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Den oberen Abschluss bilden zwei aus dem
Gewölbezwickel herabhängende Bou-
quetts (mit Äpfeln und Blüten). Die drei-
eckigen Gewölbefelder in der Längsachse
des Kirchenschiffes zeigen stilisierte, von
volutenförmig angelegten Akanthusranken
gerahmte Füllhörner mit Bouquetts
(Trauben und Blüten), in den Seitenzwi-
ckeln ebenfalls Bouquetts und volutenför-
mige Ranken mit Tulpensträußen, die sich
nach oben gleichartig fortsetzen. Den obe-
ren Abschluss bilden wiederum zwei her-
abhängende Bouquetts. In den Gewölbe-
feldern der Stichkappen finden sich eben-
falls Bouquetts, volutenförmig angelegte
Akanthusranken, wiederum ein Bouquett ,
zwei C-Schnörkel mit mittig gesetztem
Kopf und darüber als Abschluss ein Korb
mit Bouquett und Volutenranken. Der
Schlussstein im Presbyterium zeigt ein
Marienmonogramm, jene im Langhaus das
Monogramm Christi und des hl. Joseph.
Am Chorbogen ist eine zweigeteilte Kar-
tusche mit den geistlichen und weltlichen
Symbolen des Fürstbistums Brixen
(Lamm mit Kreuzfahne bzw. Adler mit
Szepter) zu sehen, die von einer Mitra, der
Krümme eines Bischofsstabes, und dem
Griff eines Schwertes bekrönt werden. An
der südlichen Längswand befinden sich
zwei ganzfigurige Darstellungen der bei-
den Märtyrer Laurentius und Sebastian,
die in statuarischer Haltung und Halbpro-
filansicht wiedergegeben sind. Laurentius,
traditionsgemäß als Diakon mit Albe und
Dalmatika bekleidet, hält in den Händen
eine Palme bzw. ein aufgeschlagenes
Buch, hinter ihm ist ein aufgestellter Rost
abgebildet. Der bekrönte (ikonographisch
seltene Darstellung!) heilige Sebastian
trägt über dem Brustharnisch einen wal-
lenden Umhang und hält als Attribute zwei
Pfeile und einen Palmzweig. Die maleri-
sche Ausstattung komplettieren die eben-
falls gemalten Apostelzeichen, deren
Blattkränze mit Schleifen versehen sind
und ein eingeschriebenes Kreuz mit drei-
passförmigen Enden aufweisen.
Oberhalb des Durchbruchs zur Seiten-
kapelle fanden sich anlässlich der Restau-
rierung Reste eines gemalten Baldachins,
die auf Grund ihres fragmentarischen Zu-
standes wieder übertüncht wurden. An der
Altarwand der Seitenkapelle ist ein gemal-
ter Landschaftshintergrund mit Stadtpano-
rama und Baldachinrahmung zu sehen, der
wohl um 1721/23 durch den erwähnten
Brunecker Maler ausgeführt wurde.
Während die um 1874 entstandenen Kir-
chenfenster im Langhaus lediglich als Ta-
petenfenster ausgeführt wurden, zeigt das
hochrechteckige, wohl sekundär vergrö-
ßerte Fenster in der Marienkapelle eine ge-
krönte Madonna mit Kind, bei der es sich
um eine Darstellung des Gnadenbildes der
Filial- und Wallfahrtskirche Mariae Him-
melfahrt in Asch handelt, die 1928 durch
die Tiroler Glasmalereianstalt ausgeführt
wurde
17
.
Der Fußboden im Kirchenschiff wird aus
historistischen, roten und ockerfarbenen,
im diagonalen Schachbrettmuster verlegten
Betonplatten, im Presbyterium aus Sechs-
ecken und Rauten in den Farben ocker,
schwarz und rot gebildet, in der Seiten-
kapelle wurden sekundär wiederverwen-
dete gleichartige Platten aus der Filialkir-
che zur hl. Helena in Oberlienz verlegt.
1653 wird ein der hl. Margareth ge-
weihter Hochaltar erstmals urkundlich er-
wähnt, 1738 verfügt die Kirche bereits
über drei Altäre: den Hochaltar zu Ehren
der hl. Margareth, einen dem hl. Antonius
geweihten Seitenaltar und den Altar zu
Ehren des „allerheiligsten Leidens
Christi und seiner schmerzhaften Mutter“
in der Seitenkapelle
18
. Im Zuge der Re-
gotisierung der Kirche um 1874 wurden
beide Altäre im Kirchenschiff entfernt und
ein neuer, dem hl. Antonius von Padua ge-
weihter Hochaltar aufgestellt, in dem die
ehemalige Kirchenpatronin nur mehr im
Auszug aufscheint.
Der heutige, aus dem dritten Viertel des
19. Jahrhunderts stammende, polychrom
gefasste und partiell vergoldete Hochaltar
zeigt einen ziborienartigen Aufbau mit
Mensa, hoher Predellazone mit vorsprin-
gendem Tabernakel, schreinartig vertief-
tem, von zwei flügelartigen Seitenteilen
flankiertem Mittelteil und Gesprenge und
weist in den Feldern schablonierten orna-
mentalen Dekor und Blendmaßwerk auf.
Der aus zwei übereinanderliegenden Ni-
schen bestehende Mittelteil des Altarauf-
baues wird von Seitenteilen mit Blend-
maßwerk,
Kielbogenabschluss
und
schräg angestellten Strebepfeilern, flan-
kiert. In der spitzbogig geschlossenen grö-
ßeren unteren Nische befindet sich die Sta-
tue des Kirchenpatrons mit Jesuskind und
Lilie, in der darüberliegenden Nische
Figur der hl. Katharina mit Drachen und
Palmzweig. Der vorgesetzte Tabernakel
wird von Rundsäulen flankiert und fialen-
artig abgeschlossen, das Tabernakeltür-
chen zeigt eine Kopie des Gnadenbildes
„Maria Mutter der immerwährenden
Hilfe“ und ein geschnitztes Kruzifix.
Der Altar in der Seitenkapelle weist
einen teils gemalten, teils vollplastisch ge-
schnitzten Aufbau auf, der um 1721/1723
entstand und dem Brunecker Bildhauer
Michael Anrater zugeschrieben wird
19
. Die
gemauerte Mensa birgt eine leere Grab-
nische. Flankierende stehende Engel mit
Nummer 3 –– 68. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Votivtafel, die sich auf ein Brandunglück des Jahres 1739 bezieht.
Altar der Seitenkapelle von 1721/1723 mit gemaltem und vollplas-
tisch gearbeitetem Aufbau.