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Im ablaufenden Jahr 2014 gab
es für Leisach einige Anlässe des
Gedenkens, die mit diesen Zeilen
gewürdigt werden sollen, auch
wenn es sich nicht durchwegs um
„runde“ Jubiläen handelt.
Dazu kurz die Vorgeschichte:
In der Zeit der zweiten Christia-
nisierung spielte die Drau inso-
fern eine wichtige Rolle, als sie
von Kaiser Karl dem Großen am
14. Juni 811 als Grenze zwischen
den Kirchensprengeln Aquileia
und Salzburg festgelegt wurde.
Das Gebiet nördlich der Drau
wird zum Diözesan- und Mis-
sionsgebiet des Erzbischofs von
Salzburg bestimmt, der südlich
davon gelegene Bereich wurde
dem Patriarchen von Aquileia zu-
gesprochen; das blieb an die
1000 Jahre so. Nur an zwei Stel-
len griff die Macht des Patriar-
chen über den Draufluss hinaus.
Mit dieser Grenzziehung rea-
gierte Karl der Große auf die
immer wiederkehrenden Streitig-
keiten zwischen Salzburg und
Aquileia.
Die Kirche von Leisach wird
1264 zum ersten Mal schriftlich
erwähnt. Der Ort selbst wird als
„Liubscah“ schon 1050 in den
Brixner Traditionsbüchern ge-
nannt. Es ist anzunehmen, dass
die Kirche viel älter ist als ihre
erste Nennung. Dafür spricht
auch der ehemals im Altartisch
eingebettete Römerstein, der bei
den Renovierungsarbeiten von
1912 entfernt worden ist. Für ein
älteres Datum spricht auch, dass
diese Ansiedlung „Liubscah“ im Schatten
der „Nivnburg“ (Neuenburg) lag, die zu
den ältesten beurkundeten Burgen im ge-
samten Bereich des alten Tirol zählt.
Wie so oft in der Geschichte, braucht es
meistens einen Anlass, Streit oder Feindse-
ligkeiten, dass etwas schriftlich festgehalten
wird. Bei unserer Kirchennennung war dies
das Einreiseverbot des Erzbischofs
Ulrich von Salzburg, vorher Abt
von Seckau, in seine Diözese. Die-
ses Verbot sprach Philipp der Er-
wählte von Salzburg aus. Bezeich-
nend für die innerkirchlichen
Missstände ist, wenn Philipp,
Sohn des Kärntner Herzogs Bern-
hard und Bruder von Ulrich III., in
Salzburg ein kriegerisches und
willkürliches Regiment als Lan-
desfürst angetreten hat, während
sich der rechtmäßige Bischof
Ulrich auf der Fahrt nach Rom
befand. Ulrich war nach dem Tod
seines Vaters der letzte Kärntner
Herzog aus dem Geschlecht der
Spanheimer. Der Erwählte Philipp
– die Bischofsweihe hat er nicht
erhalten – sorgte für ein politisches
Durcheinander. Auch mit den
Grafen Meinhard III. von Görz
und Albert III. von Tirol kam es zu
einem Eklat, der mit dem Frie-
densvertrag von Lieserhofen vom
27. Dezember 1252 endete. Doch
der Unfrieden zwischen Görz und
Tirol einerseits und Salzburg an-
dererseits, währte noch lange. Die
beiden Söhne Meinhards wurden
vom Erwählten Philipp auf
Schloss Hohenwerfen als Geiseln
gefangen gehalten.
Zurück zu unserer Kirchen-
geschichte. Der rechtmäßige Erz-
bischof Ulrich fand im Kloster
Neustift für einige Zeit Auf-
nahme und Gastfreundschaft.
Dafür überließ er dem Kloster die
Pfarre Assling. Bis heute ist
Assling dem Augustiner Chor-
herrenstift inkorporiert.
Ein ehemaliger Brixner Domherr mit
Namen Winther besetzte eigenmächtig die
Kirche in Assling, und Erzbischof Ulrich
befahl unter Androhung des Kirchen-
NUMMER 12/2014
82. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Die Pfarrkirche St. Michael in Leisach nach der Erweiterung
und Generalsanierung.
Foto: Bildarchiv Fotoausstellung Leisach 1990
Josef Kalser
Das Leisacher Kirchen-
Jubiläumsjahr 1264 – 2014
750 Jahre St. Michael und weitere Gedenkanlässe