altes Stadtamt) und
das Ortnerhaus Bp. 206/b (alle Johannes-
platz).
1789 – J.J. Ebenberger übergibt seinem
Sohn Bernhard die vorgenannten Häuser
mit Bierbrauergerechtsame und den „kal-
ten Keller“ (Schloßberg). Im selben Jahr
verkauft er sein von der Karmeliter-Ad-
ministration erworbenes Kammerlander-
haus Bp. 226/a in der Münichgasse.
1797 – Tod seiner zweiten Frau.
1799 – Ebenberger, Ratsbürger und
Gastgeb am „Goldenen Stern“ und Leb-
zelter, übergibt den Besitz an seinen Sohn
Bernhard mit den Häusern Bp. 265 und
266 in der Schweizergasse. Mit ihm er-
lischt das Lebzeltergewerbe in der Familie
Ebenberger, da sein Nachfolger, Bernhard
Ebenberger, lediglich Gast- und Brauerei-
betrieb weiterführt. Letzterer, Ratsbürger
und Gastgeb, stirbt bereits i. J. 1804
unter Hinterlassung vierer minderjähriger
Kinder.
Vater, Sohn und Enkel (alle)
Andrä
Dindl
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hatten zwischen 1788 bis 1895
maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen
Fortführung der traditionellen Lebzelt-
bäckerei in Lienz. Ihr Haus und Betrieb
befanden sich in der Kreuzgasse, Bp. 172
(in unmittelbarer nördlicher Nachbar-
schaft zur heutigen Verkehrsinsel mit dem
Fuetsch’schen Rosenkavalier).
Der jüngste dieser Lebzelterdynastie,
Andrä Dindl, 1830 bis 1895, Lebzelter und
Schankwirt, vereheliche sich 1857 mit der
Schuhmacherstochter Josefa Oberrader
aus Langkampfen; 1861 erhält er fürderhin
die Bewilligung für einen Weinschank,
nachdem ihm bereits 10 Jahre zuvor das
Lebzeltergewerbe und die Berechtigung
des Bier- und Brandweinschankes, welche
schon seine Vorfahren und Eltern dort aus-
übten, erteilt worden war. Mehrere Male
wird er zum Gemeinderat und in den Ge-
meindeausschuß gewählt. 1872 wird er
Herz mit Täubchen, 18. Jahrhundert.
Hirsch, 1. Hälfte 18. Jahrhunderts.