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Nummer 7/1999
67. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Einige persönliche Vorbemerkungen
Aus der Reihe meiner Amtsvorgänger
hat mich seit jeher die Gestalt des P. Albert
Muchar von Bied und Rangfeld – kurz
Albert von Muchar genannt – in besonde-
rer Weise beeindruckt. Dies ist von vorn-
herein gar nicht so selbstverständlich, wie
es erscheinen mag, denn Muchar hat „nur“
zwölf Jahre lang – von 1811 bis 1823 – als
Archivar des Benediktinerstiftes Admont
seines Amtes gewaltet und das ist immer-
hin eine der kürzesten Wirkenszeiten in der
Geschichte unseres Stiftsarchivs. Doch wie
in vielen ähnlichen Fällen gilt auch hier:
Nicht allein die zeitliche Dauer gibt den
entscheidenden Ausschlag für die Bewer-
tung dieser Tätigkeit, sondern die Art und
Weise, wie er seine Aufgabe aufgefaßt und
Johann Tomaschek
P. Albert von Muchar OSB (1786-1849)
Matinee der Stadt Lienz zum 150. Todestag am 6. Juni 1999
P. Dr. Albert Muchar von Bied und Rang-
feld OSB, Lithographie nach einer Zeich-
nung von A. Wonsidler, gedruckt bei
J. Hofer in Graz, 1832. Die Herausgabe
dieses Porträts wurde von Muchars
Studenten initiiert und finanziert.
(Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum)
Rep.: M. Pizzinini
Wappen der Familie Muchar mit dem
Adelsprädikat von Bied und Rangfeld, Ko-
pie nach einem Wappenbuch im Archiv der
Dominikanerinnen, Lienz, 1774.
(Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum)
Rep.: M. Pizzinini
Zum Geleit
Dieses Datum bot den gegebenen
Anlass für die Stadt Lienz, im Rahmen
einer Sonntagsmatinee an Leben und
Werk des gebürtigen Lienzers Albert
von Muchar zu erinnern.
Eine Gedenktafel ziert sein Geburts-
haus in der Muchargasse 13, wo sich
heute die St. Franziskus Apotheke be-
findet. Anton – so lautete sein Tauf-
name – wuchs also vis-a-vis des Fran-
ziskanerklosters auf, besuchte dort
auch das damalige Gymnasium. Als
Orden erwählte er sich allerdings
die Benediktiner in Admont und als
Ordensnamen Albert.
In Admont wirkte er lange Jahre als
Stiftsarchivar. Ein besonderer Zufall
wollte es, dass gerade sein Nachfolger
in dieser Funktion, Dr. Johann Toma-
schek, für den Festvortrag gewonnen
werden konnte. Mit großem, persönli-
chem Engagement – sitzt er doch in
seinem Arbeitszimmer dem Ölgemälde
gegenüber, aus dem ihn sein Amtsvor-
gänger Albert von Muchar „wohlwol-
lend anblickt“ – zeichnete Dr. Toma-
schek ein sehr lebendiges Bild des
sprachbegeisterten Historikers und
Ordensmannes. Als Auszeichnung für
seine hervorragende Forschungsarbeit
ist dann auch die Aufnahme als wirk-
liches Mitglied in die Akademie der
Wissenschaften in Wien zu sehen. Mit
Beda Weber und Albert von Muchar
sind also zwei Lienzer in die Annalen
der Akademie der Wissenschaften ein-
gegangen.
Als Kulturreferentin der Stadt Lienz
freue ich mich, dass mit der heraus-
ragenden Persönlichkeit Albert von
Muchars auch ein wenig Stadtge-
schichte dem interessierten Publikum
nähergebracht wurde.
Dr. Ursula Strobl
Kulturreferentin
der Stadt Lienz
erfüllt hat. Und vor allem: Für Muchar war
sein Wirken als Archivar in Admont zwar
nur ein Abschnitt in seinem Leben, aller-
dings ein so gewichtiger und folgenreicher,
dass auch sein späteres viel weiter aus-
greifendes berufliches und wissenschaft-
liches Werk ohne diesen Lebensabschnitt
nicht denkbar wäre.
Es war für mich und meine Frau, als wir
gestern Abend durch die Straßen und
Plätze Ihrer schönen Stadt spazierten,
durch die Muchar-Gasse gingen und vor
Muchars Geburtshaus standen, ein wahrhaft
erhebendes Gefühl, hier in jenem Ort zu
sein, an dem der wohl prominenteste aus der
Reihe meiner Amtsvorgänger das Licht der
Welt erblickt, seine ersten Schritte getan
und seine grundlegende geistige Bildung er-
halten hatte. Der vielzitierte „genius loci“
war da recht deutlich zu spüren, und ich
freue mich nun umso mehr, über diesen be-
deutenden Sohn Ihrer Stadt an seinem 150.
Todestag hier zu Ihnen sprechen zu dürfen.