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KULTUR
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2014
20
Oktober im Haus des Rund-
funks in Berlin vergeben wird,
ist der europaweit renommier-
teste und wichtigste Medien-
preis in den Kategorien Fernse-
hen, Radio und Online.
Geburt einer Insel
Die Insel Surtsey entstand auf-
grund eines Vulkanausbruchs,
der am 14. November 1963 unter
der Meeresoberfläche vor der
Südküste Islands begann (Ent-
fernung: ca. 30 km) und mehr als
dreieinhalb Jahre andauerte. Die
Eruption stoppte im Juni 1967.
„Die Insel hatte zu diesem Zeit-
punkt eine Fläche von 2,65 Qua-
dratkilometern und eine Höhe
von 175 Metern erreicht. Die
Entstehung einer Vulkaninsel ist
ein seltenes Ereignis, das nur
rund zwei Mal in einem Jahr-
hundert passiert. Die meisten
Inseln versinken aber bald wie-
der im Meer“, erzählt Silvia Plo-
ner. Im Frühjahr 1964 war abzu-
sehen, dass Surtsey dem Ozean
jedoch standhalten würde, und
die Wissenschaft begann sich für
sie zu interessieren.
Beginn des Lebens
„Anhand dieses Bodens konn-
ten Forscher erstmals studieren
wie sich auf lebloser, steriler
Lava oder schwarzem Sand
Leben ansiedelt und entwickelt.
Surtsey wurde für die Öffent-
lichkeit gesperrt und zum Labo-
ratorium für Geologen und Bio-
logen erklärt. Seither haben
zehn Wissenschaftler einmal im
Jahr für vier Tage Zugang zur
Insel, um Daten zu erheben.“
Anfangs waren es die Vulkano-
logen, die daran interessiert
waren, die geologische Seite des
Ereignisses zu studieren (Auf-
baukräfte, die die Insel schufen).
Später verlagerte sich das wis-
senschaftliche Interesse auf die
Silvia Ploner
aus Niederdorf
begab sich mit
Kollegen Nicolas
Perret für die
Produktion eines
Radiostücks auf
die einsame
isländische
Vulkaninsel
Surtsey.
Silvia Ploner arbeitet seit Jah-
ren als freiberufliche Kuratorin in
Berlin. Ausgestattet mit Unter-
wasser- und Richtmikrofonen hef-
tete sie sich mit Nicolas Perret an
die Fersen eines Forscherteams,
das die isländische Insel Surtsey
(isländisch „Nýey“) betreten
durfte. Das Duo wollte die Klänge
der kargen und rauen Landschaft
von Surtsey und den umliegenden
Inseln des Westmann-Archipels
dokumentieren, ein elektroakusti-
sches Stück daraus komponieren.
Zweimal reisten sie dafür auf die
Insel. Die gesammelten Feldauf-
nahmen sind nun Grundlage des
Radiostücks, gemixt mit Samples
der Filmmusik von Surtur fer sun-
nan (Ósvaldur Knudsen, Island
1964), komponiert vom isländi-
schen Pionier elektronischer
Musik Magnús Blöndal Jóhanns-
son und den Worten von drei
Forscher-Generationen der Surt-
sey Research Society.
Prix Europa
Als Vierkanal-Klanginstalla-
tion wurde Nýey zuerst im
Rahmen von Résonance der
Lyon Biennale auf dem Boot
Fargo gezeigt, in Folge im heu-
rigen April von Deutschland-
radio Kultur erstausgestrahlt.
Nun sind Ploner und Perret mit
dem Klangstück für den Prix
Europa in der Kategorie „Beste
Radio Dokumentation“ nomi-
niert. Der Preis, der am 24.
Klänge einer mysteriösen akusti
Ein kurzer Ausschnitt des
Stücks ist online zu hören
unter:
http://islandssongs.blog-
spot.de/p/nyey_14.html?zx=f
0ebedbbfcb78f8c
Das Stück ist ausschließlich
über Kopfhörer oder einer
guten Soundanlage hörbar, da
sich die meisten Klänge in einer
Frequenzbreite bewegen, die
von den Computerlautspre-
chern nicht übertragen werden.
Die Niederdorferin Silvia Ploner ist für den
wichtigsten europäischen Radiopreis Prix
Europa nominiert. Zusammen mit dem
französischen Künstler Nicolas Perret ge-
staltete sie das über 35-minütige Radio-
stück „Nýey“, das heuer von Deutsch-
landradio Kultur erstausgestrahlt wurde.