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Der erste Bischof von Aguntum –
ein Ketzer?
Bischof Aaron von Aguntum nahm an
der erwähnten Synode von Grado teil, die
anlässlich der Weihe des neuen Domes von
Grado an die Hl. Euphemia durch Patriarch
Elias (571-586) stattgefunden haben
könnte.
9
Es würde den Rahmen der Hei-
matblätter sprengen, genauer auf die poli-
tischen und theologischen Hintergründe
einzugehen, die zur Verurteilung der Drei
Kapitel
10
auf dem 2. Konzil von Konstanti-
nopel 553 führten, welche jedoch vom
Metropolitanverband von Aquileia abgelehnt
wurde. Bischöfe dieser schismatischen
Richtung gab es auch im Kirchensprengel
von Mailand und in Nordafrika. Erst auf
der Synode von Pavia 698/699 konnte das
aquileiensische Schisma beendet werden.
Nichtsdestotrotz wurden Aguntum und
auch viele andere Sitze von abtrünnigen
Bischöfen, wie jene der Donatisten
11
, in die
Liste der Titularbistümer aufgenommen.
Seit dem Jahr 1968 wird von Seiten des
Vatikans der Titel eines Bischofs von
Aguntum wieder neu vergeben, was in ge-
wisser Weise auch eine Aufwertung der
Römerstadt Aguntum und ihrer archäolo-
gischen Erforschung bedeutet.
F. Joseph Gossman – „zu dienen
und nicht bedient zu werden“
12
Er kam als Sohn eines Eisenbahners am
1. April 1930 in Baltimore MD zur Welt.
Seine Studienlaufbahn begann er in seiner
Heimatstadt, setzte sie in Rom an der
Jesuiten-Universität Gregoriana fort und
schloss sie 1959 mit dem Doktorat in Kir-
chenrecht an der Katholischen Universität
von Amerika in Washington DC ab. Nach
der Priesterweihe 1955 war er Seelsorger
in den Kathedralen seiner Geburtsstadt und
zugleich Vizekanzler der ältesten Diözese
der USA. Als Weihbischof war er erster
„urban vicar“ und für das eigentliche Stadt-
gebiet der Erzdiözese zuständig. Nach sie-
ben Jahren wurde er zum Diözesanbischof
von Raleigh NC berufen, wo sich während
seiner 31-jährigen Amtszeit die Anzahl der
Katholiken verfünffachte. Gemäß seinem
Wahlspruch verkaufte er bischöflichen Be-
sitz, wohnte in einer kleinen Wohnung und
setzte sich für leistbares Wohnen ein. Nach
einer Gehirnblutung im Jahr 2010 lebte er
bis zu seinem Tod am 12. August 2013 in
einem Pflegeheim. Er liegt auf dem Pfarr-
friedhof von Newton Grove NC begraben.
Josef Georg Plöger – „Freude am
Gottesdienst“
13
Er wurde am 6. September 1923 im
sauerländischen Hünningen in ein bäuer-
liches Umfeld hineingeboren. Nach seiner
Priesterweihe 1953 war er im Erzbistum
Köln sowohl seelsorgerisch als auch wis-
senschaftlich tätig. Zeitlebens blieb er der
exegetischen Erforschung des Alten Testa-
ments verbunden, sei es als Mitherausgeber
der ökumenisch ausgerichteten Kommen-
tarreihe Neue Echter Bibel oder als Ver-
antwortlicher der Deutschen Bischofskon-
ferenz für diesen Abschnitt der Einheits-
übersetzung. Mit seiner Ernennung zu
einem von damals sechs Weihbischöfen
des ältesten bestehenden Erzbistums des
deutschen Sprachraumes war er für den
Pastoralbezirk Süd sowie als Bischofsvikar
für Liturgie und Sakramentalmusik zu-
ständig. Gleichzeitig war er von 1978-1998
Domkapitular. Aus gesundheitlichen Grün-
den wurde er 1991 vom Bischofsamt ent-
pflichtet. Er starb am 22. April 2005 und
wurde am Domherrenfriedhof vor dem
Ostchor des Kölner Domes begraben.
Anmerkungen:
1
Weitere, wenn auch nicht offiziell approbierte Zusam-
menstellungen im Internet: www.catholic-hierarchy.org/
diocese/la.html; www.gcatholic.org/dioceses/dioc-tit.htm
(Stand: 2013-10-29).
2
Codex des kanonischen Rechtes, hrsg. von der Deutschen
Bischofskonferenz u. a., Kevelaer 1983, Canon 376.
3
Für die Belegstellen siehe die entsprechenden Kapitel
bei André T
SCHAPELLER
, Die frühchristlichen Kirchen
am Lavanter Kirchbichl, Theol.-Dipl., MS, Innsbruck
2001; zur Synode 579 siehe Franz G
LASER
/Erwin P
OCH
-
MARSKI
, Aquileia, Darmstadt-Mainz 2012, S. 57.
4
Venantius Fortunatus, Gelegentlich Gedichte. Das lyri-
sche Werk. Die Vita des hl. Martin, eingeleitet, übersetzt
und kommentiert von Wolfgang F
ELS
, Stuttgart 2006,
S. 401, Buch IV Vers 650, mit falscher Lokalisierung
Aguntums als Innichen.
5
Die spätantike Höhensiedlung auf dem Kirchbichl von
Lavant, hrsg. von Gerald G
RABHERR
und Barbara K
AINRATH
,
Innsbruck 2011, S. 20 mit Anm. 19, S. 196 mit Anm. 1228 f.
6
Eugippius, Das Leben des hl. Severin, hrsg. u. übersetzt
von Rudolf N
OLL
, 2. Aufl., Passau 1981, cap. 25,2 ff;
Der heilige Nonnosus von Molzbichl, hrsg. von Karl
A
MON
, Klagenfurt 2001, S. 107 mit Anm. 36.
7
Über die komplizierten funktionellen und chronologi-
schen Zuordnungen der frühchristlichen und frühmit-
telalterlichen Kirchen Lavants und Osttirols ist eine
Publikation des Autors in Arbeit.
8
Vgl. Erwin H
IRTENFELDER
, „Der erste Stephansdom lag
im Zollfeld“, in: Kleine Zeitung, 60. Jg. (3. 9. 2013),
Ausgabe Kärnten, S. 50 f., mit zeitlicher Diskrepanz
zwischen „bezeugtem“ Bischofssitz 343 und Datierung
der Doppelkirche als Bischofskirche 380-400.
9
G
LASER
/P
OCHMARSKI
, Aquileia (wie Anm. 3).
10
Person und Schriften von drei Theologen der antioche-
nischen Schule, die die menschliche Natur der Person
Jesu, wie sie im Neuen Testament beschrieben ist, in den
Vordergrund stellte.
11
Abspaltung von der römischen Kirche in Nordafrika
(4. u. 5. Jhdt.), die für eine rigorose Behandlung von Ab-
gefallenen während der Christenverfolgungen eintrat.
12
Bischofswahlspruch nach Mt 20, 28.
13
Festschrift zum 60. Geburtstag, hrsg. von Josef S
CHREI
-
NER
, Stuttgart 1983.
14
Bischofswahlspruch nach demAnfang eines der ältesten
Mariengebete.
Romuald Kami
ń
ski – „unter dem
Schutzschirm Mariens“
14
Er wurde am 7. Feber 1955 in Janówka
in Podlachien, ganz im Nordosten von
Polen geboren. Nach Abschluss seiner
Ausbildung als Magister in Patrologie am
Metropolitanseminar von Warschau wurde
er 1981 als Priester in die dortige Erz-
diözese übernommen. Dort wirkte er als
Seelsorger und Referatsleiter im Sekreta-
riat von Erzbischof Józef Glemp. Nach der
Errichtung der neuen Diözese Warschau–
Praga im Jahr 1992, die das Gebiet rechts
der Weichsel umfasst, war er als Kanzler
im Ordinariat und im Priesterrat tätig. Mit
der Ernennung zumWeihbischof von Ełk,
dem ehemaligen ostpreußischen Lyck,
wurde er Teil des polnischen Episkopates.
Dort ist er Mitglied in den Gremien für
katholisch-islamischen Dialog, Familie
und religiöse Gemeinschaften.
Im Rahmen der besonderen Veranstal-
tungen, die in der Ausgrabungsstätte
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift der Autoren dieser Nummer: Dr.
Leo Gomig, A-9900 Lienz, Moarfeldweg 14;
Ass.-Prof. Dr. Michael Tschurtschenthaler und
Mag. Martin Auer, Institut für Archäologien der
Universität Innsbruck, A-6020 Innsbruck, Lan-
ger Weg 11; Mag. André Tschapeller, A-9900
Lienz, Kärntner Straße 26.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
OSTTIROLER
NUMMER 10-11/2013
8
HEIMATBLÄTTER
Romuald Kami´nski, 3. Titularbischof von
Aguntum (seit 8. Juni 2005).
Foto: Meinrad Pizzinini
F. Joseph Gossman, 1. Titularbischof von
Aguntum (15. Juli 1968 bis 8. April 1975).
Fotos: Fotoarchiv André Tschapeller
Josef Plöger, 2. Titularbischof von Agun-
tum (9. Mai 1975 bis 22. Mai 2005).
Aguntum im Jahr 2013 durchgeführt wur-
den, stellte die Bischofsmesse mit Romu-
ald Kami´nski, Titularbischof von Agun-
tum, einen absoluten Höhepunkt dar.