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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
8. FEBER 2016
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Gefahr kann überall lauern! Und dann…?
Josef Wilscher,
Baldramsdorf:
Der 58-jährige Baldramsdorfer ist Autobahnpolizist. Nebenbei lehrt er in seinen Kursen, wie man sich vor Übergriffen schützen kann.
Denn er weiß: „Jemand, der sich keine Gedanken darüber macht, wird wie gelähmt sein, wenn etwas passiert.“
Josef Wilscher und sein Team
spielen in den Selbstverteidi-
gungskursen verschiedene Situa-
tionen durch. „Wir machen in
erster Linie Verhaltens- und Situ-
ationstraining, aufgebaut auf
Abwehr“, erzählt er. Belästi-
gungen und Nötigungen hat es
schon immer gegeben, bestätigt
er im Gespräch. Doch im Alltag
werden diese kaum beachtet
oder schweigend hingenommen,
etwa „wenn dich ein Betrun-
kener beim Zeltfest umarmt und
nicht loslässt. Das ist unange-
nehm, aber mit einfachen Grif-
fen kannst du dich schneller be-
freien als er das merkt!“ Dies ist
nur ein verhältnismäßig harm-
loses Beispiel. In letzter Zeit gibt
es immer wieder Berichte über
massive
Bedrängung
von
Frauen. „Wenn man bestimmte
Situationen aber immer wieder
durchspielt, kann man reagie-
ren, wenn man in eine solche
Lage kommt. Wir wollen gezielt
die Wehrhaftigkeit aktivieren
und steigern. Damit man nicht
erstarrt“, erklärt er. Es sei eine
natürliche Sache, sich selbst und
seine Familie zu schützen. „Wir
versichern uns gegen alle mög-
lichen Ereignisse. Deshalb sollte
man auch Zeit in den Selbst-
schutz investieren!“ Nur einen
Pfefferspray in der Handtasche
mitzuführen, sei zu wenig, sagt
er: „Zur Abwehr absolut in Ord-
nung, aber bitte nur mit Ausbil-
dung. Denn so was kann, wenn
man es nicht übt, auch daneben
gehen!“
Seriosität
Ein großes Anliegen ist dem vierfa-
chen Vater und fünffachen Groß-
vater die Seriosität der Ausbildung.
Die von ihm gelehrten Selbstver-
teidigungs- und Selbstschutztech-
niken basieren auf Karate und an-
deren jahrhundertealten Tech-
niken (All-Style) und beinhalten
Verhaltenstraining, Abwehr-, Be-
freiungs- und Verteidigungstech-
niken. Es besteht auch die Mög-
lichkeit, dass Eltern mit den Kin-
dern trainieren. Die Stärkung des
Selbstvertrauens, des Selbstwert-
gefühls, Aggressionsabbau bzw.
-aufbau sowie Disziplin sind das
Ziel.
Eigentlich
sollte Selbstvertei-
digung, so der
Schwarzgurt-Trä-
ger, zur Allgemein-
bildung
zählen.
Für seine Arbeit
auf dem Gebiet
der Selbstverteidi-
gung wurde Wil-
scher bereits mit
dem Sicherheits-
preis Safety Point
ausgezeichnet. Ab
welchem
Alter
kann man lernen, sich selbst rich-
tig zu schützen? „In meiner Selbst-
schutzschule trainieren verant-
wortungsvolle Eltern mit Kindern,
Jugendliche – aber auch Erwach-
sene bis ins hohe Alter“, erzählt
er. Seine eigenen Kinder haben
schon mit etwas über drei Jahren
mit dem Training begonnen. Er
und sein Team halten auch Kurse
in Schulen. Den nächsten Selbst-
verteidigungs-
kurs
für
Frauen
und
Mädchen hält
er übrigens im
Ta n z s t u d i o
Movin in Spit-
tal (Dauer acht
Stunden) ab
Samstag, 13.
Feber, 18 Uhr. Anmelden kann
man sich unter Tel. 0664/
1003186.
Gefahren vermeiden
Auf die Frage, ob sich Frauen vor
Belästigungen schützen können,
indem sie auf freizügige Kleidung
verzichten, antwortet Wilscher:
„Niemand hat das Recht, je-
manden zu belästigen, egal wie
freizügig die Bekleidung ist.“ Den-
noch gesteht er ein, dass Frauen
mitunter von Männern aus frem-
den Kulturkreisen aufgrund ihrer
Erziehung als Freiwild betrachtet
werden. „Die sind dann schlicht-
weg überfordert“, sagt er. Er kennt
diese Problematik sehr gut, war
er doch viele Jahre bei der
„Cobra“ und auch bei zahl-
reichen Auslandseinsätzen in
Jordanien und im Irak. Wilscher
hat auch einige Tipps parat, wie
man brenzlige Situationen mög-
licherweise vermeiden kann. So
sollte man etwa, wenn man
schon in der Nacht alleine in den
Straßen unterwegs ist – „wenn
möglich, sollte man zu zweit
oder zu dritt gehen“ – dunkle
Straßen meiden, das Handy
griffbereit halten, Wegstrecken
kurz halten. Wird man verfolgt,
gilt „Blickrichtung Gefahr“, un-
bewohnte Gebäude, Parks oder
Wälder meiden, eventuell ein
Lokal aufsuchen oder ein Auto
aufhalten. Und wenn es doch
passiert, dass man sich nicht vor
einem Übergriff schützen konn-
te? Dann sei es wichtig, das Er-
lebte zu verarbeiten. Auch dabei
hat er sich fundamentales Wis-
sen angeeignet. So viel, dass
mitunter sogar Psychologen sei-
nen Rat einholen.
Foto: Rie-Press