Seite 4 - H_2000_06-07

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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
68. Jahrgang –– Nummer 6-7
glatt, unten kahl, Frucht gestielt, Stiel etwa
so lang wie die Frucht, Früchte gut süß
und saftig. Von vielen Vögeln und auch
Hausschweinen gerne gefressen. – Wich-
tigste Verwendung seit Jahrtausenden bis
heute: Larven des Seidenspinners werden
mit den Blättern gefüttert, weil diese nicht
so hart und behaart sind wie bei den ande-
ren Arten. In Österreich wurde der Anbau
von Kaiserin Maria-Theresia gefördert, der
Baum auch als Alleebaum verwendet.
Daraus auch noch ein Rest von Mitteilun-
gen, wonach an der jetzigen Hauptschule
Egger-Lienz (früher HS Zentrum) in den
Jahren nach dem Ersten Weltkrieg Sei-
denraupenzuchten vorhanden waren.
Scheinbar letzter Baum dazu: Lienz,
südlich Gh. Falken mitten im Feld 1983
und 1988 registriert, der relativ kleine
Baum steht immer noch, hoffentlich wird
er nicht auf einmal jemandem lästig oder
unnotwendig.
Schwarzer Maulbeerbaum
(Morus
nigra): Baum mit Winterschutz im Kalt-
haus, Blütezeit Mai, Nutzpflanze; Trans-
kaukasien, Vorderasien, in Südeuropa, im
Mittelmeerraum und in den südöstlichen
USA eingebürgert. – Laubblätter oberseits
rauh, unten flaumhaarig, Fruchtstand
schwarzpurpur und sitzend (also nicht ge-
stielt), Früchte wohlschmeckend, als
Zier- und Obstbaum kultiviert. – In Ostti-
rol bisher kein Baum bekannt, könnte aber
in Wintergärten oder Gewächshäusern ge-
deihen oder bereits vorkommen.
Roter Maulbeerbaum
(Morus rubra):
Baum, Blüte im Mai, Nutzpflanze; Nord-
amerika: Vermont bis Ontario und Süd-
dakota, südlich bis Florida, Texas und den
Bermudas.
In Österreich selten gepflanzt: Laub-
blätter unterseits weichhaarig (s. Kopie der
Herbarpflanze), Fruchtstand schön auffal-
lend rot, aufrechtstehend und lang gestielt.
Männliche und weibliche Blüten wach-
sen getrennt auf einem Strauch. Nach der
Bestäubung bzw. Befruchtung umhüllen
die Blütenblätter die kleinen Nüsse und
werden fleischig, je nach Art auch anders
gefärbt, abhängig vom Anthocyangehalt.
Die Frucht zählt zu den Nussfruchtver-
bänden, ist also keine Sammelfrucht wie
die ähnlichen Brombeeren oder Him-
beeren.
Aus den Früchten der Schwarzen
Maulbeere werden verschiedene Gerichte
erzeugt: Maulbeersirup im Libanon,
Maulbeermarmelade in Sri Lanka, Maul-
beerpie (Pastete in England) oder Maul-
beerkuchen.
Die Form dieser Fruchtstände hat in der
Zoologie zum Begriff der „Morula“ oder
Morulastadium bzw. Maulbeerkeim ge-
führt: Entwicklungsstufe bei vielzelligen
Tieren nach der Befruchtung über viele
Zellteilungen zu einem scheinbar unge-
ordneten Zellhaufen mit kugelförmiger
Anordnung, danach weitere Differenzie-
rung zu den einzelnen Organen und
Körperformen (vereinfacht umschrieben,
alle Abschnitte im mikroskopischen Be-
reich).
Die sehr artenreiche Familie der Blatt-
oder Laubkäfer (Chrysomelidae: weltweit
etwa 35.000, in Mitteleuropa nur 500
Arten) umfasst kleine bis mittelgroße, oft
bunte, glänzende Formen, die fast alle
Pflanzenfresser sind, viele Arten daher als
Schädlinge unerwünscht.
Einige dieser Tiere sind sehr bekannt:
Kartoffel- oder Koloradokäfer (stammt
vom USA-Staat Colorado), das Spargel-
hähnchen an Spargelarten in Gärten, ver-
schieden gefärbte Alpenblattkäfer neben
den Wanderwegen auf Blattpflanzen sit-
zend, zahlreiche kleinere „Blattflöhe“, be-
nannt nach ihrem Sprungvermögen durch
verdickte Hinterschenkel, vielfach spezia-
lisiert auf bestimmte Pflanzen und
manchmal schädlich.
In Osttirol sind aus dieser Käferfamilie
gut 150 verschiedene Arten bekannt, ei-
nige weitere sind noch zu erwarten. Von
mehreren seltenen Arten kennt man die ge-
nauere Lebensweise noch zu wenig, an-
dere Arten z. B. Schilfkäfer sind wegen
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol
Ausgewählte Formen von Pflanzen-
Fraßspuren einzelner Insekten
Abb. 7: Hundsrose (Rosa canina, det. Zielinski, Naturhistori-
sches Museum Wien), Blattfraß vom Rüsselkäfer Phyllobius ar-
borator: Hochstein bei Lienz, 1.900 m, 19. 8. 1979.
Abb. 1: Ampferblatt-Käfer-Fraßspuren an Alpen-
Ampfer: Osttirol, Kalkstein, Alfen-Alm, 1.700 m, Juli 1982;
Kopie von Herbar-Blatt.