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PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
DEZEMBER 2014/JÄNNER 2015
4
Als Andy Holzer 13 Jahre alt
war, fand er sich in der Welt der
Blinden schon lange zurecht.
Schließlich kam er ohne Au-
genlicht zur Welt. In der Dun-
kelheit zu leben muss der noch
sehende 13-jährige Louis Cor-
bett erst noch lernen. Denn in
den nächsten Monaten wird das
Augenlicht des jungen Mannes
erloschen sein, sagen die Ärzte.
Der Tristacher versucht dem
sportlichen, fröhlichen Jungen
nun auf dem Weg in die Dun-
kelheit beizustehen.
Erste Begegnung
Die erste Begegnung der bei-
den war sehr berührend. Sie
fand auf dem International
Mountain Summit (IMS) statt,
dem Bergfestival in Brixen.
Unter dem Titel „Blind Date“
wurden Bergsteiger Andy
degeneration wird meist vererbt.
„Bis vor kurzem konnte ich aber
noch gut sehen. Mein Augen-
licht wurde dann sehr schnell
immer weniger“, erzählt Louis.
Weltreise
Seine Familie erfüllt ihm der-
zeit seinen Traum: Noch einmal
Louis. Zwei seiner vier Ge-
schwister sind ebenfalls von die-
sem Gendefekt betroffen. Die
Krankheit ist bei ihnen aber noch
nicht ausgebrochen. Glücklich ist
Louis auch, dass er auf seiner
Weltreise auch Andy kennenler-
nen konnte. „Besonders beein-
druckt hat mich, dass er beim
pekte bieten. Das Sehen wird
nämlich überschätzt. Wir haben
noch andere Sinne, mit denen wir
sehr viel machen können. Ohren,
Nase, Mund und Hände reichen
aus, um sich ein genaues Bild von
der Welt zu machen. Und du,
Louis, bist der Einzige, der dein
Leben gestalten kann“, so Holzer.
Holzer und Louis Corbett auf
die Bühne gebeten, um darüber
zu berichten, was ihnen das
Schicksal bescherte und wie sie
damit umgehen.
Der 47-jährige Andy Holzer
von Geburt an blind, der 13-jäh-
rige Louis Corbett aus Neusee-
land noch sehend, aber bald
blind. Er leidet so wie Andy an
der heimtückischen und unheil-
baren Augenerkrankung Retini-
tis pigmentosa. Diese Netzhaut-
sehend viele Eindrücke auf dieser
Welt zu sammeln. Mit Hilfe von
Spendern unternimmt der 13-Jäh-
rige deshalb gerade eine Welt-
reise und kann all das sehen,
wofür andere ein ganzes Leben
zur Verfügung haben: den Grand
Canyon, die Niagara-Wasserfälle,
das Empire State Building, die
Google Zentrale in Kalifornien.
„Ich bin so glücklich, dass ich
das erleben darf. Die Welt ist vol-
ler Farben und Licht“, schwärmt
Er zeigt Louis Bilder, wie er
selbst auf die höchsten Steil-
wände der Welt steigt und klettert
oder auf den Skiern unterwegs ist.
„Natürlich brauche ich auch Un-
terstützung. So muss der vor mir
Gehende mit einem Glöckchen,
das an seinen Schuh gebunden ist,
die Richtung vorgeben.
Ansteckender Optimismus
Louis ist von Andy begeistert,
auch seine Eltern Tim und Ca-
Der blinde Bergsteiger
Andy Holzer aus Tristach
begleitet den 13-jährigen
Louis Corbett in die
Dunkelheit. Der Bub wird
laut ärztlicher Diagnose
in wenigen Monaten er-
blindet sein. Die beiden
lernten sich beim heuri-
gen IMS Bergfestival in
Brixen kennen.
Andy Holzer
mit dem
13-jährigen
Louis Corbett.
Torwandschießen beim nur zwei-
ten Versuch ins Schwarze getrof-
fen hat“, lacht Louis, der seine
Augen unaufhörlich in alle Rich-
tungen dreht, um ja noch mög-
lichst viele Bilder in seinem
Kopf abspeichern zu können.
Das Sehen wird
überschätzt
Der Tristacher erklärte ihm:
„Auch dieses neue Leben ohne
Augenlicht wird interessante As-
In we-
nigen
Mona-
ten
wird
Louis
völlig
erblin-
det
sein.
„Louis wird schon bald s