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Anmerkungen:
1
Martin K
OFLER
, Osttirol im Dritten Reich 1938-1945,
Innsbruck-Wien 1996, S. 85.
2
Der Volksbrockhaus A-Z, Leipzig 1943, 10. Aufl.,
S. 741.
3
Armin N
OLZEN
, Inklusion und Exklusion im „Dritten
Reich“. Das Beispiel der NSDAP, in: Volksgemein-
schaft. Neue Forschungen zur Gesellschaft des Natio-
nalsozialismus, hrsg. von Frank B
AJOHR
/ Michael
W
ILDT
(Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Buch-
reihe), Frankfurt am Main 2009, S. 62.
4
Frank B
AJOHR
/ Michael W
ILDT
, Einleitung, in: Volks-
gemeinschaft. Neue Forschungen zur Gesellschaft des
Nationalsozialismus, hrsg. von Frank B
AJOHR
/ Michael
W
ILDT
(Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Buch-
reihe), Frankfurt am Main 2009, S. 8-9.
5
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 209-210.
6
LZ, 8.10.1938, S. 9.
7
Zusätzlich wurde – besonders für das Kapitel „Ausgren-
zung“ – Material aus dem Dokumentationsarchiv des
Österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wien verwendet.
8
Chronik des Dominikanerinnenklosters Lienz, 1938.
9
DDO, 1.4.1938, S. 7; Durch die „Volksabstimmung“
vom 10.4.1938 wollte sich das NS-Regime offiziell in
Österreich legitimieren.
10
LZ, 5.11.1938, S. 8.
11
LZ, 19.11.1938, S. 10; LZ, 28.1.1939, S. 10.
12
LZ, 21.1.1939, S. 12.
13
DDO, 15.3.1938, S. 2.
14
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 210; außerdem besuchte Dr.
Seyß-Inquart den „Kreis“ Lienz, siehe dazu DDO,
22.4.1938, S. 3.
15
LZ, 22.4.1939, S. 12.
16
LZ, 11.3.1939, S. 9.
17
LZ, 18.3.1939, S. 9.
18
DDO, 3.6.1938, S. 2; siehe dazu K
OFLER
(wie Anm. 1),
S. 117-118.
19
DDO, 22.4.1938, S. 3.
20
DDO, 22.3.1938, S. 3.
21
DDO, 23.9.1938, S. 5.
22
DDO, 15.4.1938, S. 4.
23
DDO, 22.3.1938, S. 3.
24
Sybille S
TEINACHER
, Differenz der Geschlechter, in:
Volksgemeinschaft. Neue Forschungen zur Gesellschaft
des Nationalsozialismus, hrsg. von Frank B
AJOHR
/ Mi-
chael W
ILDT
(Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine
Buchreihe), Frankfurt am Main 2009, S. 95.
25
LZ, 22.1.1938, S. 9.
26
DDO, 18.3.1938, S. 1.
27
DDO, 22.3.1938, S. 3.
28
LZ, 15.4.1939, S. 8.
29
LZ, 27.5.1939, S. 10.
30
LZ, 3.6.1939, S. 10.
31
NSKK = Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps.
32
LZ, 11.2.1939, S. 11.
33
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 113, 158-162, 218.
34
DDO, 12.4.1938, S. 2.
35
DDO, 13.5.1938, S. 5.
36
Niederschriften des Bürgermeisters der Stadt Lienz vom
16.3.1938 bis 5.5.1945, hier: 5.4.1938.
37
DÖW, 20267.
38
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 211; Michael R
UCK
, Zentra-
lismus und Regionalgewalten im Herrschaftsgefüge des
NS-Staates, in: Nationalsozialismus in der Region, hrsg.
von Horst M
ÖLLER
/ Andreas W
IRSCHING
/ Walter Z
IEG
-
LER
(Sondernummer Schriftenreihe der Vierteljahrshefte)
39
DDO, 15.4.1938, S. 4.
40
DDO, 8.4.1938, S. 4.
41
LZ, 12.8.1939, S. 7.
42
DDO, 15.3.1938, S. 1.
43
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 166.
44
S
TEINACHER
(wie Anm. 24), S. 97.
45
Ernst H
ANISCH
, Die Entprovinzialisierung während der
NS-Herrschaft in Österreich, in: Nationalsozialis-
mus in der Region, hrsg. von Horst M
ÖLLER
/ Andreas
W
IRSCHING
/ Walter Z
IEGLER
(Sondernummer der Schrif-
tenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte),
München 1996, S. 27-28.
46
Chronik des Gendarmeriepostens Lienz, 12.3.1938.
47
Johannes T
ROJER
, Dem Hakenkreuz sich verweigert. Das
Beispiel des Vinzenz Schaller, in: Thurntaler, 11. Jg.
(1987), Heft 17, S. 27-45.
48
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 87.
49
DDO, 15.3.1938, S. 1.
50
Laut dem DDO vom 15.03.1938 wurden im „Kreis“
Lienz in den ersten Märztagen 24 Personen verhaftet.
Darunter waren neben HW-Männern auch Angehörige
der jüdischen Bevölkerung.
51
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 87.
52
DÖW, 20284.
53
DDO, 15.3.1938, S. 2.
54
DÖW, 20284.
55
DÖW, 20284.
l56
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 131.
57
DDO, 14.3.1938, S. 2.
58
DDO, 19.8.1938, S. 3.
59
DÖW, 4237; DÖW, 6934.
60
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 142-152.
61
Chronik des Dominikanerinnenklosters, 1939.
62
LZ, 14.1.1938, S. 11.
63
Niederschriften Lienz (wie Anm. 36), 12.6.1939.
64
LZ, 11.2.1939, S. 10.
65
DDO, 6.5.1938, S. 7.
66
LZ, 22.7.1939, S. 6.
67
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 100.
68
K
OFLER
(wie Anm. 1), S. 100, 142, 217-218.
herrschaft der Kirche im Bezirk zu brechen.
Man griff in den Aufgabenbereich der Geist-
lichen ein: Die Partei führte Sammlungen
durch und die Zivilehe und -scheidung
wurde neben der kirchlichen möglich ge-
macht. Außerdem wurde versucht, durch das
Einheben von Kirchenbeiträgen, Austritte
aus der kirchlichen Institution zu fördern. In
Osttirol war diese Maßnahme nicht beson-
ders erfolgreich. Schließlich wurden reli-
giöse Feiertage abgeschafft und in das
Brauchtum der Prozessionen eingegriffen.
60
So bemerkte auch die Chronikschreiberin
der Dominikanerinnen in Lienz, dass
„die
Feindlichkeiten der Kirche gegenüber
[…]
immer mehr zu
[nähmen]“.
61
Personen, die nicht aufgrund ihrer
Gruppenzugehörigkeit, sondern wegen
ihres „schädigenden Verhaltens“ aus der
„Volksgemeinschaft“ exkludiert wurden,
bezeichnete man als „Volksschädlinge“.
So wurde ein Mann aus Huben aus der
DAF ausgeschlossen, da er im betrunke-
nen Zustand die Partei und ihre Repräsen-
tanten beschimpft hatte. Dadurch verlor er
seinen Arbeitsplatz, die LZ schrieb dazu:
„Dieser Ausschluß zeigt, daß die Partei
nicht gewillt ist, charakteristisch minder-
wertige Elemente, sei es nun in den Ver-
bänden oder Gliederungen, zu dulden.“
62
Auch so genannte „arbeitsscheue Ele-
mente“ wurden ausgegrenzt. So überwies
der Lienzer Bürgermeister 1939 zwei Ost-
tiroler in ein „Arbeitslager“.
63
„Volksschädling“ war auch, wer Ge-
rüchte verbreitete
64
oder unvorsichtig und
leichtsinnig Auto fuhr. So mahnte DDO:
„Jeder Verkehrsunfall schädigt nicht nur
unmittelbar Verwandte, er schädigt auch
die Volksgemeinschaft.“
65
Denn wer alko-
holisiert ein Auto steuern würde, wäre ein
„Mörder an der Volksgemeinschaft“.
66
Fazit
Durch soziale In- und Exklusion wollten
die Nationalsozialisten in Osttirol – wie im
gesamten „Reich“ – eine „NS-Volksge-
meinschaft“ errichten, die einerseits ihre
Herrschaft absichern und andererseits die
Bevölkerung für ihre Ziele mobilisieren
sollte. Dazu wurde von den NS-Organisa-
tionen eine Vielzahl von Maßnahmen ge-
setzt, die die vornationalsozialistische Ge-
sellschaft völlig umkrempeln sollten.
Waren diese erfolgreich?
Grundsätzlich kann man von einer an-
fänglichen Euphorie für das Regime spre-
chen.
67
Nach dieser „Anschlussbegeiste-
rung“ ist für den Sommer und Herbst 1938
ein erster Meinungsumschwung festzustel-
len, für den die Angliederung des Bezirks
Lienz an Kärnten und die damit einher-
gehende Nicht-Lösung der „Südtirolfrage“
verantwortlich zu sein scheint. Zusätzlich
wurde zunehmend der Bereich der Religio-
sität berührt, worauf besonders die Landbe-
völkerung sensibel reagierte. Es kam zu
ersten Protestverhalten und Unmutsäuße-
rungen. Laut Martin Kofler wählten die
meisten Osttiroler – trotz umfangreicher
NS-Bemühungen zur Herstellung einer
„Volksgemeinschaft“ – bis zum Kriegaus-
bruch im September 1939 eine Position
zum Regime „irgendwo zwischen Akzep-
tanz und Distanz“, eher noch auf der Seite
der Akzeptanz. Verantwortlich dafür war die
katholische Kirche, die gegen die NS-Ideo-
logie immunisierend zu wirken schien, am
ehesten gelang es dem Regime noch in der
„Kreisstadt“ Lienz Fuß zu fassen. In den
Dorfgemeinden hingegen war der Einfluss
der Kirche zu stark.
68
Die „Volksgemein-
schaft“ wurde trotzdem weiterhin intensiv
beschworen und mit dem Beginn des Zwei-
ten Weltkriegs zu einer „Kampf-, Wehr-,
und Schicksalsgemeinschaft“ umgedeutet.
Alle Reproduktionen aus
„Der Deutsche Osttiroler“ und „Lienzer
Zeitung“: Markus Wurzer
OSTTIROLER
NUMMER 7/2013
4
HEIMATBLÄTTER
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren ver-
antwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer: Markus
Wurzer, Morellenfeldgasse 25/3, A-8010 Graz.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
Nationalsozialistische Maifeier in Sillian 1939. (LZ, 6.5.1939)